Das Necrotted Interview mit Fabian und Philipp zum kommenden Album Operation: Mental Castration

Artist: Necrotted

Herkunft: Deutschland

Genre: Death Metal, Deathcore

Label: Reaper Entertainment

Link: https://necrotted.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Fabian Fink
Gitarre – Philipp Fink
Gitarre – Johannes Wolf
Bassgitarre – Koray Saglam
Schlagzeug – Markus Braun

Time For Metal / René W.:
Hallo Necrotted,

wir hatten bereits öfter das Vergnügen und so wollen wir heute über euren neusten Output Operation: Mental Castration und eure Entwicklung im Line-Up sprechen.

Als Erstes: Ihr setzt jetzt ausschließlich auf Fabian Fink am Mikrofon und nicht mehr auf zwei Frontmänner, die auf der Stage für Furore sorgen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?

Necrotted / Philipp:
Unser ehemaliger zweiter Sänger Pavlos hat bereits das ganze Jahr 2019 keine Konzerte mehr mitgespielt und hat die Band Ende 2019 offiziell verlassen. Der Grund dafür ist persönlicher Natur, der aber nicht direkt etwas mit der Band zu tun hat und den ich wir auch gar nicht weiter erläutern wollen, da hier eben eine private Angelegenheit zugrunde liegt. Seither fahren wir aber ganz gut mit Fabian als unseren alleinigen Sänger, sowohl live als auch im Studio.

Time For Metal / René W.:
Meinem Kollegen ist diese Veränderung zunächst gar nicht aufgefallen, da Fabian sehr vielseitige Gesangsfarben an den Tag legen kann. Wie hat sich durch die Veränderung im Line-Up das Songwriting angepasst und musste die Herangehensweise bei den Lyrics überdacht werden?

Necrotted / Fabian:
Danke, die Aussage zu den vielseitigen Gesangsfarben nehme ich mal als Kompliment. 🙂 Das Songwriting hat sich durch die Veränderung in der Bandbesetzung überhaupt nicht verändert. Grundsätzlich werden bei uns die Lyrics für einen Song ohnehin erst geschrieben, wenn das komplette musikalische Grundgerüst final steht. Da ich die Lyrics auch schon vorher immer vollständig alleine geschrieben habe, musste hier auch nichts in der Vorgehensweise abgewandelt werden. Ein Novum ist höchstens, dass die Songtexte auf dem neuen Album aus der Sicht eines lyrischen Ichs formuliert sind. Das hat aber hauptsächlich mit der Konzeption von Operation: Mental Castration zu tun. Bei zwei Sängern hätte das vermutlich nicht ganz so gut gepasst.

Time For Metal / René W.:
Bevor wir tiefer in die neuen Stücke abtauchen, möchte ich beim Gesang bleiben. Auf Asocial Media Whore darf man den Vocals von Julien lauschen, der ansonsten bei Benighted aktiv ist. Wie kam es zur Zusammenarbeit und welche Probleme haben euch die Corona-Einschränkungen mit eurem Gastmusiker und bei der Produktion von Operation: Mental Castration bereitet?

Necrotted / Fabian:
Mit Benighted haben wir in der Vergangenheit schon des Öfteren die Bühne geteilt, das erste Mal bereits im Jahr 2012. Und abseits der Bühne hat man mit den Jungs selbstverständlich auch schon mehrmals das ein oder andere Bierchen getrunken. 😉 Wir sind selbst alle große Fans der Band und ihrer Musik und Julien, mit dem wir uns seit jeher super verstehen, ist unserer Ansicht nach einer der besten Sänger des Death Metal-Genres überhaupt. So kam die Idee, auf dem neuen Album ein Feature mit ihm aufzunehmen und wir haben uns sehr gefreut, dass er genauso begeistert von dem Vorschlag war wie wir. Im Übrigen ist das nicht das einzige Feature auf dem Album. Beim Song Happy Dysphoria unterstützt uns Grimo von Cytotoxin zusätzlich an den Vocals. Mit den Jungs aus Chemnitz waren wir ja bereits 2019 zusammen auf Europa-Tour und Grimo für ein Feature anzufragen, war daher naheliegend. Bei der Produktion haben uns die Corona-Einschränkungen keinerlei Probleme bereitet. Julien und Grimo haben jeweils ihre Gesangsspuren in einem Studio bei sich vor Ort aufgenommen und uns diese dann zukommen lassen.

Time For Metal / René W.:
Wie war die Aufnahmephase zu den zehn neuen Werken im Allgemeinen? Der Anspruch eurer Fans und der Szene wird immer größer und Necrotted sind nicht die kleine Hinterhofkapelle von nebenan, sondern ein Name im deutschen Death Metal. Wie geht man mit dem wachsenden Druck um, oder ist das im Proberaum kein Thema?

Necrotted / Philipp:
Die Recordings zum neuen Album liefen trotz Corona sehr routiniert ab. Wir waren alle einzeln im Studio, um die entsprechenden Aufnahmen zu tätigen, sodass uns auch hier Corona nicht sonderlich eingeschränkt hat. Das war bei der Produktion unserer anderen Werke nämlich nicht großartig anders. Einen wachsenden Druck verspüren wir persönlich nicht. Wir machen einfach schon immer die Musik, auf die wir Bock haben. Wenn diese den Leuten gefällt, freut uns das natürlich. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung. Geschmäcker sind verschieden. Dennoch wächst aber mit jeder weiteren Platte der Anspruch an uns selbst. Wir wollen uns ja auch stetig verbessern und weiterentwickeln.

