Castle Rat + Daevar am 21.10.2025 im Club Volta in Köln

Fantastischer Doom-Abend im ausverkauften Club Volta

Bands: Castle Rat, Daevar

Ort: Club Volta, Schanzenstr. 6 – 20, Gebäude 2.10, 51063 Köln

Datum: 21.10.2025

Kosten: 28,20 € VVK

Genre: Fantasy Doom Metal, Stoner Doom, Grunge

Veranstalter: Sound Of Liberation

Link: https://www.facebook.com/events

Castle Rat, Club Volta Köln 2025, Pic by Big Simonski

Heute geht es mal wieder in den Club Volta nach Köln. Dort erwarten uns Castle Rat und als Support die wunderbaren Daevar. Beides für mich keine Unbekannten. Am Veranstaltungsort angekommen, sehen wir direkt einmal eine lange Menschenschlange in Richtung Club Volt / Carlswerk Victoria. Da geht kaum noch was. Hintergrund ist, dass im Carlswerk Victoria ebenfalls eine Veranstaltung ist und die ist genauso ausverkauft wie das Event im Club Volta.

Trotz allen Andrangs geht es dann schnell in den Club. Da geht es auch schon recht zügig los. Auf der Bühne: Daevar, das Kölner Stoner-Doom-Trio, das in Rekordzeit vom Geheimtipp zum festen Bestandteil der europäischen Stoner- und Doom-Szene aufgestiegen ist. Nach der Veröffentlichung ihres dritten Albums Sub Rosa im März dieses Jahres geben sie in ihrer Heimatstadt ein Statement ab – laut, düster und voller Nachdruck. Bereits mit Delirious Rites (2023) und dem Nachfolger Amber Eyes (2024) hatten sich Daevar Respekt und Gehör verschafft. Doch mit Sub Rosa, erneut aufgenommen im Hidden Planet Studio bei Jan Oberg in Berlin, wirkt alles noch fokussierter, dichter, zwingender. Live setzen sie das heute beeindruckend konsequent um.

Daevar, Club Volta Köln 2025, Pic by Big Simonski

Kein Warm-up, keine Unsicherheit – von der ersten Sekunde an liefert das Trio eine Show, die sitzt. Ihr Sound ist wuchtig, langsam, bohrend. Der Groove zieht sich zäh wie heißer Teer durch den Saal – genau so, wie Doom sein muss. Caspar Orfgen feuert tonnenschwere Riffs ins Publikum, mit stoischer Ruhe und maximaler Wirkung. Immer wieder gibt’s kurze Blicke zu Pardis Latif (Bass/Gesang) und Moritz Emen Bausch (Drums), die das rhythmische Fundament mit Präzision zementieren. Pardis Latif steht ganz links auf der Bühne (rechts vom Publikum aus gesehen). Bei vorangegangenen Konzerten habe ich sie persönlich manchmal entrückt, wie ihre Musik, wahrgenommen. Ihre Stimme ist klar, manchmal etwas entrückt, dann aber auch wieder voller düsterer Kraft. Sie ist unweigerlich an eine doomige White Witch – ein Vergleich von mir, den sie offenbar mit Humor nimmt, wie sie mir bereits in einem Gespräch bestätigte.

Der Sound an diesem Abend ist hervorragend. Druckvoll, aber transparent. Besonders auffällig: Die Live-Versionen der neuen Songs wirken noch massiver als auf Platte – direkter, körperlicher. Das Publikum – teils langjährige Doom-Veteranen, teils junge Gesichter – steht still, gebannt, fast andächtig, während die Songs gespielt werden. In den Pausen dann donnernder Applaus. Die Musik von Daevar verlangt und bekommt Respekt. In den ruhigeren Passagen breitet sich eine fast sakrale Atmosphäre aus, nur um kurz darauf von finsteren Gitarrenwänden zerschmettert zu werden. Daevar sind musikalisch gereift und heben sich von anderen Szene-Bands ab.

Mit drei Alben in drei Jahren, Auftritten auf nahezu allen relevanten Doom- und Stoner-Festivals Europas (vom Desertfest über Keep It Low bis zum Ripplefest) und einem Label wie The Last Dose Records im Rücken, sind Daevar längst kein Geheimtipp mehr. Und doch hat ihr Sound nichts von seiner Intimität, seiner düsteren Schönheit eingebüßt. Daevar live ist kein Spektakel – es ist ein Ritual. Schleichend, intensiv, mitreißend. Wer Doom nicht nur hören, sondern spüren will, kommt an dieser Band nicht vorbei. Und der Club Volta ist an diesem Abend der passende Tempel für diese Zeremonie.

