Isaac Vacuum – Lords

“Zum nebenbei hören zu schade“

Artist: Isaac Vacuum

Herkunft: Krefeld + Essen, Deutschland

Album: Lords

Spiellänge: 66:43 Minuten

Genre: Progressive Rock, Post Rock, Post Progressive Rock

Release: 18.03.2017

Label: Eigenproduktion

Link: https://www.facebook.com/IsaacVacuum/ und http://www.isaacvacuum.com/

Bandmitglieder:

Gesang und Gitarre – Dan Müller
Gitarre und Gesang – Philipp Maike
Touch Gitarre und Moog Synths – Stefan Huth
Schlagzeug – Michael Schallenberg

Tracklist:

  1. Lords
  2. Golem
  3. Karōshi
  4. Double Helix
  5. Off
  6. Cameo
  7. Void
  8. Collapse
  9. Error
  10. Post Scriptum
  11. Pagoda

 

Die Band Isaac Vacuum habe ich im Februar 2016 beim Best Of Unsigned Bandcontest entdeckt, wo sie bereits das Halbfinale erreicht hatten. Die Jungs hatten das erste Lied noch nicht zu Ende gespielt, da hatte ich schon einen begeisterten Post auf Facebook abgesetzt und verfolge seitdem den Weg der vier. Einiges darüber hat uns Philipp auch in unserem Interview verraten, das Ihr hier findet. Nachdem das Thema „Debütalbum“ schon bei einigen meiner Gespräche mit den Jungs aufs Trapez kam, wurde am 11.02. das Cover präsentiert und gab es endlich am 18.02. die Information, dass Lords vorbestellt werden kann. Veröffentlicht wird das Album am 18.03., was auch mit einer Releaseshow in Krefeld entsprechend gefeiert werden soll.

Nicht mit einem Paukenschlag, sondern mit einer Gitarrenwand geht es los, der Titeltrack Lords leitet das Album ein. Auch nach dem zigsten Hören weiss ich nicht, ob ich die sehr lässig von Dan gesungenen Statements „We will always follows you“ oder „We are awaiting your command“ nun beruhigend oder bedrohlich finden soll. Die stetig wummernde Touch Gitarre trägt nicht zur Lösung bei, aber Lösungen wollen Isaac Vacuum ja eh nicht anbieten, sondern den Hörer fordern.

Wie oft ich Golem schon live gehört habe, kann ich nicht mehr aufzählen, aber dieser Uptempo-Track hat sich zu einem meiner Favoriten entwickelt. Dem Refrain kann man eine gewisse Eingängigkeit nicht absprechen, und es gibt feine Gitarrenpickings. Auch die folgenden Songs Karōshi und Double Helix gehören im Übrigen schon seit längerem zum Liverepertoire von Isaac Vacuum, jetzt sind sie endlich auf einem Silberling verewigt.

Das Tempo wird dann, von einigen mehr oder weniger langen Interludien abgesehen, wie zum Beispiel bei Double Helix, Error oder Pagoda, rausgenommen, und man könnte den Songs streckenweise sogar einige Einflüsse aus dem Jazz zuschreiben. Manches klingt improvisiert, wie bei einer Jam-Session, aber immer harmonisch. Alles ist im Fluss, überwiegend ruhig und träge wie ein breiter Strom, aber dann kommen schon die ersten Stromschnellen und drohen, das Gefährt zum Kentern zu bringen. Wenn man die überstanden hat, kann man sich entspannt zurücklehnen und die Ruder wieder einziehen. Unaufmerksam sollte man aber nicht werden, sondern der akustischen Reise weiter folgen.

Ein wenig aus der Reihe fallen die Tracks Off und Void, bei denen die Band sich auf ihre Instrumente konzentriert und Soundfiles mit gesprochenen Parts einspielt. Diese klingen wie ältere Tondokumente mit wissenschaftlichen Abhandlungen, bei Off zum Beispiel um Nahtod-Erfahrungen. Da muss man sich dann entscheiden, ob man den Texten oder den Instrumenten zuhört, ich jedenfalls habe es erst nach mehrfachem Hören geschafft, das übereinander zu bringen.

Nachdem der Track Post Scriptum wie eine Dampfwalze über einen hinweggerollt ist, gibt es mit Pagoda den letzten und auch längsten Track des Albums. Der schließt dann den Kreis und knüpft mehr oder weniger nahtlos an den Titeltrack Lords an, der das Album eröffnet hat. Wenn es Dan mit seinem nicht wirklich beruhigenden Gesang noch nicht schaffen würde, so erzeugt doch das Zusammenspiel der Gitarren, der Touch Gitarre und des Schlagzeugs eine sich ständig steigernde Spannung, die Isaac Vacuum dann auch konsequent bis zum Schluss durchziehen und nicht auflösen.

Fazit: So mysteriös das Cover des Albums, ist auch die Musik von Isaac Vacuum nicht wirklich eingängig. Teilweise fast schon experimentell, überwiegend ziemlich vertrackt und kaum Haltepunkte für den geneigten Hörer bietend, komme ich mir manchmal vor, wie im dunklen Wald ausgesetzt und allein gelassen. Andererseits kann man nicht umhin, der Musik von Isaac Vacuum weiter zu lauschen und der Virtuosität ganz großen Respekt zu zollen. Wenn man dann noch die Chance hat, die vier mal live zu erleben, sollte man sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen, dann ist das Bild komplett.

Anspieltipps: Lords, Golem, Error und Pagoda
Heike L.
8.5
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