Kuttenfest am 15.04.2023 im Skullcrusher in Dresden

Neunte Auflage einer Traditionsveranstaltung mit einer Sonderedition

Bands: Attacktion, Cockroach, Depredation, Hateful Agony, Red To Grey

Ort: Skullcrusher e.V., Reisstraße 42, 01257 Dresden

Datum: 15.04.2023

Kosten: 20,00 Euro Abendkasse

Genre: Thrash Metal, Speed Metal

Veranstalter: Skullcrusher e.V. Dresden

Link: https://www.skullcrusher-dresden.de/

Die Schar der Kuttenträger hat Grund zum Jubilieren. Nach dreijähriger Abstinenz kann die Oldschool-Traditionsreihe des Dresdner Skullcrusherklubs endlich wieder aufleben. Ja, die Rede ist vom Kuttenfest, das mit seiner neunten Runde sogar eine Sonderedition erleben darf. Ein verdienter Streiter des deutschen Untergrundes hatte bereits 2022 in einem der beliebtesten ostdeutschen Klubs sein fünfzigstes Wiegenfest begehen wollen, aber die Tagesagenda stand gegen dieses Vorhaben und so verlegte man das Jubiläum kurzerhand auf das Folgejahr und die Sause findet nun unter dem Doppellabel Kuttenfest / Thrasher’s B-Day Bash statt.

So bin ich in mehrfacher Hinsicht glücklich, als wir gegen 16 Uhr auf das Gelände des Skullcrusher Dresden rollen. Nach ersten Begrüßungen mit altbekannten Gesichtern mache ich mich auf in die erste Etage – den eigentlichen Räumen des Klubs, um der Gedenkecke des 2020 verstorbenen Enrico „Enni“ Haagen meine Ehrenaufwartung zu machen und eine persönliche Gedenkminute einzulegen.

Nach einigen guten Gesprächen, denen im Verlauf des glorreichen Abends noch so einige folgen sollen, geht es relativ pünktlich in der Halle der Saxonia-Biker im Erdgeschoss allmählich ans Eingemachte. Den Startschuss vor einem anfangs überschaubaren Auditorium geben die Münchner Red To Grey, die vom ersten Akkord an, richtig Gas geben und mit einer Mischung aus Speed und Thrash Metal voller Spielfreude eine Granate nach der anderen auf die Headbangerschaft abfeuern. Gaby Weihmayer, die seit dem dritten Album der Bajuwaren den Posten am Mikro innehat, verbreitet zusammen mit der sehr geschlossen und professionell agierenden Instrumentalfraktion eine derart gute Stimmung, dass sich die Hütte immer schneller zu füllen beginnt. Bei den thrashlastigen Teilen der Show kommen in mir Erinnerungen an die legendären Belgier von Acid hoch, während die melodischen, aber nicht minder harten Anteile Jutta Weinhold von Velvet Viper alle Ehre gemacht hätten. Meine Dame, meine Herren – well done!

Die Crew des Skullcrusher trödelt bekanntermaßen nicht und so gehen Hateful Agony pünktlich viertel acht als zweite Band an den Start. Eine der beiden Bands des Abends, von denen ich wenigstens die aktuelle Platte Plastic Culture Pestilence bereits kannte und besagtes Thrash Metal-Geschoss für tauglich befunden hatte. Live ist das gebotene Material allerdings zwar ebenfalls schlüssig, aber die Performance und die Kommunikation mit dem Publikum über weite Strecken reichlich holprig, was zumindest mir das Vergnügen an diesem Auftritt nimmt und ich meine Zeit dann doch lieber in Gespräche mit den vielen Bekannten investiere, die ebenfalls die gemütliche Atmosphäre auf dem Hof draußen genießen.
Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass das von mir vielleicht nicht ganz die feine englische Art gewesen sein mag, denn wie ich im Nachgang erfahren musste, ist der Drummer Hateful Tom das einzig verbliebene Originalmitglied der Münchner und alle anderen sind erst 2022 zu Hateful Agony gestoßen; und jeder, der die letzten Jahre nicht in einem anderen Sonnensystem gelebt hat, kann an einer Hand abzählen, bei wie vielen Gigs die Band in der aktuellen Konstellation schon hat Liveroutine sammeln können. Mea Culpa, Hatefuls, fürs nächste Mal gelobe ich Besserung.

Weiter im Takt geht es nach kurzer Umbaupause mit einem weiteren echten thashenden Faustschlag, dargeboten von den Ruhrpottlern Depredation. Mit bislang nur einem Album in der Hinterhand machen die Jungs einen trotz alledem derartig gewaltigen Alarm, dass im Saal echt der Bär steppt und kein Auge und keine Kehle trocken bleibt. Neben der schweinegeilen Mucke hat mich die Agilität von Bassist Jens Wäling schwer beeindruckt. Mit Glatze, Sonnenbrille und Lederkluft sieht der übrigens aus, als ob Rob Halfort himself heimlich im deutschen Underground seinem Herzen für Thrash Metal frönen würde. Insgesamt kann man Runde drei als voller Erfolg für alle Beteiligten verbuchen.

An vierter Stelle im Billing folgt die zweite Band des Abends, die ich wenigstens durch einen Stellvertreter aus der heimischen Plattensammlung bereits kenne. Die Marbacher Cockroach veredeln weitere 45 Minuten des Abends durch harte Hiebe mit dem Teutonenthrashknüppel. Ein weiteres Mal gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, den eigenen Schädel samt Matte – so vorhanden – kreisen zu lassen oder Fäuste und Pommesgabeln pfeilschnell in die Luft zu hieven. Herrschaftszeiten, ist das geil! Die Band peitscht sich selbst auf der Bühne und auch das Publikum, also uns, vor der Bühne zu Hochleistung an – Müdigkeit wird schlicht nicht zugelassen.

Als Rausschmeißer fungieren Attacktion, eine Coverband aus Berlin, die eine ganze Bandbreite von Metalklassikern zum Besten geben, angefangen von Accept, Annihilator oder Rainbow. Selbst vor Queensrÿche oder Iron Maiden machte die Truppe nicht halt. Aber nicht, dass die Vorbilder mehr schlecht als Recht durch den Fleischwolf gedreht werden: Den Originalen wird mit jedem Takt volle Ehre erwiesen und das ganze Publikum gibt zum Abschluss noch einmal alles – ja, auch an der Bar! Ein würdiger Schlusspunkt eines Abends, den ich einfach nur als schweinegeil betiteln kann.

Ganz vielen Dank an dieser Stelle geht an das Team des Skullcrusher Dresden e.V. und den lieben Iron Thrasher als Initiatoren, Organisatoren und Gastgeber des Abends. Schwermetallischer headbangender Dank geht an ALLE Bands, die mit uns auf und vor der Bühne, an der Bar und am Merch maximale Freude bescheren haben. Ich selbst danke allen Freunden, alten sowie neuen Bekannten, mit denen ich die eine oder andere Kanne geleert und dabei mehr oder minder tiefsinnige Gespräche geführt habe. Schön, dass es euch gibt. Und nicht zuletzt danke ich für Unterkunft und heilen Transfer hin und zurück – denn ohne das sind für mich Gigbesuche einfach nicht möglich und beides ist wie alles andere auch keine Selbstverständlichkeit. Dickes Dankeschön für dieses wundervolle Gesamtpaket.

Keep the Kutte alive – keep the cult running!