Jera On Air Festival 2023 vom 22.06.2023 bis 24.06.2023 in Ysselsteyn in den Niederlanden

Ein perfekt organisiertes Spektakel mit großen Acts in einem familiären Rahmen vor 10.000 Besuchern

Festivalname: Jera On Air Festival 2023

Bands: Amaezing Snäke, Anti-Flag, Any Given Day, Arson, Billy Talent, Black Flag, C 4, Call It Off, Cancer Bats, Captain Kaiser, Carpenter Brut, Casey, Chaser, Chelsea Grin, Code Orange, Defeater, Distant, Dreamshade, Employed To Serve, Enter Shikari, Exploiding Head Syndrom, Fever 333, Fleddy Merlculy, Flogging Molly, Frank Turner & The Sleeping Souls, Ghostkid, Girlsgirlsgirls, Gorgol Bordello, H 20, Hatebreed, Heiderroosjes, Hollywood Undead, Kublai Khan TX, Landmvrks, Lionheart, Loathe, Lorna Shore, Malevolence, März, Meshuggah, Motionless In White, No Pressure, Nofx, Pain Of Truth, Paledusk, Papa Roach, Parkway Drive, Polaris, Punk Rock Factory, Pup, Rancid, Random Hand, Restraining Order, Rise Of The Northstar, Sick Of It All, Sind Along Riot, Sleep Token, Slope, Speed, Static Dress, Stray From The Past, Sunami, The Amity Affliction, The Bennies, The Flatliners, The Ghost Inside, The Interrupters, The Menzingers, Touché Amoré, Trash Boat, Two And A Half Girl, Unity TX, Vamachara, Ways Away, Zulu

Ort: Ysselsteyn, Niederlande

Datum: 22.06.2023 – 24.06.2023

Kosten: Drei-Tages-Ticket: 150,00 € +  Camping: 30,00 €
Tagestickets ab 90,00 €
Parken: 15,00 €

Genre: Hardcore, Metal, Rock, Metalcore, Punk

Besucher: ca. 10.000 Besucher

Veranstalter: Jera On Air Festival

Link: https://www.jeraonair.nl/

Nahe der deutschen Grenze treffen sich auch in diesem Jahr wieder Fans der Genres Rock, Metal und Punk auf dem Jera On Air, um drei Tage lang zu feiern. Während der erste Tag noch von Starkregen und Matsch geprägt ist, ändert sich das Wetter ab Freitag und die restlichen Tage sind sonnig bis heiß. Große Acts wie Parkway Drive, Lorna Shore, Rancid, Papa Roach, Flogging Molly, The Ghost Inside oder Meshuggah spielen auf dem im Vergleich mit ähnlichen Festivals doch eher kleinen Gelände verteilt auf drei großen und zwei kleinere Stages. Alles liegt nah beisammen, sodass trotz schlechter Bodenverhältnisse zu Beginn keine langen Laufwege entstehen. Bezahlt wird old school mit Tokens, die einem physisch nach Bezahlung ausgehändigt werden, cashless gibt es hier nicht. Neben einer großen Rampe, einem Riesenrad, einem Biergarten sowie einem kleinen, aber feinen Festivalmarkt, der alles von Tattoo bis zu Silent Disco anbietet, gibt es doch viel zu sehen. Die Essensauswahl ist umfangreich mit vielen Angeboten auch für Veganer/Vegetarier, kleine unabhängige lokale Anbieter anstatt großer Marken versorgen in den nächsten drei Tagen die hungrigen Headbanger.

Donnerstag

Aufgrund der kurzfristigen Absage von Polaris, die durch den plötzlichen Tod ihres Gitarristen ihre Europatour abgebrochen haben, eröffnen die Schweizer Paleface Swiss das Festival. Mit der besten Tonqualität des ganzen Wochenendes wird den Besuchern ganz schön eingeheizt und trotz des spontanen Auftritts ist das Zelt fast voll. Insgesamt dürfen 17 Bands das Jera On Air Festival am ersten Tag zum Beben bringen. Die Brücke zum eng gestrickten Abend bilden unter anderem Code Orange, Chaser und Two And A Half Girl.

