Temple Of Dread – Beyond Acheron

Heel wat Besünners und Death Metal Victory!

Artist: Temple Of Dread

Herkunft: Deutschland

Album: Beyond Acheron

Spiellänge: 45:35 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 11.08.2023

Label: Testimony Records

Link: https://www.facebook.com/TempleofDread/

Bandmitglieder:

Gesang – Jens Finger
Gitarren und Bassgitarre – Markus Bünnemeyer
Schlagzeug – Jörg Uken

Tracklist:

1. Charon’s Call (Intro)
2. Beyond Acheron
3. World Below
4. Damnation
5. Dance Of Decay
6. All-Consuming Fire
7. The Plague
8. Carnality Device
9. Asebeia
10. Hades

Neue Klänge von der Insel Spiekeroog. Riffmeister Markus Bünnemeyer hat sich wieder seine Gitarre geschnappt, die ostfriesische Luft eingeatmet, den touristenfreien Strand genossen und wild drauflos geschrieben. Seit 2017 hat er dieses Projekt am Laufen und ist mittlerweile eine feste Größe im deutschen Underground. Am Gesang darf sich weiterhin Jens Finger von Slaughterday austoben und Studiomeister Jörg Uken (auch Adversum) hat sein Drumkit im eigenen Studio (Soundlodge Recordings / Rhauderfehn) verprügelt. Das vierte Machwerk liegt mir nun vor und ich bin derbe gespannt, was die Burschen wieder zusammengezimmert haben.

Das Intro Charon’s Call leitet den Sonnenuntergang auf der Insel ein. Plätschernde Meeresgeräusche werden mit donnernden Drums und langsamem Gitarrenriffing kombiniert. Eine hell gespielte düstere Melodie erledigt dann den Rest, verfeinert mit leisen Schreigeräuschen. Nach neunzig Sekunden ist dieser Spaß dann vorbei und man geht zum Opener über.

Dieser hört auf den Namen Beyond Acheron und kommt zu Beginn schon fast mit einem blackigen Riff daher, geht aber dann in einen geilen Uftata hinüber. Argh, sehr geil. Der schon fast als heiser zu bezeichnende Screamgesang setzt ein und die wilde Fahrt nimmt ihren Lauf. Die Liebe zur Band Death wird hörbar, aber man spürt und hört, dass eine Weiterentwicklung der Einflüsse vollzogen wurde. Schneller, höher, weiter ist nicht das Ziel. Das Tempo ist zwar an einigen Stellen schön fix, im old schooligen Tempo, aber man variiert ganz schön. Das Riffing ist sehr geil. Teilweise geht man in den Heavy Metal Bereich. Dieses funktioniert in der Kombination mit der deathmetallischen Grundstimmung sehr geil. Die Soli sind natürlich noch erwähnenswert. Hier hat jemand einen Plan und dieser muss eingehalten werden. Absolut geiler Opener. Hier fliegen die Haare, hier wackeln die Köpfe. Aggression pur. Am Ende noch einmal Geballer und alle sind happy.

Tasse hinstellen, Kluntje rein, schnell einen Tee einschenken, Sahne dazu und schon erscheint die Wolke. Dieses würde den Hörgenuss des folgenden Songs World Below steigern, aber das ist gar nicht nötig, denn wie der Opener knallt der Song dermaßen aus den Boxen, dass sich die Wolke vor Angst wieder zurückzieht. Allerdings hört man auch hier eine Weiterentwicklung, die es wirklich in sich hat. Schon der schleppende Anfang lässt Geiles hoffen und so ist es auch. Uftata und das Tempo schön anziehen und dann wieder so einen fiesen, aber krassen schleppenden Part. Jörg drückt im Hintergrund an den Drums ohne Ende und erzeugt sehr viel Power. Die Weiterentwicklung, die ich meine, ist der orchestrale und epische Teil, Puh, sehr fett und wie bösartig der Part dann weiter ausgebaut wird, ist schon absolut großartig. Fette Melodie und vor allem Jens krasser Sprechgesang, wie ich es mal nennen möchte. Granate. Dann kommt man wieder zur deathigen Grundthematik zurück und ballert alles kurz und klein und legt sich noch einmal ins Zeug. Da bleibt kein Auge trocken.

