Bruce Dickinson – The Mandrake Project

Maidens Frontmann erneut auf Solo-Pfaden

Artist: Bruce Dickinson

Herkunft: Worksop, England

Album: The Mandrake Project

Spiellänge: 63:00 Minuten

Genre: Heavy Metal, Hard Rock

Release: 01.03.2024

Label: BMG

Format: Vinyl, CD, Download

Link: The Mandrake Project

Bandmitglieder:

Gesang —  Bruce Dickinson
Gitarre — Roy Z
Bass – Tanya O’Callaghan
Schlagzeug — Dave Moreno
Tasteninstrumente — Maestro Mistheria

Tracklist:

  1. Afterglow Of Ragnarok
  2. Many Doors To Hell
  3. Rain On The Graves
  4. Resurrection Men
  5. Fingers In The Wounds
  6. Eternetiy Has Failed
  7. Mistress Of Mercy
  8. Shadow Of The Gods
  9. Sonata (Immortal Beloved)

Da ist sie nun, die mit Spannung erwartete siebte Soloplatte des Iron Maiden Frontmannes. Fast zwanzig Jahre nach Tyranny Of Souls hat Dickinson zusammen mit Roy Z ein komplexes Werk geschaffen, das sich musikalisch über weite Strecken sehen und vor allem hören lassen kann. Neben Bruce Dickinson hatte auch Roy einen maßgeblichen Anteil am Songwriting und zeichnet zusätzlich verantwortlich für die Produktion. Beide kennen sich seit Beginn der Soloaktivitäten von Bruce, denn Roy hat in seiner Begleitband die Gitarre geschwungen. Bereits im Vorfeld wurde die erste Single-Auskopplung Afterglow Of Ragnarok gelobt und auch die zweite Single Rain On The Graves sorgte für eine hohe Beachtung. Trotzdem ist bisher noch nicht ganz klar, in welche Richtung sich das Album entwickeln wird. Zusätzlich zum Album wird es eine von Bruce kreierte Comicfolge geben, die nicht nur Song-begleitend sein soll, sondern auch die Geschichte weiterführen wird. Die Texte stammen von Tony Lee, gezeichnet hat es Staz Johnson und erscheinen wird dieses in zwölf Episoden in drei Graphic Novels über Z 2 Comics, für den Sammler. Der erste Band kann bereits in diversen Formaten vorbestellt werden, unter anderem auch in einer speziellen Version inkl. der CD.  Mir liegt jetzt also die gesamte Platte vor und ich bin gespannt auf die restlichen Songs.

Der erste Durchgang beginnt mit dem bereits bekannten Afterglow Of Ragnarok, das auf der norwegischen Mythologie und dem Ende der Welt basiert. In dieser Version wird aber ein winziger Schimmer der Hoffnung auf Wiedergeburt und Erneuerung gegeben. Musikalisch gibt es kräftige Vocals, komplexe Gitarrenklänge und einen leicht spacigen Sound. An einigen Stellen wirkt es etwas abgehoben, aber auch wieder gewohnt bekannt und mit einem starken Refrain versehen. Bereits der zweite Track, Many Doors To Hell, wartet mit einem anderen Ansatz auf. Orgel bestimmt den Sound und das ist schon fast stadiontauglich, dazu ein bärenstarker mehrstimmiger Refrain. Leicht groovig werden die verschiedenen Zutrittsmöglichkeiten zur Hölle betrachtet, was sich hervorragend auf unsere täglichen Entscheidungen und den damit verbundenen, manchmal auch gefährlichen Ergebnissen adaptieren lässt. Die zweite Single-Auskopplung, Rain On Graves, setzt die noch nicht ganz klare Richtung der Scheibe fort. Allerdings wird ab Minute 1:30 in gewohnten Gefilden gespielt. Das kommt bekannt vor und so wollen wir es eigentlich auch. Auch wenn sich der Track nicht wirklich als eingängig bezeichnen lässt, hat er etwas. Allein das Timbre von Bruce macht vieles wett. Auch gitarrenmäßig ist Roy Z weit vorne. Auffällig ist der nicht ganz klare Sound, etwas dunkler und rauer tönt es aus den Boxen.