Jera On Air Festival 2023

Wie erwartet übernehmen Lorna Shore ein paar Stunden später mit einer musikalisch starken Show, auch wenn durch das Lautstärkenlimit in den Niederlanden es leider etwas zu leise ist. Gleichzeitig geht es für Wrong Man auf die Hawk Nozern Stage. Meist spielen drei Bands zeitgleich, da bleibt einem nur die Qual der Wahl. In jeweils Zweierbündeln rollt das Line-Up über vier Bühnen. Versetzt dazu die fünfte Spielstätte, die den kleineren Bands recht viel Spielzeit mit 75 bis 90 Minuten einräumt, dafür jedoch zeitgleich zu den großen Bühnen bespielt wird. Vor- und Nachteile liegen da auf der Hand, tut der guten Stimmung jedoch kein Abbruch und immer, wenn ich mich in der Nähe der Raven Stage aufhalte, spielen die Newcomer nicht vor leeren Rängen. Der Zuspruch ist auf allen Bühnen groß und dadurch teilt sich das Publikum immer wieder auf, um zur nächsten Bühne zu pilgern. Kurze Wege und 10.000 Menschen, die stets in Bewegung sind – ein wunderbares Feeling. Zurück zu Lorna Shore. Die fünfköpfige Deathcore-Band aus New Jersey kann alles, nur nicht ruhig. Das Pulverfass aus den Staaten fackelt mit Cursed To Die und To The Hellfire alles ab. Explosiv, energiegeladen und mit Hits wie Into The Earth geht’s nur hart geradeaus. Mit Pain Remains bringen sie ihr Set unter krachenden Masten in den sicheren Hafen.

So stehen Sick Of It All aus dem New Yorker Stadtteil Queens auf dem Programm, die seit 36 Jahren ihren Hardcore zelebrieren. Eröffnet wird die gewohnt intensive Show mit Injustice System und Relentless. Lou Koller und Pete Koller, die beiden Gründungsmitglieder geben alles. Angeführt von Frontmann Lou Koller donnern die Songs aus den Boxen. Beendet wird die Show vom starken Trio Braveheart, Scratch The Surface und Step Down. Gleichzeitig rocken Anti-Flag aus Pittsburgh die Bretter. Die Hardcore Punk Band um Sänger und Gitarrist Justin Sane ist eine Ikone in der Szene. Was man zum jetzigen Zeitpunkt nicht weiß, Ende Juli löst sich die Truppe auf. Heute ist davon noch nichts zu sehen. Die For The Government und
Laugh. Cryy. Smile. Die. bringen die vier erfolgreichen Musiker schnell in Stellung. Wie bei Sick Of It All ist die Stimmung prächtig und das Publikum ist am frühen Abend zur Stelle. So brauchen Anti-Flag gar nicht viel und die Songs tragen sie durch die gut 45 Minuten.

Jera On Air Festival 2023

The Amity Affliction bieten eine ebenso überzeugende Show, eine Crowd-Interaction, die sich sehen lassen kann und alle Hits – alt wie neu durchgespielt. Liebhaber des Metalcores kommen definitiv nicht zu kurz, während All My Friends Are Dead ertönt! Weitere Höhepunkte findet man mit Show Me Your God und Soak Me in Bleach bei denen Sänger Joel Birch das Publikum zum Tanz bittet.
Während Billy Talent ihr solides Set mit Songs wie Rusted From The Rain, Reckless Paradise und Red Flag auf der zweiten Mainstage spielen, bereiteten sich alle auf Parkway Drive vor, die in den letzten Wochen auf wesentlich größeren Bühnen unterwegs waren. Obwohl es sich um ein Zelt handelt und somit nicht die gesamte Pyro-Show gezeigt werden kann, liefern die Australier wie gewohnt ab. Ein verdienter Headliner mit viel Action. Mit dem Startschuss Glitch und Prey gerät die berühmt-berüchtigte Live-Demonstration aus Down Under ins Rollen. Mehr Energie geht nicht. Das niederländische Publikum ist heiß und auch die vielen Deutschen lassen sich nicht zweimal bitten. Shadow Boxing und Darker Still bringen Parkway Drive auf die Zielgerade. Die beiden Zugaben Crushed und Wild Eyes beenden die Sause.

