“Als die Jungen noch jünger waren“
Artist: Jarun
Herkunft: Polen
Album: Wziemiozstąpienie
Spiellänge: 37:45 Minuten
Genre: Black/Folk Metal
Release: 01.10.2012
Label: Independent
Link: https://www.facebook.com/jarunband
Bandmitglieder:
Gesang – Meph
Gitarre – Zagreus
Gitarre – Rolsen
Bass – Radogost
Schlagzeug – Radoslav
Tracklist:
- Wziemiozstąpienie
- Deszcz
- Prawdy Ulotne
- Przebudzenie
- Niech Moje Slowa Beda Ogniem
- Powrot
- Zamiec
- I Znowu Zima
Als Fan deutschsprachiger Musik und allgemeiner Befürworter der Nutzung der EIGENEN Sprache in der Musik sollte man meinen, dass ich so konsequent wäre und Jarun mit ihrem Erstlingswerk Wziemiozstąpienie direkt eine Lobhuldigung gewährleiste, da alles auf dem Album ausnahmslos in polnischer Sprache vorgetragen wird. Auch wenn der „Spaß“ wieder auf mein Konto geht: Zu Beginn dachte ich, es wird Französisch gekrächzt, da ich erst später geguckt habe, woher die Jungs kommen.
Und da Französisch bekanntlich verboten gehört, wird aus dem Plus ein Minuspunkt. Ich hätte selber nie gedacht, dass die sonst eigentlich ganz gut klingende polnische Sprache durch das Krächzen so verschandelt wird. Was auch einer der Gründe sein dürfte, wieso Jarun die erste Band sind, die ich in dieser Sprache hören darf. Einen Vorteil hat es: ich fühle mich wieder jung (okay, mit 25 bin ich tatsächlich auch faktisch noch jung, also sagen wir halt jünger). Ich weiß noch damals, als die Jungen noch jünger waren (also ich) und Black Metal noch ernsthaft zwischen trve und untrve eingestuft wurde und man bespuckt wurde, wenn man offen zugab, untrven Black Metal zu hören (und gesteinigt, wenn man Nu Metal konsumierte, wobei sich das bei mir nur auf Slipknot beschränkte) und ich zum ersten Mal mit diesem Genre in Kontakt kam. Damals war es noch irgendwie geil, dass einen die Gitarren die Ohren zersägten und irgendein verrückter Psychopath einem die von der Säge verschont gebliebenen Überreste mit seinem Gebrüll zerstörte. Und es provozierte. Dass die rauschenden Hochtöne nicht so gesund sind – geschenkt. Dass man kein Wort verstand – geschenkt. Dieses Feeling kommt bei Jarun wieder auf.
Da man ja bekanntlich älter (und in meinem Fall immer gutaussehender) wird und man aus der pubertären „Hauptsache den Leuten ans Bein pissen“-Phase zumindest teilweise herauskommt (man differenziert und pisst nur noch den Leuten ans Bein, die es auch verdient haben, was bei geschätzt 2% an vernünftigen Menschen eine Ersparnis von ungefähr 140.000.000 Menschen macht) wächst auch irgendwo der Anspruch. Da hinter der damals als provokant eingestuften Musik auch häufig ein tieferer Sinn steckt und auch musikalische Finesse, wird es ärgerlich, wenn man einfach mal nichts versteht und einem das Mitlesen nur Kopfschmerzen bereitet. Wenn es denn die Möglichkeit, mitzulesen gäbe. Viele Möchtegernböse, die angemalt durch die Gegend laufen, ohne zu wissen, warum sie sich anmalen (Oskorei), haben ein immenses Interesse daran, eine Veröffentlichung ihrer Aussagen in schriftlicher Form zu verhindern. Paradebeispiel ist übrigens Gorgoroth, die zumindest gegen die Veröffentlichung im Internet massiv vorgehen, jedenfalls vor dem Rechtsstreit.
Und selbst wenn man von den Verbalisierungsproblemen absieht, hinterlässt Jarun nicht gerade den besten Eindruck. Ich habe keine Ahnung, wieso zur Hölle die nahezu omnipräsenten Akustikgitarren durch die Bank von einer beschissenen Klangqualität zeugen müssen. Da steckt vermutlich pure Absicht hinter. Unter dem Motto: Je beschissener die Qualität, desto mehr Black Metal ist es. Dadurch entsteht der Effekt, dass der Klang sehr seltsam ist. Die guten Akustikgitarren spielen auch, wenn die E-Gitarren am Werk sind, wodurch sich der klare, gute Klang sich mit dem vernebelten, dumpfen Sound beißt. Das ist nicht schön zu hören. „Soll es ja auch nicht sein, es ist ja auch Black Metal“, könnte mir jetzt einer aus der Trvenessfraktion an den Kopf werfen. Und die Erde ist eine Scheibe, die in fünf Stunden zum Pluto fliegt. Mit Tesla. Ich weiß.