Hamferð – Támsins Likam

„Begegne dem Dunklen auf den Faröer Inseln“

Artist: Hamferð

Herkunft: Faröer Inseln / Dänemark

Album: Támsins likam

Genre: Doom Metal

Spiellänge: 43:39

Release: 12.01.2018

Label: Metalblade

Link: http://www.hamferd.com

Bandmitglieder:

Vocals – Jón Aldará
Gitarre – Theodor Kapnas
Gitarre – John Áki Egholm
Bass – Ísak Petersen
Drums – Remi Kofoed Johannesen
Keyboards – Esmar Joensen

Tracklist:

1. Fylgisflog
2. Stygd
3. Tvístevndur Meldur
4. Frosthvarv
5. Hon Syndrast
6. Vápn I Anda

Da habe ich ja was ganz Exotisches und auch was sehr Exquisites zugleich entdeckt! Hamferð, eine Band von den Faröer Inseln, die einen astreinen Doom Metal spielt. Faröer Inseln? Die Faröer Inseln sind eine Inselgruppe, die im Nordatlantikgebiet liegt. Nordwestlich von Norwegen und so ungefähr in der Mitte zwischen Großbritannien und Island gelegen. 50.000 Menschen leben dort auf den Inseln. Und auch die Doom Metal Band Hamferð. Hamferð, dieser Name spielt auf eine Erscheinung an: jene eine Person im Angesicht des Todes vor einem ihr nahestehenden Menschen. Bei diesen Mythen und der kargen Umgebung auf den Faröer Inseln lässt sich ja einiges erwarten. Das Album Támsins Likam (deutsche Übersetzung so etwas wie: Nebelkörper) erscheint als auf 200 Stück limitiertes Vinyl (Light Gray/Black Marble Vinyl + Single Jacket+ A2 Size Poster 16″x24″+ 2-Sided Insert) und als CD.

Um die Musik von Hamferð zu verstehen, muss ich zunächst nochmals ein wenig auf die Faröer Inseln eingehen. Die Faröer betrachten sich nicht als Dänen, sondern als eigenständiges Volk, das von den Wikingern auf den Faröern abstammt. Sie haben sogar eine eigene Sprache. Sie bilden, neben den Grönländern, eine gleichberechtigte Nation innerhalb des Königreiches Dänemark. Die Vegetation auf den Faröer Inseln ist sehr karg. Baumwuchs gibt es kaum.

So jetzt wieder zurück zu Hamferð. Laut Sänger Jón Aldará markiert das Album Támsins Likam den Anfang vom Ende. Hierbei handelt sich um den dritten und letzten Teil einer Saga, die chronologisch umgekehrt erzählt wird und sich um Verlust dreht, betrachtet vor dem Hintergrund der Mentalität und Mythologie der Bewohner der Faröer Inseln. Praktisch der Abschluss der Trilogie, die mit der 2010er-EP Vilst Er Síðsta Fet und mit dem 2013er-Album Evst begonnen wurde.

Hamferð spielt einen, so würde ich es mal ausdrücken, eigenen Doom. Zwar dem nordischen Doom angepasst, aber eine große Eigenständigkeit bleibt festzuhalten. Das passt wiederum zur Situation der Faröer im Königreich Dänemark. Die Songs von Hamferð sind ausnahmslos alle in faröischer Sprache gehalten, was auch wieder zu einem Alleinstellungsmerkmal führt. Wenn man Google glaubt, gibt es auf den Inseln dort oben nur 5 bis 6 Metalbands. Die Bekannteste dürfte wohl TYR sein. Und da haben wir mit Hamferð gleich einen richtigen Kracher. Schleppender krachender, mit Death Metal angehauchter Doom Metal, der unverkennbar die karge Schönheit der Inseln wieder gibt.

Clean Gesang wechselt sich mit Growls ab. Oder aber Clean Gesang geht in Growls über, oder umgekehrt. Die Songs der Faröer Doom Metal Band schleichen sich durch deine Poren, gehen unter die Haut und fressen sich in deine Organe. Ätherische Essenzen süchtig machender Melancholie und Kargheit verschleiern dir die Sinne. Doom Metal Fans kann ich diese Mixtur der Band Hamferð nur empfehlen. Ein Sound, der dich an die Grenzen bringt, dich fordert und droht dich zu zerreißen. Die Songs sind teilweise so langsam schleppend und atmosphärisch, dass du Angst hast zu explodieren. Ein seltsames neues Hörerlebnis für den geneigten Hörer. Ich will es mal so formulieren: Hier bekommst du die Süße der Bitterness zu spüren. In Worten ist es kaum zu beschreiben. Die Songs sind atmosphärisch sehr dicht. Durch den Nebel erkennst du langsam die karge Landschaft der Inseln. Trotz der recht kühlen Temperaturen (im Sommer sind es maximal 12,8 Grad Celsius) spürst du zwischenzeitlich wohlige Wärme aufkommen, bevor die Kälte diese wieder wegstößt.

Wie schon vorher beschrieben ist der Text komplett in faröischer Sprache. Daher habe ich zwar überhaupt nichts an Inhalt verstanden, aber irgendwie doch alles begriffen. Schon lange hat mich ein Album nicht so ergriffen und mitgenommen. Das, was Hamferð auf ihrem Album Támsins Likam abliefern, ist eigenständiger Doom in nahezu vollendeter Form und hebt sich gewaltig aus der Vielzahl von Doom Metal Veröffentlichungen hervor. Die vom Death Metal inspirierten Growls geben dem Ganzen eine besondere Würze. Der Cleangesang ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Teilweise erzählerisch, sehr theatralisch mit Inbrunst und manchmal opernhaft dargeboten. Die Songs werden sehr spannend aufgebaut. Langsam und allmählich steigt die Spannung, bis der Höhepunkt erreicht ist. Dieser Höhepunkt wird in jedem Song erreicht. Dabei wird er nicht überbeansprucht. Im richtigen Moment beginnt der Abstieg ins Tal, nachdem der Gipfel erreicht ist.

Hamferð, ich ziehe meinen Hut vor diesem Werk Támsins Likam. Das Album überrascht und berührt den Hörer. Starke irdische und ätherische Passagen mit teilweise skurrilen Momenten verzücken den Doom Metal Fan.

Fazit: Hamferð kredenzen uns mit dem Album Támsins Likam einen einzigartigen nordischen Doom Metal mit einem Schuss Death Metal, der aus meiner Sicht ein Alleinstellungsmerkmal hat. Die Kargheit und Mystik ihrer Heimat entreißt uns in eigene Welten. Wir müssen aufpassen, dass wir dort nicht gefangen bleiben.

Anspieltipps: Tvístevndur Meldur, Frosthvarv, Vápn I Anda
Juergen S.
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Leser Bewertung3 Bewertungen
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