Freitag

Um 12 Uhr starten Girlsgirlsgirls zusammen mit Slope in den zweiten Festivaltag. Es ist trocken und einem gelungenen Abriss steht somit nichts im Wege. Das erste Highlight steht mit Ghostkid um 13 Uhr auf den Brettern. Als Einzelkämpfer muss man versuchen, die Kraft über den Tag aufzuteilen, bei fünf Bühnen sind alle Bands, wie ihr am ersten Tag sicher gemerkt habt, gar nicht zu bewerkstelligen. So nehme ich euch mit auf meine persönliche Jera On Air Reise. Ghostkid, die fünf Männer aus Gelsenkirchen, verjagen mit ihrem Trap Metal und Post-Hardcore die Müdigkeit aus den Knochen. Sänger Sebastian „Sushi“ Biesler ist gut aufgelegt und hat Lust, Ysselsteyn früh zum Beben zu bringen. Dafür haben sie Start A Fight, Ugly und Supernova mit über die Grenze genommen. Eine gelungene Performance, die nach einer kleinen Pause schreit. Für mich geht es auf selbiger Bühne mit Attila weiter, die es in den nächsten Wochen quer durch Europa verschlägt. Auf dem Jera On Air schicken Attila den Track Middle Fingers Up als Begrüßung in die Runde. Die Amerikaner haben sich mit ihrem Metalcore/Deathcore Mix in den letzten 18 Jahren wirklich gemausert. Neun Alben wurden bereits veröffentlicht und Sänger Chris „Fronz“ Fronzak konnte sich in der Szene hocharbeiten. Den großen Zuspruch aus ihrer Heimat konnten sie jedoch noch nicht mit über den Großen Teich bringen. An Songs wie Break Shit und Thug Life liegt es nicht. Zudem wird vom Trio kein Stein auf dem anderen gelassen.

Jera On Air Festival 2023

Wir springen in den Nachmittag zur zweiten Combo aus Gelsenkirchen: Any Given Day. Dennis Diehl steht mit seiner Truppe Ghostkid in nichts nach. Die 45 Minuten werden in einen Tornado verwandelt. Blitzschnell erzeugen die Deutschen eine wunderbare Dynamik vor der Bühne. Drei erfolgreiche Werke schlagen zu Buche. Overpower, der letzte Longplayer, ist schon vier Jahre alt. Da bleibt die Frage, wann servieren sie uns Studioalbum Nummer vier? Heute jedenfalls nicht. Mit dem älteren Material angefreundet, haben die Jera On Air Mosher eh einen nährstoffreichen Boden, um ihren Emotionen freien Lauf zu lassen. Parallel zu Any Given Day spielen Touché Amoré, auf die man genauso gut ein Auge hätte werfen können. Von diesen beiden Shows wandern die Festivalgänger entweder zu Lionheart oder The Priceduifkes. Einmal die Trial By Fire erlebt, zieht es einen schnell zu Lionheart. Die Stehaufmännchen der Szene sind wieder am Start, das sollte man sich nicht entgehen lassen. Mit im Set sind Vultures, Burn und Born Feet First. Abgeschlossen wird die Sause mit dem Duo Fight For Your Right (Beastie Boys Cover) und LHHC.

Während Pup, Loathe und auch Bizkit Park werden die kulinarischen Leckerbissen unter die Lupe genommen. Gut gestärkt für den Rest des Tages zieht das Programm wie am Vortag noch mal an. Mit leichten Soundaussetzern müssen Stray From The Path leben, können die kleinen Probleme jedoch mit viel Leidenschaft und Coolness wettmachen. Stray From The Path gehören trotzdem zu einem der Höhepunkte des Festivals. Die Amerikaner um Sänger Ed Edge geben Vollgas, man mag sie einfach immer wieder mit ihrem Hardcore Punk live sehen. Auf der Mainstage geht es mit Fever 333 weiter. In neuer Formation unterwegs, büßen sie nichts von ihrer Präsenz ein. Mit April Kae als Bassistin haben sie definitiv eine der besten Entscheidungen getroffen. Der Erfolgskurve dürfte es meiner Meinung nach keinen Abbruch tun. Das neue Line-Up ist unglaublich erfrischend und bringt die Meute zum Beben.

Nachdem sie die letzten Monate noch mal richtig durchgestartet sind, geben Sleep Token auf der zweiten Mainstage ihr Bestes. Musikalisch und showtechnisch komplett überzeugend, aber leider auch hier viel zu leise. Das Tageslicht spielt dem Konzert-Feeling ebenfalls nur bedingt in die Karten. Die Partystimmung zieht jedoch direkt bei Hollywood Undead auf, während die Sonne langsam untergeht. Der schweißtreibende Tag hat schon die ersten Opfer gebracht. Bei Hollywood Undead hätte man schon mit mehr Zuspruch rechnen dürfen. Wie dem auch sei, das anwesende Publikum ist sofort da. California Dreaming und Comin‘ In Hot dringen durch die warme Luft, um in Undead das Finale zu finden. Zur Freude der älteren Generationen springen Papa Roach in ein sehr diverses Set mit Hits, neuen Liedern sowie auch ein paar alten Stücken, die man ansonsten nicht mehr so oft zu hören bekommt. Im Unterschied zu manch anderen Acts der gleichen Zeit, wird hier noch ordentlich Energie generiert und jeder Musiker strotzt nur vor Leidenschaft. Trash Boat spielen parallel zu den Headlinern wie Rancid und Hatebreed und müssen sich definitiv nicht verstecken. Obwohl das letzte Album schon ein paar Jahre her ist, bieten die Briten eines der Highlights des Tages und dem Versprechen, nach der Tour sofort ins Studio zu verschwinden. Hatebreed hingegen rühren Beton an. 60 Minuten lang bekommt man zu Mitternacht ein derbes Brett vor die Kinnlade gebügelt. Destroy Everything agieren als Stimmungskiller. Warum? Weil mit dem Gassenhauer bereits Feierabend ist. Die Stunde verfliegt, Jamey Jasta hat doch gerade erst das Mikrofon in die Hand genommen. Neben Rancid beenden Fleddy Merlculy diesen intensiven zweiten Jera On Air Tag.

