Blutengel – Nemesis: The Best Of And Reworked

“Man sollte wissen, wann Schluss ist!”

Artist: Blutengel

Herkunft: Berlin, Deutschland

Album: Nemesis: The Best Of And Reworked

Genre: Gothic-Pop

Release: 26.02.2016

Label: Out Of Line

Tracklist:

  1. Vampire Romance (Reworked)
  2. Children Of The Night (Reworked)
  3. Behind The Mirror (Reworked)
  4. Soul Of Ice (Reworked)
  5. Die With You (Reworked)
  6. Black Roses (Reworked)
  7. Lucifer (Reworked)
  8. Der Spiegel (Reworked)
  9. Engelsblut (Reworked)
  10. Weg Zu Mir (Reworked)
  11. Bloody Pleasures (Reworked)
  12. Reich Mir Die Hand (Reworked)

Blutengel - Nemesis

Unglaublich aber wahr! Einer der “alten Hasen” der Gothic-Szene bringt nach 20 Jahren Bandgeschichte ein Best Of-Album raus. Ich muss zugeben, ich komme mir bei dem Gedanken, dass ich viele der Songs seit dem Erscheinungsdatum kenne, ein ganz kleines bisschen alt vor. Was war das damals für eine aufregend düstere Zeit. Jedes Wochenende versammelten wir uns in den dunkelsten Clubs der Stadt, wandelten in unseren dunkelromantischen Walle-Walle-Gewändern durch die Gänge, tranken Absinth und schwebten schwerfällig von der Melancholie betrunken (gut, meist war es eher der Absinth, der uns betrunken gemacht hat) über die Tanzfläche. Hach ja, was waren das für Zeiten.

Nun ja, wir sind alle älter geworden und nachdem die Cybergoths, Emos und Steampunks die Szene untergraben haben, bleibt nicht mehr so viel von der ursprünglichen Melancholie. Aber dieses Review soll kein nostalgischer Monolog werden. Ich habe die Best Of einer der Urgestalten der Gothicszene vor mir liegen. Nemesis: Best Of And Reworked von Blutengel. Alte Menschen wie ich kennen diese Kombo von früher und wissen um deren gespaltene Kritiker. Entweder man liebt sie oder man hasst sie. Ich muss zugeben: Auch ich muss meine Objektivität hier abgeben. Ich gehöre leider „Gothes“ zu den „Hatern”.

Ich mochte die Band noch nie. Viel zu oberflächlich, düster und kitschig waren und sind alle Lieder eher auf Mainstream aus. Von dem immer wieder gleich Klingenden mal ganz abgesehen. Kurz gesagt: Eine klischeehafte Ansammlung von Möchtegern-Grufti-Phrasen mit beliebiger Musikuntermalung.

Als würde das nicht genügen, hat Chris Pohl auch noch überall seine Finger im Spiel. Jede Band, die etwas von sich hält, lässt ihre Songs von ihm ‚remixen”, ständig legt er überall auf und spielt zu 90 % Songs von Blutengel oder von seinen gefühlt 100.000 Nebenprojekten. Fehlt nur noch, dass er eine Castingshow für Nachwuchsbands produziert und mit Musikkollegen eine Jury bildet. Aber Dieter Bohlen – sorry, ich meinte natürlich Chris Pohl – ist einfach nicht wegzubekommen. Nun also auch noch ein Best Of-Album mit neu arrangierten Stücken. Nun fein, dann wollen wir mal.

Wie erwähnt, ich konnte die “alten” Songs schon nicht leiden, daran hat sich leider auch nichts geändert. Ich habe wirklich versucht mit freien und neutralen Gedanken an das Album heranzugehen. Dennoch kann ich nichts Großartiges an Lyrics, Musikarrangements oder Gesang finden. Das „Remasterte” ist eher eine Verschlimmbesserung geworden!

Die Lyrics kann man natürlich schwer ändern. Tiefgründig poetische Schreibkunst und Wortwahl sucht man also immer noch vergebens. Die musikalischen Arrangements sind nun auch nichts Besonderes oder gar Neues. Natürlich sind Unterschiede da, allerdings hat es dem Song an sich nicht wirklich zu mehr „Glanz und Gloria” verholfen. Die Scheibe ist und bleibt eine für die Masse und auf Gewinn ausgelegte Sache. Man könnte fast vermuten, da wollte jemand mal wieder den Vertrieb ankurbeln und nicht in Vergessenheit geraten.

Die Band, oder besser gesagt Chris Pohl, hatte sicher ihre Höhepunkte und Glanzzeiten. Es ist aber zu raten, es dabei zu belassen und es gut sein zu lassen. Es gibt weitaus qualitativ hochwertigere Musiker und wirkliche Klangkünstler, denen man als “alter Hase” ruhigen Gewissens das Feld überlassen sollte!

Fazit: Wer Blutengel früher schon nicht mochte, braucht sich das Best Of And Reworked auch nicht noch antun!

Anspieltipps: Die With You (Reworked) und Black Roses (Reworked)
Martha K.
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