Ethernity – The Human Race Extinction

Satter Progressive Sound mit einer starken Frontfrau

Artist: Ethernity

Herkunft: Belgien, Namur

Album: The Human Race Extinction

Spiellänge: 01:10:05 Minuten

Genre: Progessive Melodic Metal

Release: 14.09.2018

Label: AFM Records

Link: http://www.ethernity.be/home.html

Bandmitglieder:

Gesang – Julie Colin
Gitarre – Francesco Mattei
Gitarre – Thomas Henry
Keyboard – Julien Spreutels
Bass – François Spreutels
Schlagzeug –  Nicolas Spreutels

Tracklist:

  1. Initialization
  2. The Human Race Extinction
  3. Mechanical Life
  4. Grey Skies
  5. Beyond Dread
  6. Artificial Souls
  7. Redefined
  8. Rise Of Droids
  9. Mark Of The Enemy
  10. The Prototype
  11. Not The End
  12. Warmth Of Hope
  13. Chaos Architect
  14. Indestructible

Ethernity kannte ich bislang überhaupt nicht. Um so überraschter war ich, als ich feststellte, dass es diese belgische Progressive Metal Formation schon beinahe 20 Jahre gibt. Diverse Singles, zwei Vorgängeralben sowie eine EP haben sie über die Jahre in Eigenregie produziert. Am 12. Mai 2018 gab das Label AFM Records bekannt, dass Ethernity ab sofort bei ihnen unter Vertrag stehen. Am 14. September 2018 fiel der Startschuss für das dritte Studioalbum The Human Race Extinction, ihre erste Produktion unter einem festen Label. Schon das Vorgängeralbum Obscure Illusions aus 2015 hatte üppige 70 Spielminuten. Dem steht der frische Silberling in Nichts nach – 14 Tracks voller energiegeladener und melodischer Progressive Power! Die starke Stimme von Julie Colin setzt dem Ganzen das Sahnehäubchen auf. Nach der Veröffentlichung des Musikvideos zu Grey Skies hat sie dann die Band aus persönlichen Gründen verlassen. Als Ersatz für die darauf folgenden Liveacts sprangen die langjährig befreundeten Sängerinnen Maggy Luyten (Nightmare, Ayreaon) und Kelly Sundown Carpenter (Civil War, Adagio) ein. Für Ethernity hat ein neues Kapitel begonnen. Wir dürfen gespannt sein, wie es weitergeht.

Der Sound von Ethernity lässt Einflüsse durch Dream Theater oder auch Epica erkennen. Ebenso hört man Ähnlichkeiten zu Evergrey heraus. Hier dürfte die Zusammenarbeit mit Tom S. Englund (Evergrey) eine Rolle spielen, der auf dem 2015er-Album Obsucre Illusions als Gastmusiker mitwirkte. Ethernity klingen jedoch nicht wie ein Abklatsch zu Bands ihres Genres. Dafür sorgt schon die markante und unverwechselbare Stimme von Julien Colin. The Human Race Extinction bietet satten Progressive Melodic Metal, mit reichlich Soundbandbreite. Von ausgefeilten Gitarrenriffs, melodischen Soli-Duellen, spacigen Elektroeffekten bis hin zu ordentlichen Blastbeats ist alles vertreten. Da bleiben nur wenige Wünsche offen. So richtig in Fahrt kommt das Album allerdings erst ab dem sechsten Track.

Der Opener Initialization beginnt mit sphärischem Bombastsound. Er gleitet fließend zum ersten Song The Human Race Extinction herüber. Dieser legt mit hektischen Elektroeffekten, die wie futuristische Computerklänge erinnern, los. Choralparts unterstützen den markanten Gesang. Im flotten Midtempo geht es danach zu Mechanical Life. Hämmernde Breakdowns und aufjaulende Leads erzeugen pure Melancholie. Die Sängerin Julie lässt ihrem Frust freien Lauf. Die Stimmlage variiert von trotzig bis aggressiv. Beinahe nahtlos verschmilzt dieser Song mit der nächsten Nummer Grey Skies. Der Sound von Grey Skies ist durchgängig und etwas farblos, einzig ein Lead-Soli pimpt den Song noch etwas auf. Beyond Dread reißt mich dann aus meiner Lethargie heraus. Diese Ballade beginnt mit einem gewaltigen Urknall, als wäre ein Komet eingeschlagen. Danach folgt ein akustischer Gitarrenpart, den ich irgendwo schon mal so ähnlich gehört habe, aber wo? Kurz im Reptilienhirn gekramt, fällt es mir wieder ein – es ist This Cut Is The Deepest von Swallow The Sun vom Album Emerald Forest And The Blackbird (2012). Artificial Souls beginnt wieder sphärisch. Für einen kurzen Moment ertönt der Klang, als würde ein Schwert aus dem Schaft gezogen werden. Der Sound nimmt mit einem Leadsoli weiter an Fahrt auf. Redefined schlägt anschließend den Weg in düstere Gefilde ein. Der Bass rückt in den Vordergrund. Ballernde Doublebasses und Breakdowns treiben den Song voran. Die Epichymne Rise Of The Droids beginnt, wie der Titel es verspricht, mit spacigen Marschklängen. Sie bleibt einige Minuten in ihren eingängigen Hooks hängen, rettet sich dann wieder über melodische Rifflandschaften. Mark Of The Enemy steigt zunächst in emotionale Tiefen ab, ändert die Richtung aber recht schnell mit einem gekonnten Spannungsbogen zurück auf Powerebene. The Prototype ballert mit einer Rhythmik los, die mich wie automatisiert mitmoshen lässt. Bei Not The End und Warmth Of Hope ist Hymnenalarm angesagt, es dürfen Feuerzeuge gezückt werden. Track 13 und 14 folgen auf dem Fuße. Sie sind noch einmal mit der gesamten Soundpalette bestückt. Ethernity geben zum Schluss volles Brett.

Human Race Extinction bietet verdammt viel Hörmaterial. Die Spiellänge fällt echt üppig aus. Da kann man nicht meckern.

Ethernity – The Human Race Extinction
Fazit
The Human Race Extinction hat reichlich Futter für die Gehörgänge im Gepäck. In satten 70 Minuten liefern Ethernity ein ordentliches Brett ab. Die Instrumental- und Gesangsleistung kann sich hören lassen. Da gibt´s nichts zu bemängeln. Die Soundstruktur und das Songwriting sind insgesamt sehr gut gelungen. Das Mastering dieses Silberlings liegt auf einem hohen Level. Mein einziger Kritikpunkt ist der Gleichklang bei den Gesangsmelodien, da hätten mehr Ideenreichtum und Abwechslung zu einer höheren Wertung geführt. Gespannt sein darf man, wie sich die Änderung des Line-Ups bei Ethernity künftig auf den Sound auswirkt, denn das kommt bei The Human Race Extinction noch nicht zum Tragen.

Anspieltipps: Artificial Souls, Redefined, The Prototype und Chaos Architect
Sandra R.
7.9
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7.9
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