Artist: EinsEinsEins
Herkunft: Berlin, Würzburg, Deutschland
Album: Energie
Genre: Electronic, Industrial, Synth Rock, Krautrock
Spiellänge: 46:00 Minuten
Release: 26.09.2025
Label: Tonzonen Records
Link: https://www.facebook.com/einseinseins.jetzt
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre, Synthesizer – Alexander Schmidt
Bass, Syntheziser, Gesang – Niels Hoffmann
Schlagzeug – Johannes Rosswog
Tracklist:
- Der Letzte Countdown
- Die Grenzen Deines Landes Sind Die Grenzen Deines Verstandes
- Storno
- Kein Schlussstrich
- Strassenname
- Fahrrad Fahren
- Ideloweiss
- Herr Eisenbrass
- Liebeslied für Wohlstandslinke
Tonzonen Records hat mal wieder ein feines Gespür für das Außergewöhnliche bewiesen – und präsentiert mit EinsEinsEins einen echten „Graf Zahl“ im Label-Roster. Die Berliner-Würzburger Formation, bekannt für ihren eigenwilligen Mix aus Krautrock, Elektronik und Punk-Attitüde, kehrt mit ihrem dritten Album zurück.
Doch auf den Vorgänger Zwei folgt – ganz in der Tradition dadaistischer Logik – nicht etwa die Drei, sondern: Energie! Ganz im Sinne von Monty Python: „Eins, zwei – nicht die drei!“ Und während die heilige Handgranate dieses Mal im Koffer bleibt, zündet die Band ein ganz anderes Kaliber – ein Klanggewitter zwischen Ordnung und Wahnsinn, Präzision und Improvisation.
Energie erschien am 26.09.2025 bei Tonzonen Records – als CD sowie in zwei streng limitierten Vinyl-Editionen: Label Edition Firefly (limitiert auf 200 Exemplare) und Standard-Edition Transparent Hellblau (limitiert auf 400 Exemplare).
Wer also nicht nur mitrechnen, sondern sich auch mitreißen lassen will, sollte sich von der elektrischen Spannung, die hier durch die Boxen fließt, mitreißen lassen.
Ein Album, das Energie heißt, setzt Erwartungen frei. Es will nicht nur gehört, sondern auch gespürt werden. Und genau das gelingt dem Berliner-Würzburger Trio EinsEinsEins mit seinem dritten Studioalbum auf atemberaubende Weise. Diese Platte ist kein Klangträger, sie ist ein Stromstoß. Schon mit dem ersten Song Der Letzte Countdown (10, 9, 8, 7, 6, 5, 4, 3, 2, 111 … 111 … 111 …) öffnet sich ein elektrisches Feld, das flimmert, zuckt und den Hörer mitten in ein vibrierendes Spannungsfeld aus analoger Nostalgie und futuristischer Klangarchitektur schleudert.
Energie verlangt Aufmerksamkeit, fordert Reaktion – und belohnt mit einem Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Es ist ein Werk, das mit den Widersprüchen spielt: Präzise komponierte Passagen treffen auf spontane Ausbrüche, glatte Synthesizerflächen geraten in den Clinch mit roh verzerrten Gitarren, maschinelle Strenge kollidiert mit anarchischem Übermut. Es ist ein kontrolliertes Gewitter, ein musikalischer Tanz auf der Hochspannungsleitung.
Die Einflüsse sind klar und clever gesetzt: Ich bin zwar kein Freund von Vergleichen, aber trotzdem kann ich mir in diesem Fall nicht verkneifen zu behaupten, dass der geneigte Fan hier Spuren wie Neu!, Can und Kraftwerk heraushört. Aber auch psychedelische Einflüsse kommen nicht zu kurz. Allerdings ist die hierbei entstehende Energie nicht retro – sie ist hochkomprimiert, transformiert, explosionsbereit.
Was EinsEinsEins hier kreieren, ist weniger ein Album im klassischen Sinne als vielmehr ein klangliches Manifest. Es ist Musik als Bewegung, als Haltung, als Haltung in Bewegung. Tracks wie Die Grenzen Deines Landes Sind Die Grenzen Deines Verstands markieren klare politische Schneisen im Dickicht elektronischer Beats. Diese Band will nicht nur unterhalten – sie will aufrütteln, irritieren, fordern. Das geschieht nie mit dem Holzhammer, sondern mit stilistischer Raffinesse und einer Prise lakonischem Humor.
So wird etwa Fahrrad Fahren zur ironisch aufgeladenen Hymne für urbane Utopien – minimalistisch, eingängig, aber mit subversivem Grinsen im Unterton. Es sind diese Momente, in denen das Album eine fast dadaistische Leichtigkeit entfaltet, als würde es kurz die Schwerkraft aushebeln, bevor es sich wieder mit voller Wucht in den nächsten Klangabgrund stürzt.
Das wirklich Beeindruckende an Energie ist jedoch die Konsequenz, mit der hier künstlerische Freiheit gelebt wird. EinsEinsEins umarmen Widersprüche, zerlegen Genregrenzen nicht nur, sie machen sie mit purer Energie obsolet. Gitarren kreischen gegen Synthesizer an, Vocoder-Stimmen schälen sich aus pulsierenden Klangnebeln, und dazwischen blitzen immer wieder winzige Hinweise auf 90er-Indie und Postpunk auf – nicht als Zitate, sondern als kluge Versatzstücke in einem viel größeren Gesamtbild.
Energie ist ein Statement, ein Störsignal im Gleichklang der digitalen Musiklandschaft. Es denkt nicht in Hits, sondern in Energie-Wellen. Und wer bereit ist, sich darauf einzulassen, erlebt ein musikalisches Wechselbad aus Ekstase, Reflexion, Kontrollverlust und Klarheit, die Grenzen des Verstandes bzw. Die Grenzen Deines Landes Sind Die Grenzen Deines Verstandes. Da braucht es kein Storno und auch Kein Schlussstrich, aber ein Liebeslied Für die Wohlstandslinke.
Auch live ist das Trio EinsEinsEins ein echtes Energie-Erlebnis: intensiv, überraschend, absolut eigenständig. Ich hatte im Sommer das Vergnügen, die Band in Wiesbaden live zu erleben – und schon vor dem ersten Ton raunte mir jemand vielsagend zu: „Das ist wie Kraftwerk auf Speed.“
Wenig später wusste ich genau, was damit gemeint war. EinsEinsEins entfesseln auf der Bühne einen Sound, der zugleich präzise durchprogrammiert und vollkommen losgelöst wirkt – ein kontrolliertes Chaos, das sich in hypnotischen Loops und eruptiven Klanggewittern entlädt. Eine Mischung aus Maschinenästhetik und menschlicher Ekstase – energetisch, fordernd, mitreißend.