Mit Jens Hagemann Bassist/Gesang der Band Dis.Agree über das aktuelle Album Break The Chains

Artist: Dis.Agree

Herkunft:Goslar, Deutschland

Genre: Thrashcore

Label: SAOL

Link: http://www.klingt-optisch.de

Bandmitglieder:

Gesang – Sebastian Lindner

Gitarre – Holger Schützler

Gitarre – Bastian Wiedenhaupt

Bass, Gesang – Jens Hagemann

Schlagzeug – Philip Kalischko

Time For Metal / Rene W.:

Guten Tag Dis.Agree,

wir sind heute zusammengekommen, um ein wenig mehr über eure Musik und natürlich das aktuelle Album Break The Chains zu erfahren. Erstes Achtungszeichen waren das 2010er Debütalbum Dissertatio Humanitas und ein erfolgreicher Auftritt mit Cripper im März desselben Jahres. Gegründet habt ihr euch bereits 2006, das ist jedoch nicht alles, was man über euch wissen sollte – wie habt ihr zusammen gefunden? Welche Einflüsse haben euch geprägt und inwiefern hat euch die Erfahrung beim neuesten Werk Break The Chains weitergeholfen? Die wichtigste Frage ist jedoch: Wie seid ihr mit dem tragischen Unfalltod eures Sängers Denis Tietz umgegangen und welche Kräfte wurden freigesetzt, um euch zum Weitermachen zu bewegen?

Dis.Agree / Hagi:

Hallo Renè, vielen Dank zuerst einmal für die Einladung.

Das ist richtig, abgesehen von den aktuellen Ereignissen um uns herum gibt es natürlich noch weitaus mehr zu erfahren.

Im Oktober 2006 gab es unser erstes wirkliches Lebenszeichen. Holly und Winni kannten sich schon seit Jahren. So war der Grundstein für die Gitarrenarbeit schon zu Beginn gelegt. Holly und ich (Hagi) lernten uns eigentlich nur durch Zufall kennen und die Chemie stimmte sofort. Um zu unserer aktuellen Besetzung zu kommen kommt natürlich der im weiteren Verlauf noch thematisierte Tod von Denis zum Tragen, wodurch Basti als dessen Nachfolger die Lücke schloss. Leider hatten wir in der Vergangenheit kein großes Glück mit unseren Schlagzeugern, sodass wir die Position im Frühjahr 2012 bei Facebook ausgeschrieben haben. Darauf meldete sich Phil, zu der Zeit noch im zarten Alter von 15 Jahren. Auch da passte alles von Anfang an und trotz des damit doch nicht unerheblichen Altersunterschieds innerhalb der Band hätte es keine bessere Besetzung geben können.

Als prägende Einflüsse für unsere Arbeit können wir eigentlich gar nichts Spezifisches nennen. Jeder von uns hat seine persönlichen Musikgeschmäcker mit in die Band gebracht und so haben wir uns auch von Anfang an nicht auf einen besonderen Stil festgelegt. Natürlich spielt das auch eine große Rolle in der persönlichen und musikalischen Entwicklung, die bei uns natürlich nicht stehen bleibt. So verarbeiten wir generell alle Einflüsse, von denen wir der Meinung sind, dass es zu uns passt und uns dann im Endeffekt musikalisch auch gefällt.

Denis Tod war natürlich ein herber Rückschlag, der nicht einfach zu verkraften war. Schließlich war Denis nicht nur unser Sänger, sondern auch ein wirklich guter Freund. Die erste Reaktion war natürlich naheliegend und wir beschlossen eine Pause einzulegen, um uns bewusst zu machen, was diese Tragödie für uns und unsere Zukunft bedeuten würde. Außerdem wollten wir die Trauerzeit respektieren, die Denis Familie dem russisch­orthodoxen Glauben nach hielt.

Natürlich sind wir alle unterschiedlich damit umgegangen. Während dieser Trauerzeit stürzten wir uns entweder in die Arbeit oder in sonstige Hobbys, blieben für uns allein oder suchten einfach nur Gesellschaft, um die Vorfälle zu verarbeiten. Die Kräfte, die uns dazu bewegten, weiter zu machen sind da allerdings recht einfach gehalten. Zum einen war da natürlich die Freundschaft, auf der die gesamte Band von Anfang an basierte und zum anderen waren wir uns sicher, dass Denis es niemals gewollt hätte, dass wir an dem Punkteinfach aufhören. Die Überlegungen gingen zwar in die Richtung, unter einem neuen Namen noch einmal neu anzufangen. Allerdings waren die genauso schnell wieder verworfen, wie sie aufkamen.

Time For Metal / Rene W.:

Wir haben uns Break The Chains sehr genau angehört, dort zelebriert ihr einen Mix aus Thrash und Death Metal sowie Hardcore-Elementen. Eine gewagte Mischung, die in eurem Fall sehr gut aufgeht und mit einer hohen Punktzhal belohnt wurde. Wie schwierig ist es beim Songwriting diese Kombination zu erzeugen ohne einem Genre zu sehr die Oberhand zu gewähren bzw. vom Tisch fallen zu lassen?

