Artist: Godless
Herkunft: Indien
Album: States Of Chaos
Spiellänge: 28:38 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 19.11.2021
Label: Eigenproduktion
Link: https://godlessindia.bandcamp.com/
Bandmitglieder:
Gesang – Kaushal LS
Gitarre – Ravi Nidamarthy
Gitarre – Moiz Mustafa
Bassgitarre – Abbas Razvi
Schlagzeug – Aniketh Yadav
Tracklist:
- Malevolent
- Visions
- Descent
- Netherworld
- Fluxion
- Cormorant
- Post-Cryogenic
- Replicant
- Orbits Of Decay
Abbas und Ravi von den groovenden Thrashern Skrypt haben im Jahre 2015 diese Band gegründet, die aus Indien stammt. 2016 und 2018 wurde jeweils eine EP veröffentlicht, der Gitarrist wurde ausgetauscht und es wurde fleißig an neuem Material geschrieben. Neun neue Songs haben den Weg auf ihr Debütalbum geschafft, welches in Eigenregie nun erhältlich ist.
Wer auf psychologische Angstzustände und Terror abfährt, ist hier genau richtig, denn die Inder beschäftigen sich mit dieser Thematik. Außerdem stehen sie noch auf Phantasmorgien und Traumlandschaften. Zusammenfassend kann man sagen, hier werden Albträume ausgelebt.
Aufgenommen wurde der Spaß in den Wind Horse Recordings Studios, in den Infinity Studios und im Hydrozosa HQ. Zuständig dafür war der Basser Abbas. Das Mixing und Mastern hat man dann aber in professionelle Hände gegeben. Die Hertz Studios in Polen dürften jedem Vader und Decapitated Fan ein Begriff sein. Es wurde also viel getüftelt.
Schon nach einigen Sekunden Hören vom Opener Malevolent wird ersichtlich, dass sich dieses Tüfteln gelohnt hat, denn der Sound klingt geil. Kann man nicht anders sagen. Mittlerweile ist das ja auch kein Hexenwerk mehr, aber trotzdem gibt es da ja noch sehr viele Unterschiede. Am Wichtigsten ist aber natürlich noch immer die Musik, das ist klar. Die Gitarre heult auf und los geht das wilde Solo und der Übergang zum Death Metal. Klingt sehr verspielt, aber stimmig. Ein feiner Ballerpart fügt sich nahtlos an. Schnell geht man zu Werke und wechselt innerhalb der Parts das Tempo. So etwas mag ich immer wieder gerne. Ein Wechsel in ein druckvolles Midtempo erfolgt, inklusive Doublebass-Part. Danach wechselt man in einen komisch und vertrackten Part. Gefällt mir nicht so, aber dann wird man wieder straight, teilweise sogar thrashig und kombiniert dieses mit einer Uftata und ehe man sich versieht, ist der Song auch schon zu Ende. Das kam aber auf einmal sehr überraschend.
Visions kommt sehr fix aus den Boxen und das Tempo wird die ganze Zeit hochgehalten. Der Drummer bringt ein wenig Abwechslung in die Geschichte. Schnelle Uftatas und Blastbeasts geben sich die Klinke in die Hand und selbst bei den groovigen Momenten drückt die Doublebass noch. Ein Solo wird mit eingebaut und danach groovt man wieder sehr intensiv. Am Ende gibt es noch thrashiges Riffing, einen langen Scream und noch einmal ein Wechsel in einen Ballerpart. Hin und her geht es, der Song treibt ohne Ende und man hat das Gefühl, die Protagonisten müssen alle auf Toilette und wissen nicht wohin. Am Ende gelangen sie natürlich doch an ihr Ziel. Visions ist ein gut gemachter, straighter Song und ist irgendwie ein Bastard aus Death Metal und Thrash Metal und nimmt einen mit auf die Reise über den Ganges.
Wie eine Band aus Indien klingen sie nun wirklich nicht, andererseits, wer weiß schon, wie eine Band aus Indien zu klingen hat? Diese Einordnung ist ja zum Glück nicht mehr notwendig und vor allem nicht relevant. Heutzutage darf ja auch jeder ein HM2-Boss-Pedal verwenden, auch wenn er nicht aus Schweden stammt und das ist ja auch mal gut so, ansonsten hätten wir viele gute Alben nicht kennengelernt. Ich schweife aber ab, trotzdem klingen die Inder nach Neunziger Death Metal und dann schauen wir mal nicht in Richtung Schweden, sondern eher in Richtung Florida. Sie sind aber wesentlich mehr als ein Klon, gar keine Frage.
Descent möchte ich als Nächstes beleuchten. Langsam und bedrohlich startet man den Tag, das Sonnenlicht geht langsam auf und man spürt förmlich, wie sich das Unheil anbahnt und die Dunkelheit auf einen zukommt. Ein cooles Intro, welches den Song Netherworld einleitet. Hier geht man zuerst normal, dann ein wenig abgedreht zu Werke und dann holt man den Knüppel aus dem Sack. Technisch einwandfrei überzeugt mich vor allem der Drummer, der ordentlich Pepp in die Geschichte bringt. Auch die Vocalleistung ist hervorragend. Die beiden Stimmen harmonieren auch total miteinander. Die Riffs sind teilweise aus dem Death Metal und aus dem Thrash Metal entsprungen. Einfach nur nach vorne, einfach nur straight.
Ein richtiger Schlachtfetzen ist Fluxion. Von der ersten Sekunde an geht es nur in eine Richtung. Mit schneller Uftata startet man, ein Wechsel in einen Blastbeat erfolgt und hin und her. Dann baut man einen druckvollen Groove mit ein, ohne dabei den Aggressionslevel zu verlassen und dann wieder Geblaste und so weiter. Fettes Riffing, geile Kombination. Hier passt alles zusammen. Mein Lieblingssong auf diesem Album. Thrashige Riffs, schnelle Parts, fette Grooves und natürlich Blastbeats. Was will man eigentlich mehr? Die Burschen zeigen sich hier sehr erbarmungslos und vernichtend. Das haben sie echt drauf. Hier werden keine Gefangenen gemacht. Aber wer will das auch schon? Lieber frei sein und Fluxion hören. Das macht ja viel mehr Spaß und vor allem mehr Sinn.
Schwachpunkt ist eventuell die Spielzeit. Die neun Songs werden in 29 Minuten runtergebrettert. Reicht im Grunde ja auch, denn diese sind echt intensiv. Und Bands wie Vader z.B. zeigen ja schon seit Ewigkeiten, dass 30 Minuten völlig ausreichend sein können. Das Material hat es in sich und nun kann ich auch nachvollziehen, warum die Burschen den indischen Metal Battle Wettbewerb gewonnen haben. Diese Energie gehört einfach auf die Bühne und so kam es, dass sie 2018 in Wacken spielen konnten. Sei es drum, die Geschichte geht weiter und auch das erste Album spricht für sich selber.