Atrophy – Asylum

Die Rückkehr einer Thrash Metal Institution

Artist: Atrophy

Herkunft: USA

Album: Asylum

Spiellänge: 44:16 Minuten

Genre: Thrash Metal

Release: 15.03.2024

Label: Massacre Records

Link: https://www.facebook.com/atrophyofficial

Bandmitglieder:

Gesang – Brian Zimmermann
Gitarre – Mark Coglan
Gitarre – Nathan Montalvo
Bassgitarre – Josh Gibbs
Schlagzeug – Alex Bosson

Tracklist:

1. Punishment For All
2. High Anxiety
3. Seeds Of Sorrow
4. Distortion
5. Bleeding Out
6. American Dream
7. Close My Eyes
8. The Apostle
9. Five Minutes ‘Til Suicide

Die Burschen von Atrophy aus Tucson, Arizona sind auch nicht kleinzukriegen und das ist gut so. 1986 starteten sie unter dem Banner Heresy, nannten sich dann 1987 in Atrophy um und seitdem sind sie dabei. Okay, von 1997 bis 2015 legte man eine kurze Pause ein und danach ging es auch nicht wirklich vorwärts, aber ansonsten voll dabei, hehe. 1988 erschien das Debütalbum namens Socialized Hate und 1990 Album Nummer zwei namens Violent By Nature, welches damals gut bei der Meute ankam. Keine 34 Jahre später folgt nun also der dritte Streich. Sänger Brian Zimmermann ist der letzte Übriggebliebene und seit 2021 hat er sich eine neue Mannschaft zusammengestellt. Lunar und Helion Prime Drummer Alex Bosson kam als Letztes im Jahre 2024 dazu.

Gleich die ersten Töne lassen Erinnerungen an die alte Zeit wach werden. Als jemand, der Mitte der Achtziger anfing, Metal zu hören, hört man diese Klänge immer wieder gerne. Kleine Trommelwirbel und dann ab ins Gedresche. So geht es los bei Punishment For All, dem Opener. Geiles Riff und typisches Ami-Thrash-Tempo. Im Uptempo (für damalige) Verhältnisse und aggressiven Vocals schreitet man vorwärts. Ein grooviger Midtempo-Refrainpart gesellt sich dazu. Die Stimme verändert sich ein wenig, es wird sogar ein wenig technisch, aber alles im gesteckten Rahmen. Hier gibt es natürlich genug Platz zum Bangen. Kurze Tempoverschärfung und dann wieder ab in den Midtempo-Groovepart. Dann wird es langsam, es erfolgt ein Break und ein melodisches Solo erblickt das Licht der Welt. Kombiniert mit immer wieder stoppenden Drumeinheiten klingt es echt lecker. Nun groovt man wieder und verschärft ein wenig das Tempo. Stakkato-Riffs gesellen sich dazu, ein fieser Schrei erklingt und so schreitet man dem Ende entgegen. Kann man nichts verkehrt machen. Ami Thrash der alten Schule läuft eben immer. Hinzu kommt ein wirklich fetter Sound, der das Ganze in ein sehr druckvolles Korsett quetscht.

Auch der nachfolgende Song High Anxiety geht diese Richtung. Langsam baut man den Song auf und dann drischt und groovt man wie die Wilden. Und natürlich darf dieses eine Solo nicht fehlen. Dieses ist sehr melodisch und vor allem geil und es bleibt hängen. Dann fährt man im typischen Stil fort. Schöne Uftata-Momente und Tempoverschärfungen bestimmen den Alltag. Immer mit einem gewissen Drive versehen, ohne wirklich schnell zu werden. Die Drums verschleppen immer wieder, stoppen zwischendurch und der Gesang setzt dann in den kurzen Pausen ein. Sehr cool. Am Ende gibt es noch einen melodischen Part mit chorähnlicher Einlage und kurzem Sprechgesang.

Ich mochte es schon immer, wenn die Gitarren vorspielen und die Drums nur betonen, um dann das Unwetter einzuläuten. So auch bei Seeds Of Sorrow. Klaro, richtig schnell werden die Burschen von Atrophy nicht und waren sie auch nie und darauf haben sie nie den Fokus gelegt, aber trotzdem lassen sie ganz schön Dampf ab, um dann ihrer Haupttätigkeit nachzukommen, dem groovigen Thrash. Aber immer mit einer gewissen Power versehen. Das macht die ganze Geschichte für mich sehr interessant. Diese old schoolen Vibes mit einigen technischen Spielereien versehen und dazu ein wenig Ästhetik und fertig ist eine echt angenehme Unterhaltungseinheit. Diese Riffs sind schon einfach nur geil, kann man nicht anders sagen. Läuft sehr gut rein. Und dann immer diese melodischen Zwischenparts, die schon ein wenig etwas von Helloween haben. Stark. Hinzu kommt ein Banggroover, der es absolut in sich hat. Die Vocals sprechen natürlich für sich. Vielleicht ein klein wenig zu lang, aber ansonsten ein echtes Pfund! Der Song wurde übrigens von den Massenerschießungen in den USA inspiriert.

Obwohl man die Mannschaft quasi komplett ausgetauscht hat, hört und spürt man die Handschrift von Atrophy und nicht nur im stimmlichen Sektor, den Brian Zimmermann gekonnt wie eh und je ausfüllt, sondern auch im musikalischen und songwriterischen Bereich. Muss man nach so langer Pause erst einmal hinbekommen. Wahrscheinlich geht es aber auch nicht anders und das ist auch gut so, hehe. Das Album kann man so durchlaufen lassen und es wird einem zu keinem Zeitpunkt irgendwie langweilig.

Klaro gibt es auch Songs wie The Apostle, die ein wenig an einem vorbeiziehen und das Riffing einem natürlich sehr bekannt vorkommt, aber ansonsten macht man als Thrash Metal Fan mit diesem Kauf nicht wirklich etwas verkehrt. Und richtig geil finde ich tatsächlich noch den Gesang von Brian, welcher sehr intensiv und kraftvoll ist.

Auch dieser verträumte cleane Anfang und auch der Rest des Songs von Five Minutes ‘Til Suicide begeistern mich durchaus.

Atrophy – Asylum
Fazit
Wer auf Thrash Metal der alten Schule abfährt und die ersten beiden Alben von Atrophy in den Achtzigern mochte, wird auch 34 Jahre später nicht enttäuscht werden. Dieses Gefühl für Rhythmus kann man nicht verlernen. Hier wird gedroschen und gegroovt und das Feeling der alten Zeit extrem aufrechterhalten, ohne eingerostet zu klingen. Amerikanischer Thrash Metal, so wie er klingen muss. Wer weiß, was aus ihnen geworden wäre, wären sie am Ball geblieben. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Gutes Album!

Anspieltipps: Punishment For All und Seeds Of Sorrow
Michael E.
8.3
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