Artist: Distant
Herkunft: Niederlande, Slowakei
Album: Heritage
Spiellänge: 47:13 Minuten
Genre: Downtempo, Deathcore
Release: 10.02.2023
Label: Century Media Records
Link: distantofficial.com/
Bandmitglieder:
Gesang – Alan Grnja
Bass – Elmer Maurits
Lead Gitarre – Nouri Yetgin
Rhythmus Gitarre – Vladimir Golic
Schlagzeug – Jan Mato
Tracklist:
- Acid Rain
- Paradigm Shift
- Born Of Blood
- The Grief Manifest
- Exofilth
- Argent Justice
- The Gnostic Uprising
- A Sentence To Suffer
- Human Scum
- Heritage
- Orphan Of Blight
- Plaguebreeder
Deathcore lässt grüßen! Distant, eine niederländisch/slowakische Kollaboration mit einem Gespür für brutalo Mucke, haut ihr drittes Album via Century Media raus.
Während Fans Distant aus der Vergangenheit durch ihren eher rhythmusorientierten Deathcore kennengelernt haben, hat sich der Stil nun etwas geändert. Die Musik ist nach wie vor düster und brutal, doch ist der Anteil von Downtempo Parts größer als vorher. Wo also Bands wie Lorna Shore oder Within Destruction mal aufs Bodenblech durchtreten, machen Distant das Gegenteilige und nehmen die Geschwindigkeit raus.
Doch statt langweiliger zu werden, nutzen die Jungs diese Elemente und bauen viel Atmosphäre auf: Slam- und Rhythmusparts werden mit Effekten bestückt, die an Soundtracks von Blade Runner 2049 oder 1899 erinnern. Diese fügen sich zu einem stimmigen Bild zusammen, was das Album eher wie einen Film erscheinen lässt als eine Deathcore Platte.
Dabei ist die Produktion glasklar und alles auf den Punkt gebracht (eben typisch für den Stil), der dabei leider auch etwas an Individualität verliert: Viele der neueren Platten neigen dazu, sehr ähnlich zu klingen und nur marginale Unterschiede im Sound zu haben. In Anbetracht der Tatsache, dass man ab einem bestimmten Zeitpunkt DEN Sound gefunden hat oder zumindest nah dran ist, ist das wenig verwunderlich (klar, Unterschiede gibt es immer noch, aber das ist eher für Kenner*innen).
Vor dem Release am 10.02.2023 wurden vier Songs veröffentlicht, darunter auch Human Scum, der einen guten Umriss für das ganze Album bietet und mit einem guten, man könnte es Refrain nennen, daherkommt. In diesem Song, und vor allem in den Vocals (!), kommt so viel musikgewordener Hass vor! Das ist eine Perle auf dem Album.
Dabei geht der Song im Downtempo-Bereich los, mit den genannten Effekten, um nach einer kleinen Einführung ein bisschen das Tempo anzuziehen. So wechseln sich die fixeren und langsameren Parts ab, unterbrochen von alleinstehenden Gesangsparts, die eher an ein tonales Monster erinnern als an einen Menschen. Aus dem Song entlassen wird man mit einem brachialen Slam Part, der den Song, mit dem Anfang zusammen, in ein Downtempo-Gewand einbettet.
Ein weiteres Highlight, und keine Single (sehr zu meiner Verwunderung), ist der Track Plaguebreeder. Das Intro und der Rhythmus-Part zu Beginn, der sich langsam entwickelt und mit dem Gesang in den nächsten Part rutscht, ist so verdammt catchy! Das lädt sehr zum Kopfnicken ein.
Natürlich lassen sich auch Distant ein paar neue Sachen einfallen, und somit hauen die Jungs mit Argent Justice eine Sieben-Minuten-Keule raus. Der Kniff hier: Es gibt nicht nur einen Sänger, sondern so ziemlich jeder Sänger, der was im Deathcore/Slam Death zu sagen hat, kommt hier zu Wort. Dabei sind die Stimmen der einzelnen Vocalisten so unterschiedlich, was extrem viel Abwechslung bietet. Und da wurde ich persönlich auch rausgeworfen: Der Song ist ein stückweit zu lang und musikalisch bleibt ab dem Downtempo-Part in der Mitte kaum was hängen. Ich finde die Idee mit den Sängern extrem geil, doch fühlt sich der Song ein bisschen so an, als wenn man noch mehr Spielzeit benötigte und deswegen noch Parts angeflanscht und verlängert wurden, um noch mehr Sänger unterzukriegen. Das hat dem Song nicht unbedingt gutgetan.