Daevar, Club Volta Köln 2025, Pic by Big Simonski

Der Club Volta ist bis auf den letzten Platz gefüllt (lange vorher wurde verkündet: Ausverkauft!), es ist schwierig, Fotos zu machen, denn durch die Menschenmasse ist es nicht leicht, sich zu bewegen. Die Pause zwischen den beiden Bands nutze ich, um etwas weiter vorne zur Bühne zu kommen. Die Spannung liegt spürbar in der Luft. Was nun folgt, ist mit Castle Rat eine unheilige Mischung aus Fantasy, Gothic Metal und Doom. Castle Rat sind in der Doom-Stadt Köln, und wer die Band kennt, weiß: Das wird kein gewöhnlicher Gig. Und die Fans bekommen den erwarteten Wahnsinn!

Im Mittelpunkt der Show steht natürlich The Rat Queen: Mit dröhnender Gitarre, rauem Doom-Gesang und einer Präsenz, die Bühne wie Publikum in ihren Bann zieht. Hinter der aufreizenden Erscheinung mit mächtig viel Sexappeal steckt niemand Geringeres als Riley Maureen Pinkerton McCurry, Tochter von Gitarrist und Songwriter John McCurry (u. a. Alice Cooper, Julian Lennon). Um sie herum versammelt: ein düsteres Ensemble an Charakteren – The Plague Doctor (Bass), The Druid (Drums) und The Count (Gitarre). Maskiert, geschminkt, voller Energie – eine Mischung aus Theatralik, Comicbuchfiguren und handwerklich starken Musikern.

Castle Rat, Club Volta Köln 2025, Pic by Big Simonski

Die Bühne wird zum Fantasy-Spektakel. Eine „Hexe“ zündet die Kerzen auf dem Bühnenaltar an, ihr werden später noch andere „Gestalten“ wie etwa ein weißer Wolf folgen. Songs wie Dagger Dragger, Feed The Dream und Unicorn reißen das Publikum aus der Realität. Der Doom ist schwer, schleppend, aber nicht träge – vielmehr energetisch, wild und geradezu körperlich spürbar. Castle Rat erschaffen eine Welt zwischen finsterem Mittelalter und endzeitlicher Fantasy, in der nichts dem Zufall überlassen scheint. Besonders auffällig: The Druid am Schlagzeug, den es kaum auf seinem Hocker hält. Immer wieder steht er auf, prügelt im Stehen auf sein Kit ein – als wolle er es in einer okkulten Zeremonie beschwören. Die Show lebt aber nicht nur von der Musik – sie ist ein Gesamtkunstwerk.

Die Songs stammen von dem (auf Vinyl längst vergriffenen) Album Into The Realm und dem brandheißen, vor einem Monat erschienenen Album The Bestiary (VÖ: 19.09.2025). Ein besonderes Highlight des Abends: The Rat Reaperess – eine finstere Lady in Lack und Leder, mit überdimensionaler Rattenmaske – taucht mehrfach auf der Bühne auf und liefert sich wilde Duelle mit der Rat Queen. In einer dramatischen Szene gegen Ende der Show durchbohrt sie die Rat Queen symbolisch mit einem Schwert – zu schwerem Doom-Sound fällt die Heldin der Nacht zu Boden. Die Menge hält den Atem an. Doch natürlich: Die Rat Queen stirbt nie. Unter tosendem Applaus kehrt sie zurück – für zwei letzte, mächtige Zugaben.

Castle Rat, Club Volta Köln 2025, Pic by Big Simonski

Was bleibt? Begeisterung. Schweiß. Und das Gefühl, Teil einer Show gewesen zu sein, die irgendwo zwischen Black Sabbath, Rock-Oper und düsterem Märchen oszilliert. Castle Rat liefern nicht nur Musik – sie liefern eine Fantasy-Welt. Und die hat Köln an diesem Abend nur zu gerne betreten.

Im Anschluss erfüllen sich die Wünsche der Fans: Es gibt die heiß ersehnten Selfies mit The Rat Queen, The Plague Doctor, The Druid und The Count. Und natürlich auch mit der Mercherin – denn bei ihr handelt es sich um niemand Geringere als The Rat Reaperess, die mir im Vertrauen ein kleines Geheimnis anvertraut hat. Was das war? Nun, das bleibt selbstverständlich unter dem Mantel der Verschwiegenheit verborgen. Die hübsche junge Dame hat ihre große Rattenmaske inzwischen abgelegt, und für einen Moment zeigt sich ein ganz anderer, sympathischer Mensch hinter der düsteren Figur. Noch ein kurzer Plausch mit den Musikern, die sich tatsächlich noch gut an mich aus Bochum erinnerten – und ich bin mir sicher: Castle Rat werden schon bald eine noch viel größere Fangemeinde für sich gewinnen.

Castle Rat, Club Volta Köln 2025, Pic by Big Simonski

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