Time For Metal / René W.:
Ich bin ein großer Fan von Track-By-Tracks. Das Spiel kennt ihr von mir bereits, deshalb würde ich euch bitten, Operation: Mental Castration einmal genauer zu durchleuchten. Welche Einflüsse haben euch geprägt, was wurde aus den vergangenen Werken mitgenommen und gibt es bei euch auch wie bei anderen Bands Songs, die überproduziert wurden und es nicht aufs Album geschafft haben?

Necrotted / Fabian:
Operation: Mental Castration ist durch und durch ein Konzeptalbum. Inhaltlich wird in den zehn Songs von vorne bis hinten chronologisch die Geschichte eines Protagonisten erzählt, der als mündiger Mensch die Zustände in der Welt und der Gesellschaft kritisch hinterfragt und diese ändern möchte, sich zuletzt aber dennoch den auf ihn wirkenden Zwängen unserer wirtschaftlichen und sozialen Ordnung beugen muss, was letzten Endes in seinem Selbstmord resultiert. Eine krasse und düstere Story, die so oder so ähnlich aber durchaus auch real vorkommt. Mit dem Album wollen wir die Leute zum Nachdenken anregen und Menschen, die sich angesprochen fühlen, die Botschaft vermitteln, dass sie mit ihren Gedanken und Gefühlen nicht alleine sind.

Necrotted / Philipp:
Musikalisch bleiben wir unserer Linie weitestgehend treu. Auf Operation: Mental Castration bieten wir der Hörerschaft erneut modernen Death Metal, gespickt mit Einflüssen aus dem Slam- und Core-Bereich, aber auch aus dem Black Metal. Mit dieser Mischung haben wir bereits auf den vorangegangenen Veröffentlichungen experimentiert und nun mit dem neuen Longplayer konsequent weiterentwickelt. Songs, die wir zwar geschrieben und produziert, aber nicht auf das Album gepackt haben, gibt es keine.

Time For Metal / René W.:
Mit der EP Die For Something Worthwhile habt ihr noch unter der Flagge von Rising Nemesis Records gesegelt, jetzt gab es den Wechsel zu Reaper Entertainment. Was hat euch dazu bewegt, beim aufstrebenden Label anzuheuern, bei dem mittlerweile Metal Church oder Memoriam zur Familie gehören?

Necrotted / Philipp:
Reaper Entertainment Europe
ist ein junges, aufstrebendes Label mit einem großen Netzwerk und erfahrenen Leuten, die ihr Business verstehen und sehr professionell arbeiten. Allein das hat uns schon überzeugt. Zudem kennen wir einen der Label-Chefs, Flori Milz, schon seit Jahren, da er wie wir auch der Metalszene auf der Ostalb entsprungen ist. Da war die Vertrauensbasis auch auf persönlicher Ebene natürlich direkt gegeben. Die Zusammenarbeit läuft bisher einwandfrei und wir sind höchst zufrieden mit unserem neuen Partner.

Time For Metal / René W.:
Mit dem Artwork von Operation: Mental Castration werdet ihr etwas spukiger und zieht Grenzen zu den letzten Covern. Ein klarer Schritt in die Zukunft?

Necrotted / Fabian:
Ja, definitiv. Bei der Gesamtkonzeption von Operation: Mental Castration hat von Beginn an auch das Artwork eine wichtige Rolle gespielt. Unter anderem auch, weil wir das Setting für das Musikvideo zum Titelsong My Mental Castration folglich daraus abgeleitet haben. Illustriert wurde unsere Vision dabei vom 3D-Designer Robin Schmidtke, der unsere Ideen und Anforderungen in unseren Augen perfekt umgesetzt hat. Ich kann es selbst kaum erwarten, meine Wohnung mit einer Vinyl zu schmücken und das Albumcover täglich bestaunen zu können. 😉

Time For Metal / René W.:
Das neue Material live zu spielen, dürfte auch euer Wunsch sein. Im Konzertsektor, sowohl auf Festivals als auch auf Touren, gibt es, wenn man es mal liebevoll aussprechen möchte, einen enormen Stau durch noch zu wiederholende Gigs. Wie schwer ist es, dort zwischenzukommen und ab wann plant ihr, wenn es möglich ist, wieder live zu zocken?

Necrotted / Philipp:
Wann wir wieder live spielen werden? Sobald wie nur irgendwie möglich! Wir lieben es, auf der Bühne zu stehen und gemeinsam mit der Menge abzugehen und zu feiern. Es ist unsere Leidenschaft und die coronabedingte Live-Pause schmerzt uns alle zutiefst. Im Jahr 2020 haben wir lediglich drei Konzerte spielen können. So wenig wie in keinem anderen Jahr unserer Bandgeschichte seit der Gründung 2008 zuvor. Unsere für das Frühjahr 2021 geplante Europa-Tour mit Cytotoxin, Extermination Dismemberment und Distant mussten wir ebenfalls auf das Jahr 2022 verschieben. Wir hoffen aber, dass es im Laufe des Jahres doch noch das eine oder andere Konzert oder Festival geben wird und wir die Chance haben, unser neues Material auch live zu präsentieren. Wir wünschen uns nichts sehnlicher.

Time For Metal / René W.:
Ich bedanke mich abermals für das nette Gespräch und möchte euch abschließend das Wort an eure Fans und unsere Leser geben.

Necrotted / Philipp:
Vielen Dank für das Interview! Hört gerne alle in unser neues Album Operation: Mental Castration rein. Wir hoffen, es gefällt. Und hoffentlich können wir den einen oder die andere von euch bald endlich auch wieder bei einer Live-Show sehen.