Dass die Burschen alles schon ältere Zeitgenossen sind, hört man nicht nur bei dem Song Damnation. Auch hier gibt es diese epischen Momente, die ein wenig an Nile erinnern, aber im Grunde hört man, dass alle Beteiligten große Maiden-Fans sind. Jens haut hier nicht nur einen sehr kräftigen Gesang heraus, sondern steuert auch noch mit der Leadgitarre ein absolut fettes Solo dazu, Abwechslung pur, welche sehr intensiv daherkommt.

Eigentlich kann ich das Review hier nahtlos so weiterführen, denn auch der Song Dance Of Decay zieht mich sofort in seinen Bann. Da ich auch in den Neunzigern aufgewachsen und somit mit der extremen Musik aus den Achtzigern und Neunzigern zivilisiert wurde, werde ich es wohl auch nicht anders können. Welch ein Brett. Fans von Death, Possessed. Massacre oder Morgoth werden dieses Stück ebenfalls abfeiern. Aber es schwingt immer ein Hauch von Eigenständigkeit mit, und das ist es, glaube ich, was diesen Song und dieses Album ausmacht.

Auch All Consuming Fire wird den alten Hasen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und außerdem gibt es noch eine kräftige Punkattitüde obendrauf, natürlich gratis. Der Knüppel darf aber auch aus dem Sack und erledigt seine Arbeit sehr gut. Obwohl der Song über sechs Minuten lang ist, ist er zur keiner Zeit langweilig.

Beim drückenden und schleppenden Song The Plague hat man sich Marc Grewe dazugeholt. Dieser ist mittlerweile ein guter Kumpel von Bünne geworden und über die gesanglichen Qualitäten des Ex-Morgoth Schreihals braucht man sich ja nicht zu unterhalten. Da gibt es keine zwei Meinungen. Death Metal Victory! Nicht, dass man irgendwelche Unterstützung nötig hätte, denn der Song an sich ist pures Dynamit und spricht für sich, aber natürlich kommt dieses gut an. Es geht um die Pest in Athen und dieses bringt die ganze Mannschaft hervorragend zum Ausdruck. Sehr direkt und knallend. Lang lebe der Death Metal!

Wer sich erlauben kann, mit Hades ein 300 Sekunden Outro zu zaubern und aus diesen schleppenden und fetten Riffs keinen richtigen Song zu basteln, der hat wohl so einiges richtig gemacht, würde ich sagen.

Die Nordsee ist die Mordsee und das Wattenmeer hat auch viel zu erzählen, aber selbst ich als Ostfriese muss zugeben, dass die Flüsse Acheron und Styx sicherlich ein wenig mystischer und metallischer sind. Deswegen kann ich gut nachvollziehen, dass sich Temple Of Dread textlich dieser Thematik zugewendet haben. Bünnes Kumpel Frank Albers hat mal wieder alles gegeben. Man muss ja nicht extra erwähnen, dass dieser vierte Streich sehr geil produziert ist. Schon nicht schlecht, wenn der Schlagzeuger ein eigenes Studio hat.

Temple Of Dread – Beyond Acheron
Fazit
Tja, was soll man sagen? Temple Of Dread haben auf ihrem vierten Werk die Messlatte sehr hoch gehängt. Das ganze Album ist ein Knaller. Diese Mischung aus altem amerikanischem Death Metal der Marke Death, Possessed oder Massacre mit Zitaten aus dem Heavy Metal, Thrash und teilweise Black ist einfach nur geil. Hinzu kommen diese epischen und orchestralen Momente, die Temple Of Dread zu etwas sehr Eigenständigem machen. Ein absoluter Pflichtkauf. Ich bin sicher, dass dieses Album unter meiner Top-Fünf-Liste für das Kalenderjahr 2023 landen wird, wahrscheinlich unter den ersten Dreien. Heel wat Besünners, wie man bei uns in Ostfriesland sagt,

Anspieltipps: Beyond Acheron und World Below
Michael E.
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