Betontod, 09.12.2017 im Max Nachttheater, Kiel

“Punkrock vom Feinsten!“

Eventname: Betontod: Revolution Tour 2017, Teil 2

Headliner: Betontod

Vorband: Turbobier

Ort: Max Nachttheater, Kiel

Datum: 09.12.2017

Kosten:  28,80 € VVK,  30,00 € AK

Genre: Punk Rock

Besucher: ca. 900

Veranstalter: Max Nachtheater

Link: http://www.max-kiel.de/

http://www.kreml-krauts.de/

http://www.betontod.de/

Setlisten:

  1. Intro
  2. Feuerwehrfestl
  3. Flaschenpfand
  4. I Hoss Olle Leit
  5. Verliebt In Einen Kiwara
  6. Die Bierpartei
  7. Insel Muss Insel Bleiben
  8. Arbeitslos
  9. Fußboiplätz

  1. Gloria
  2. Revolution
  3. Flügel Aus Stahl
  4. Küss Mich
  5. Generation X
  6. Alles
  7. Keine Popsongs
  8. Schwarzes Blut
  9. Mein Letzter Tag
  10. Kinder Des Zorns
  11. Dagegenstehen
  12. Ihr Könnt Mich
  13. Herz An Herz
  14. Bambule Und Randale
  15. Ich Nehme Dich Mit
  16. Freunde
  17. Traum Von Freiheit
  18. Glück Auf
  19. Viva Punk
  20. Wind
  21. Im Himmel
  22. Hömmasammawomma
  23. Ich Bereue Nichts
  24. Auf Eine Gute Zeit

 

Betontod machen auf ihrer Revolution Tour 2017 auch in Kiel Station. Wer schnörkellosen Punkrock mag, die Toten Hosen zu kommerziell und die Onkelz zu polarisierend findet, der ist hier richtig aufgehoben. Die fünf Rheinberger gibt es bereits seit 1990 und ihr Schaffen war und ist auf unzähligen Liveauftritten, das 1000ste am 17. Dezember 2016, zu bewundern und auf diversen CDs anzuhören. Der letzte große Auftritt war dieses Jahr in Wacken und auch zur Kieler Woche 2017 waren sie als Gast zugegen. Heute nun das komplette Programm und dazu ein fast ausverkauftes Max Nachttheater (waren wir nicht gerade erst hier bei Kärbholz und Haudegen)? Die etwas über 900 zahlenden Zuschauer bekommen aber zunächst den Support Turbobier aus Österreich zu hören. Wie der Name es schon sagt, dreht sich hierbei alles um das Gebräu. Sie singen nicht nur über Flaschenpfand oder Die Bierpartei ÖBP (die gibt’s wirklich) sondern zelebrieren dies auch auf der Bühne. So verwundert es kaum, dass an den Mikrofonständern in den extra montierten Bierflaschenhaltern, das eigene Bier steckt und dieses rege genossen wird. Das Bier ist übrigens lecker, wie wir nach der Show feststellen. Leider gibt es das nur in Österreich in ausgesuchten Spar Läden oder zum Bestellen auf der eigenen Homepage in der 5 Liter Fass Edition.

Sänger Marco Pogo versucht mit viel Elan die Menschen zu animieren. Das klappt nur bedingt. Es mag an der Sprache liegen, österreichisch ist nicht gleich deutsch und der österreichische Humor wird nicht verstanden. Es kann aber auch daran liegen, dass sie beim Publikum einfach nicht ankommen. Bis auf wenige Ausnahmen in der ersten Reihe ist die Resonanz eher mau. Vielleicht hätten sie es nach ein oder zwei versuchten Bespaßungen dabei belassen sollen. Einfach mal Fresse halten und das Programm runterspielen. Die Musik ist nicht übel und die Mitstreiter an Gitarre, Bass und Schlagzeug machen einen guten Job. Highlight ist dann der Track Arbeitslos Durch Den Tag. Die Helene Fischer Persiflage hat immerhin in Österreich und auf You Tube einen riesen Erfolg und auch hier klappt der Refrain problemlos. Atemlos und Arbeitslos passt einfach und das kann jeder mitsingen. Somit verabschieden sich die Turbobiere nach einer knappen Dreiviertelstunde mit Fußboiplätz.