Samstag
Jera On Air Festival 2023

Der letzte Tag bringt viel Hitze und Sonnenschein und mit im Gepäck einen ganzen Schwung absolute musikalische Highlights. Dreamshade, Florida Men und March sollen noch mal Stimmung in die Bude bringen. Das ist keine einfache Aufgabe. Die letzten beiden Tage waren hart, schließlich ist das Jera On Air Festival keine Kuschelrockveranstaltung. Sand, Schweiß, Sonnencreme und verfilzte Haare liegen auf der feuchten Haut und brennen in den übermüdeten Augen. Alle Kräfte werden noch mal mobilisiert. Cancer Bats und Casey, die sich beide in den letzten Monaten in eine gute Position spielen konnten, lassen ihre Anhänger nicht hängen. Die Schweißperlen stehen auf der Stirn und die Gesichter leuchten, während zufrieden die jeweiligen Hits angestimmt werden.

Landmvrks füllte die Mainstage am frühen Nachmittag dann innerhalb von ungelogenen Sekunden. Die Franzosen um Frontmann Florent Salfati überzeugen wie gewohnt mit den Kompositionen aus ihrem Debütalbum und neueren Stücken. Als Opener fungiert Lost In A Wave, gefolgt von Rainfall und Blistering. Say No Word und Scars dürfen natürlich nicht fehlen. Mit Self Made Black Hole und Fantasy geht die Setlist des Quintetts viel zu schnell vorbei. Rise Of The Northstar, Black Flag oder The Menzingers lassen keine Pausen zu. Unbarmherzig rollt das Jera On Air Rad weiter, wer nicht aufspringt, wird gnadenlos überrollt oder macht doch ganz heimlich eine kleine Pause. An Intensität steht das Open Air weit oben auf der Liste. Wer hier drei Tage durchzieht, braucht im Anschluss zwei Wochen Regenerationszeit.

Jera On Air Festival 2023

Enter Shikari bringen selbst die härtesten Metalheads zum raven. Mit einer ausgeklügelten Lasershow, Pyro und einem Visualiser für jeden einzelnen Song bleibt keiner auf der Stelle stehen. (PLS) Set Me On Fire und Labyrinth bringen diese liebevoll inszenierte Session in Position. Bloodshot lässt die Laser kreisen, während The Last Garrison mit den markanten Vocals von Roughton „Rou“ Reynolds in die Ohren gesetzt wird. Live Outside und The Dreamer’s Hotel schließen auch dieses Kapitel.

Motionless In White nehmen kurz darauf ein ähnliches Publikum mit einer soliden Show mit, welche wenig Überraschungen bietet und erneut unter einem etwas schwachem Sound leidet. Meshuggah bringen dann alle wieder zusammen, bevor es rüber zu The Ghost Inside geht, die einen der besten Auftritte des Wochenendes abliefern. Sowohl alte als auch neue Hits werden gespielt, Crowdsurfer kommen nonstop durch die Menge. Als die Band dazu auch noch aufruft, liegen gefühlt mehr Menschen in der Luft als mit zwei Beinen auf dem Boden. Die Kraft schwindet, da kommt der letzte Headliner gerade recht. Flogging Molly setzen zum letzten Kraftakt an. Charismatisch, gar liebevoll und voller Freude bringen sie die kaputten Gesichter noch mal zum Schwitzen und zaubern ein Lächeln in viele Augen. Das Jera On Air findet ein würdevolles Ende und macht Lust auf die nächste Auflage, die vom 27.06.2024 bis 29.06.2024 stattfinden wird. Aktuell sind dafür noch keine Bands bestätigt, haltet ein Auge auf unsere News und unseren Festival Guide.