Dis.Agree / Hagi:

Um ehrlich zu sein können wir diese Frage sehr schnell und einfach beantworten. Es ist weitestgehend Zufall. Von Grund auf bewegen wir uns am ehesten in den Bereichen Thrash und Death Metal und die Hardcore­Einflüsse kamen erst später im Rahmen unserer musikalischen Weiterentwicklung hinzu. Im Endeffekt achten wir nicht wirklich darauf, welche Stilmittel nun wo am besten ankommen und ob irgendetwas an einer Stelle vielleicht die Oberhand gewinnen könnte. Wir verarbeiten einfach die Ideen, die uns gefallen.

Time For Metal / Rene W.:

Besonders durch den differenzierten Gesang (von gewisperten Passagen über fiese Screams bis hin zu tiefen Growls) und das abwechslungsreiche Spiel wird bei Break The Chains eine vielschichtige Atmosphäre erzeugt. Welches Studio habt ihr für diesen ansprechenden Sound aufgesucht und wie hat euch dieses bei der Entstehung fachmännisch zur Seite gestanden?

Dis.Agree / Hagi:

Die Frage nach dem Studio unserer Wahl ist ehrlich gesagt immer eine unserer liebsten Fragen. ;) Wir waren nämlich in keinem richtigen Studio, wie man es vielleicht vermuten würde, sondern haben das komplette Album im Home­Studio unseres guten Freundes Kevin aufgenommen, der sich zu der Zeit schon seit einiger Zeit mit der Thematik Aufnahmen und Mixing beschäftigt hat. Seine Arbeiten, die er bis dahin für sich selbst gemacht hat haben uns vom Professionalitätsgrad her so überzeugt, dass wir dahingehend sehr gern mit ihm zusammen gearbeitet haben. Die Gesangsvariationen traten in dieser Intensität auch erst recht spät im Produktionsprozess auf den Plan, da insbesondere Basti und mir nach jedem Anhören und bei fast jeder Probe neue Ideen kamen, wie wir gemeinsam noch mehr aus dem Material heraus holen können. So entstanden dann viele der zweistimmigen Passagen erst während der Produktion neu. Gerade in dieser Phase stand uns Kevin auch mit Ideen zur Seite, die dann beispielsweise zu der Eingangspassage bei Can’t Walk On geführt haben. Was die Soundentwicklung der Instrumentalfraktion angeht hat Kevin natürlich auch durch seine eigenen Fähigkeiten am Schlagzeug und an der Gitarre viele Vorschläge für den Gesamtsound einfließen lassen und unserer Meinung nach sehr gut umgesetzt.

Time For Metal / Rene W.:

Das neue Werk blickt auf zehn Stücke, die allesamt erwähnenswert sind, daher möchte ich euch die Möglichkeit geben, bei einem kleinen Track-By-Track die einzelnen Kompositionen für eure Fans und unsere Leser zu durchleuchten.

Dis.Agree / Hagi:

World Collapse:Wie der Name schon sagt, deutet der Inhalt auf weltliche Missstände hin, was besonders im Refrain klar wird. Durch die aggressive Spielweise unterstützt der instrumentale Part den Text.

Can´t Walk On: Schafft eine etwas düstere, drückende und energiegeladene Atmosphäre. Hier wurde in den Text ein persönliches Beziehungsproblem mit eingearbeitet. Live zündet der Song immer wieder richtig gut.

I Hate You: Ich denke, dass I Hate You der einzige Song ist, der ohne Umschweife selbsterklärend ist.

In Pieces: Als Experiment und Gegensatz zu den sonst doch sehr allgemeinen und persönlichen Themen entstand der Text zu In Pieces. Erzählt aus der Sicht eines psychisch gestörten Menschen, sollte hier ein einmal eine oft tabuisierte Thematik kritisch dargestellt werden.

Break These Chains: Ist der einzige Song, bei dem der Text vor dem musikalischen Grundgerüst. Eigentlich war er gar nicht dafür gedacht, doch als das Gerüst des Songs stand, durchforstete Holly meine Texte und kam zufällig darauf. Hier geht es darum alte Lasten abzuwerfen, negative Menschen aus dem Leben auszuschließen und zu kämpfen, für Dich selbst, für Dein Leben, für Deine Freiheit, so zu leben, wie Du es für richtig hältst.

Fading Away: Ist direkt auf Verluste bezogen und noch direkter auf den Tod unseres früheren Sängers. Fast jeder kennt die Situation einen geliebten Menschen zu verlieren, egal wie, darum sind die Gedankengänge des Songs schon ziemlich ergreifend.

Running Down My Dreams: Ist ja einer der melodischeren Songs, welcher allerdings dadurch auch einen emotionaleren Text hat. Es geht um das Vermissen einer Person und das nicht erreichen können derselben. Um die Gedanken die Menschen durch den Kopf gehen oder gehen müssen, wenn sie in bestimmten Situationen sind (in dem Fall Krieg) und auf eine ungewisse Zukunft blicken.