Schaurig geht es bei Ressurection Men zu, in dem Grabräuber Leichen für medizinische Zwecke ausbuddeln. Übergeordnet steht es für Themen wie Leben, Tod und dem Streben nach verbotenem Wissen. Der galoppierende Mittelteil enthält einige Westernklänge, die zunächst etwas verwirrend sind. Dickinsons ausdrucksstarke Stimme vermag das aber schnell kompensieren. Die über sechs Minuten vergehen schnell und zeigen, dass der Song funktioniert. Fingers In The Wounds hat dann im Mittelteil leicht orientalische Vibes und bezieht sich auf den Apostel Thomas, der die Wunden von Jesus berühren muss, um zu glauben, dass sie echt sind. Der kurze Track fängt einen schnell ein und bleibt in Erinnerung. Streicher und Piano werden auch hier mal wieder dezent und wirkungsvoll eingesetzt. Wer beim nächsten Track sagt, das kenne ich, liegt richtig. If Eternity Should Fail (hier heißt der Song Eternity Has Failed) von Book Of Souls in abgewandelter Form ist zu hören. Der war auch als B-Seite auf der ersten Single vertreten. Hier ist dann die eigentlich nicht gewollte Nähe zu Maiden schon sehr deutlich, auch wenn es mit einem Flötenspiel beginnt. Eindrucksvoll, wie eigentlich immer, ist die Gesangsleistung von Dickinson, der an dieser Stelle den Instrumenten den Opener bereitet. Der gesamte Track kommt wesentlich komplexer rüber als bei Maidens The Book Of Souls. Mistress Of Mercy ist der für mich unzugänglichste Song auf dem Album. Er erschließt sich mir nicht wirklich. Bei mehrmaligem Hören bewundere ich zwar die Gitarrenarbeit, aber der Track wirkt sperrig und nicht aus einem Guss, auch wenn er in Richtung des 97er-Albums Accident Of Birth tendiert. Dafür wird es mit Face In The Mirror richtig geil. Ein ruhigerer Song, der sich um die Konfrontation mit den inneren Dämonen dreht. Die eingängige Melodie lässt Erinnerungen an Tracks wie Tear Of The Dragon oder Navigate The Seas Of The Sun wach werden. Bei Shadow Of The Gods wird noch einer draufgesetzt. Die „Götterschatten“ erstrecken sich über unterschiedliche Tempi.  Zunächst gesanglich eine balladeske mega Leistung in den ersten drei Minuten. Danach wird es etwas schneller und dynamischer. Roy Z darf sein Können erneut unter Beweis stellen und der kompakte Song zeigt die kompositorische Leistung der Akteure. Mit einer meiner Favoriten. Und dann kommt noch eine Steigerung. Sonata ist eine symphonische Reise, bei der sich alles auf die gesanglichen Künste fokussiert. Alle Register werden gezogen und das führt dazu, dass er mein Top-Song auf der Platte ist – das geht schon fast ins Epische und ist symphonisch und theatralisch. Bin gespannt, wie das live umgesetzt wird. Tja, und dann ist nach etwas über einer Stunde alles vorbei. 

Bruce Dickinson – The Mandrake Project
Fazit
Den hohen Erwartungen wird das Album nicht ganz gerecht. Ohne Zweifel ein gutes Album mit starken Songs, aber auch nicht ganz klar strukturiert. Die drei ruhigeren Stücke ans Ende zu packen ist vielleicht dramaturgisch nicht ganz geschickt, auch wenn es für mich mit die besten Songs des Albums sind. Aber ein schneller Track am Ende hätte vielleicht für mehr Aufmerksamkeit und Nachhaltigkeit gesorgt. Aber nach mehrmaligem Hören ist genügend Erinnerungsmaterial vorhanden. Insgesamt macht die Platte einen guten Eindruck. Die Produktion ist eher rau gehalten, was aber nicht unbedingt hinderlich für den Hörgenuss ist. Wer Bruce Dickinson in der Vergangenheit schon mochte, kann hier bedenkenlos zugreifen. Höchstpunktzahl kann ich nicht vergeben, da es mich an der einen oder anderen Stelle nicht überzeugt.
<br< Anspieltipps: Sonata, Shadow Of The Gods und Ressurection Men
Kay L.
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