Artist: Hjelvik
Herkunft: Vikedal, Norwegen
Album: Welcome To Hel
Spiellänge: 39:26 Minuten
Genre: Black Metal, Viking Metal
Release: 20.11.2020
Label: Nuclear Blast Records
Link: https://hjelvikmetal.com
Bandmitglieder:
Gesang – Erlend Hjelvik
Gitarre – Rob Steinway
Bassgitarre – Alexis Lieu
Schlagzeug – Kevin Foley
Gitarre – Remi André Nygård – Bandmitglied, jedoch nicht auf diesem Release vertreten
Tracklist:
- Father War
- Thor’s Hammer
- Helgrinda
- The Power Ballad Of Freyr
- Glory Of Hel
- 12th Spell
- Ironwood
- Kveldulv
- North Tsar
- Necromance
Der Aufschrei in der Fangemeinde war groß, als Sänger und Mitbegründer Erlend Hjelvik 2018 die Black ’n‘ Roller Kvelertak verließ. Nach gefeierten Alben und Tourneen mit u. a. Metallica und Slayer, kam die Entscheidung etwas überraschend. Doch der Norweger mit der Reibeisenstimme sammelte zwei Jahre lang Kraft und schrieb Songs für sein eigenes Projekt Hjelvik. Für das Debüt unterzeichnete er bei keinem geringeren Label als Nuclear Blast und scharrte internationale Musiker wie Kevin Foley (u. a. Abbath, Benighted) und Rob Steinway (Skelator) um sich. Das Werk hört auf den Namen Welcome To Hel. Zur Entstehung des Materials sagte Erlend Hjelvik: „Ich glaube, ich hatte immer im Hinterkopf, irgendwann etwas Eigenes zu machen. Ich weiß nicht mehr, wie ich angefangen habe, Songs zu schreiben, nachdem ich meine alte Band verlassen habe, aber plötzlich lief es einfach und ich freue mich, dass es bald wieder losgeht.“
Hjelvik beschreibt die Musik auf Welcome To Hel selbst als Blackened Viking Heavy Metal. In den nächsten knapp 40 Minuten kann ich mich davon überzeugen, dass diese Bezeichnung durchaus zutrifft. Hier wird Jüngern von Black Metal, Heavy Metal und Viking Metal gleichermaßen etwas geboten, gepaart mit einer Prise Rock ’n‘ Roll. Neben norwegischen Lyrics, wie von Kvelertak gewohnt, kommen auch erstmals Songtexte in englischer Sprache zum Einsatz. Thematisch handelt das Album von nordischer Mythologie und norwegischer Geschichte, abgerundet mit persönlichen Erfahrungen Hjelviks. Für das Coverartwork konnte kein Geringerer als Joe Petagno gewonnen werden, bekannt durch seine legendären Arbeiten für Motörhead, Led Zeppelin und Nazareth.
Die ersten melodischen Gitarren erklingen, ein lang gezogener Schrei ertönt und wir ziehen mit Father War in die Schlacht. Jawoll! Da ist er wieder, der Mann, der zum Frühstück Reißnägel konsumiert. Diese Stimme ist einfach einzigartig! Die Produktion kommt richtig schön oldschool und frostig aus den Boxen. Aufgenommen wurde die Scheibe in den gar nicht mal so frostigen The Hallowed Halls in Portland, Oregon. Beim Thema nordische Mythologie darf natürlich auch Thor’s Hammer nicht fehlen. Unterstützt von Shouts im Refrain, wird der Kriegshammer gebührend besungen. Komplett in norwegischer Sprache erzählt Erlend Hjelvik in Helgrinda über die schicksalhafte Reise in die nordische Unterwelt Hel. In seiner Muttersprache klingt er einfach noch souveräner und garstiger. Umrahmt wird der Gesang von einer genialen Melodie und vereinzelten Blastbeats. Musikalisches Kontrastprogramm wird in The Power Ballad Of Freyr geboten. Mit deutlich mehr Rock ’n‘ Roll geht die Band hier zu Werke. In groovigem Tempo geht es mit Glory Of Hel weiter. Eingängig und aggressiv präsentiert sich der Song, in dem ich einige Gesangslinien im Stil von Lemmy wahrnehmen kann. Bedrohlich anmutend, düster und verstörend zieht mich 12th Spell in seinen Bann und die Vocals werden noch eine Spur wahnsinniger.
Immer wenn man denkt, dass es jetzt in diesem Stil weitergeht, überraschen Hjelvik mit einem Kurswechsel. Mit einem leicht verdaulichen Riff und gefälliger Melodie, ist Ironwood der eingängigste Song des Albums. Kaum sind die letzten akustischen Gitarren verklungen, geht es in Kveldulv mit animalischer Rohheit zur Sache. Da auch hier mit eingängigen Riffs gearbeitet wird, bleibt der Song schnell im Gedächtnis hängen. Wer jetzt immer noch nicht in Stimmung ist, mit Hjelvik in den Krieg zu ziehen, dem sei North Tsar ans Herz gelegt. Die erste Single bekam auch ein amtliches Video verpasst, das im polnischen Wikingerdorf Jomsborg gedreht wurde. Dissonante Gitarrenläufe leiten den letzten Song ein. Mit häufigen Tempowechseln, cleanen Gesangspassagen und hymnischen Melodien hinterlässt Necromance einen bleibenden Eindruck.
Wer schon mal eine der exzessiven Liveshows von Kvelertak erleben durfte, kann absehen, was ihn bei Hjelvik erwartet. So überlasse ich dem Meister persönlich die letzten Worte: „Die Bühnenshow muss auf jeden Fall großartig werden, daran arbeiten wir zurzeit“, bestätigt Hjelvik. „Ich möchte eine Menge an Pyrotechnik und ähnlichen Dingen haben. Oh, ich habe jetzt auch ein Cape (lacht). Das ist eine ganz neue Sache. Ich ziehe zur Inspiration ein wenig die alten Mercyful Fate Artworks heran. Man kann nicht über nordische Mythologie singen und normale Straßenkleidung tragen.“