Madness Intoxication: Ein energiegeladenes Bündel Hass. Perfekt zum Abgehen vor und auf der Bühne. Hier hatte ich irgendwann mal den Wunsch geäußert auch mal einen Song zu haben, der weniger als 2 Minuten geht und nur auf die Fresse zimmert. Das kam dabei raus.

Into Damnation: Anscheinend der Song, der von den Kritiken her am besten abschneidet. Seinen inneren Dämon besiegen, über seinen eigenen Schatten springen. Dagegen ankämpfen in dieses „Loch“ zu fallen in dem alles schwarz ist, alles dunkel und schlecht. Die persönliche Hölle spüren und damit klarzukommen in dieser zu leben, wie auch immer diese Hölle aussehen mag.

Shizophrenia: Der wohl, zusammen mit Can‘t Walk On, eingängigste Song des Albums. Unsere Gesellschaft, unsere Welt und unser Leben, einfach alles was uns umgibt und aus dem wir bestehen, besteht größtenteils und meistens aus Paradoxa. Wir leben in einer schizophrenen Gesellschaft und verhalten uns auch oft so. Das spiegelt der Song wieder.

Time For Metal / Rene W.:

Leider kann man das Thema nicht einfach unter den Teppich kehren. Wie hat sich der Tod eures Freundes und Sängers Denis Tietz nachhaltig auf eure Musik ausgewirkt? Würdet ihr mit ein wenig Abstand zur Veröffentlichung Anfang April vielleicht sogar Passagen in eurer Musik erkennen, die niemals so zusammengekommen wären, wenn die Tragödie nicht passiert wäre?

Dis.Agree / Hagi:

Um ehrlich zu sein haben wir uns darüber nie zuvor wirklich Gedanken gemacht. Von der musikalischen Grundentwicklung her hatte Denis Tod sicherlich keinen Einfluss auf uns. Eventuell ließe sich unterschwellig noch der eine oder andere Part darauf ableiten, aber bewusst haben wir nichts geändert.

Definitiv können wir Euch aber sagen, dass Fading Away niemals so entstanden wäre, wenn es nicht zu dem Unfall gekommen wäre, da dieser Songs, wie wir schon zuvor gesagt haben, sich intensiv mit diesem Thema befasst.

Time For Metal / Rene W.:

Neben dem Entern des Studios steht für euch auch sicherlich die Liveperformance an oberster Stelle. Dürfen sich Anhänger eurer Klänge bereits auf kommende Konzerte freuen, bei denen sie zusammen mit euch feiern dürfen oder sind bislang noch keine Gigs zum Vorstellen der neuen Stücke geplant?

Dis.Agree / Hagi:

Auf jeden Fall steht die Liveperformance für uns ganz weit oben. Der erste Teil unserer Promo­ Tour läuft bereits und ist leider auch schon nahezu abgeschlossen. Zwei Gigs haben wir da noch auf der Tour­Liste stehen. Zum einen wäre da der inoffizielle Tour­ Abschluss am 30.05. als „Heimspiel“ im JuZ B6 in Goslar und zum anderen hätten wir noch die Warm­Up Party zum Metal Frenzy Open Air im JuZ Moods in Gardelegen am 01.06. Bei beiden Gigs werden wir übrigens mit Drone und Etecc die Bühne teilen und freuen uns schon sehr darauf.

Time For Metal / Rene W.:

Zudem würde mich es brennend interessieren, was ihr für Dis.Agree für die Zukunft geplant habt. Wird bereits an einem neuen Album gearbeitet bzw. habt ihr erste Ideen für neue Songs, die vielleicht schon in ein paar Monaten für den Nachfolger von Break The Chains sorgen könnten?

Dis.Agree / Hagi:

Für die Zukunft steht an erster Stelle natürlich die Fortsetzung unserer Promo­Tour nach Ende der Festivalsaison. Diese Zeit werden wir intensiv nutzen, um in die Planung für den Touranschluss im Bereich Spätsommer/Herbst bis in den Winter hinein einzusteigen. Schließlich wollen wir Break The Chains so vielen Leuten live präsentieren, wie nur möglich.

Neue Song­Ideen sind natürlich schon vorhanden, allerdings kann man da noch lang nicht von der Arbeit an einem neuen Album sprechen. Natürlich werden wir so viel neues Material sammeln, wie uns möglich ist, um die Produktionszeit für ein kommendes Album so kurz wie nur möglich zu halten.

Time For Metal / Rene W.:

Ich wünsche euch alles Gute für die Zukunft und bedanke mich für das offene Gespräch. Das letzte Wort gehört euch und ihr könnt dieses ganz frei an eure Fans und unsere Leser richten.

Dis.Agree / Hagi:

Wir danken Dir noch einmal ganz herzlich für die Einladung und die Unterstützung und freuen uns auf die kommenden Gigs und darauf, neue Leute kennen zu lernen und den einen oder anderen Time For Metal Leser persönlich bei uns begrüßen zu dürfen. Ihr seid es, die gemeinsam mit uns dafür sorgen, dass wir alle unseren Spaß auf und vor der Bühne haben.