Kurz nach 20.00 Uhr beginnen dann Betontod mit Gloria. Revolution, der Titel, der dieser Tour den Namen gibt, schließt sich nahtlos an und zeigt, was die Punkrocker alles können. Es gibt direkt auf die Ohren und das nicht zu knapp. Auch im 27sten Jahr ihres Bestehens machen sie kompromisslosen Deutsch Punk Rock. Wenn sie auch nicht so groß geworden sind wie die Onkelz oder die Hosen, liefern sie dennoch eine beeindruckende Leistung ab. Der Raum springt und tanzt und feiert wie wild. Dabei sind die Stücke einfach gehalten. Drei, vier Akkorde, schnelles Tempo und Chöre zum Mitsingen. Dieses Rezept geht auf, vor allem, wenn aus Hunderten von Kehlen der Refrain lautstark mitgegrölt werden kann. Bassist Adam Dera und Schlagzeuger Maik Feldmann liefern die notwendigen harten Beats, Sänger Oliver Meister, vom Bewegungsablauf zeitweise an Campino erinnernd, schreit, singt und shoutet die Texte ins Publikum. Textlich handeln die Songs von Verbrüderung, wie in Freunde, dem Lebensstil der Punkszene, etwa in Wir Spielen Keine Popsongs oder auch Viva Punk oder von Politik- und Systemkritik, wie in Flügel Aus Stahl. Klar darf auch der Widerstand gegen Rechts nicht vergessen werden und in der akustischen Version von Dagegenstehen wird das deutlich zum Ausdruck gebracht. Mit Gefühl wird hier gegen den Hass reagiert. Diese Themen lassen die Zuschauer ein gehöriges Maß an Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln und das macht dann die Klasse der Musiker aus, die dies geschickt zu nutzen wissen. Dabei kommen die meisten Ansagen von Gitarrist Frank Vohwinkel, der auch gesanglich am Mikro tatkräftig unterstützt. Ob man ihnen immer die Aussagen abnimmt ist schwerlich zu prüfen. Immerhin sind die rebellischen Punker gereift und profitieren von den Bequemlichkeiten des Lebens.

Es wird warm in der Halle und das liegt nicht nur an der heißen Musik, sondern auch an dem ungebrochenen Bewegungsdrang der 900. Klar reizt der Rhythmus zu Bewegungen an und das wird ausgiebig genutzt. Bambule und Randale, Glück Auf, Im Himmel, oder der Zungenbrecher Hömmasammawomma lassen die Betriebstemperatur steigen. Die ersten Reihen sind in Bier und Schweiß gebadet und nicht wenige suchen im Laufe der zwei Stunden den Weg nach hinten, um der tanzenden Truppe und der Luftknappheit zu entkommen. Auch wir machen uns nach zwei Dritteln in den hinteren Hallenbereich auf und verfolgen den Rest des Auftrittes von der Bar aus. Das Set wird auch ohne Pause durchgespielt. Es gibt auch keinen klassischen Schluss und dann eine obligatorische Zugabe, sondern Betontod spielen einfach durch. Ich Bereue Nichts und Auf Eine Gute Zeit beenden diesen schweißtreibenden Abend. Somit wird hier genau das abgeliefert, was erwartet wurde. Zur Punk Party die passenden Punk Songs. Dazu vertraute Atmosphäre und lauter Gleichgesinnte.

Da auch heute wieder eine weitere Veranstaltung stattfindet, sind die Jungs von Betontod nicht mehr anzutreffen, wohl aber Turbobier, die hier Backstage einen sympathischen Eindruck hinterlassen. Etwas plauschen, ‘ne Bierverköstigung und auch die Ansage, dass sie im Februar nochmals in Kiel spielen werden. Ob wir hingehen? Fraglich.

Mein Fazit: Volle Breitseite Punkrock, bei dem die musikalische Vielfalt fehlt aber auch nicht gewollt und gefordert ist. Ausgepowerte Zuschauer – das ist etwas, was glücklich macht, wenn man zum Schluss in die zufriedenen Gesichter schaut. Wer was anderes will, der gehe zum Weihnachtskonzert in die Kirche. Leider auch hier wieder die Qual der Wahl mit dem richtigen Support.