Eventname: 30 Years „River Runs Red“ Album Tour 2024
Bands: Life Of Agony, Bokassa
Ort: Die Pumpe, Kiel, Schleswig-Holstein, Deutschland
Datum: 06.08.2024
Kosten: VVK 36,00 € plus Gebühren, AK 40,00 €
Genre: Alternative Metal, Stonerpunk
Zuschauer: etwa 550
Link: https://www.lifeofagony.com/
https://www.bokassaband.com/
Setlisten:
- Through And Through
- River Runs Red
- My Eyes
- Scars
- Let’s Pretend
- Angry Tree
- Other Side Of The River
- Respect
- Lost At 22
- I Regret
- Weeds
- My Mind Is Dangerous
- Method Of Groove
- Underground
- This Time
- Retaliation
- Garden Of Heathen
- Walker Texas Danger
- The Ending Starts Today
- Bradford Death Squadron
- Mouthbreathers Inc.
- Vultures
- Immortal Space Pirate (The Stoner Anthem)
- Last Night (Was a Real Massacre)
Heute geht es wieder einmal nach Kiel. Im Kulturverein Die Pumpe mitten in der Innenstadt hat sich ein Urgestein der Metalszene angekündigt. Die New Yorker Life Of Agony feiern den 30-jährigen Geburtstag ihres Debütalbums River Runs Red, das als eines der stärksten Metalalben überhaupt gezählt wird. Bisher waren die Alternative Metaller bei mir immer etwas unter dem Radar, wie man bei uns Norddeutschen so sagt. Klar, Through And Through fehlt in keiner Playlist, aber sonst?
Bevor es aber so weit ist, stehen heute die Norweger von Bokassa auf der Bühne. Samstag noch in Wacken beim W:O:A geben sie den Support für Life Of Agony bei den letzten beiden Deutschlandkonzerten in Kiel und morgen in Düsseldorf. Sie spielen einen eigenen Stil, reißen die rund 550 Zuschauer sofort mit. Das Power-Trio bezeichnet seinen Stil als Stonerpunk. Sie verbinden Riffs und Grooves aus Rock, Metal, Hardcore und Punk zu einer einzigartigen eigenen Mischung. Nach ihrem Debütalbum Divide & Conquer von 2017 wurden auch große Bands auf die Skandinavier aufmerksam und baten um ihren Support. Mit Metallica zum Beispiel tourten sie durch Europa, Großbritannien und Russland. Brachten sie ihr zweites Album Crimson Riders 2019 noch bei einem kleinen Label heraus, erschien ihr drittes Album Molotov Rocktail 2021 bereits bei Napalm Records. 2023 tourten sie bei 23 Gigs mit Therapy? durch Europa und GB. Auch ihr viertes Album All Out Of Dreams erschien bei dem österreichischen Label im vergangenen Februar. Seitdem sind sie unermüdlich dabei, es zu promoten. Dass es beim Publikum ankommt, sieht man am Merchstand des Trios. Umso verwunderlicher, dass beim heutigen Gig nur drei der Songs auf dem Programm stehen. Neben Garden Of Heathen stehen nur The Ending Starts Today sowie Bradford Death Squadron auf der Setlist. Bereits nach 30 Minuten ist ihre Settime abgelaufen, in Windeseile baut das Trio ab. Auch für den Merchverkauf haben sie nicht viel Zeit. Bereits 20 Minuten nach Konzertbeginn von Life Of Agony bauen sie den Stand ab und setzen sich in ihren Bus. Abfahrt in Richtung Düsseldorf, bevor Mina Caputo im Saal so richtig in Fahrt gekommen ist.
Stichwort Mina Caputo, die bis 2011 noch unter ihrem Geburtsnamen Keith auf der Bühne stand, macht von der ersten Sekunde Druck. Klatscht sich mit der ersten Reihe ab. Nimmt auch gerne dabei meine Schulter als Stütze im Fotograben zu Hilfe und freut sich über die bereits brodelnde Stimmung im knalleheißen Konzertsaal der Pumpe. Der Versuch eines Circlepit scheitert, dafür ist es einfach zu voll und zu heiß. Bereits beim zweiten Song, dem Titelsong des Albums, weiß man, warum. Auf der blutrot angestrahlten Bühne fegt das Quartett unter Leitung von Drummerin Veronica Bellino alles weg. Es dauert bis Song Nummer fünf Let’s Pretend, ehe die Truppe etwas Gas zurücknimmt. Die Midtempoballade benutzt Mina wieder zum Spiel mit dem Publikum, streckt den Mikrofonständer über den Bühnengraben ins Publikum. So richtig beißt keiner an. Das anschließende Angry Tree wird von Caputo sogar mit einer Akustikgitarre begleitet. Dann ist aber wieder vorbei mit Ruhig.
Ab Black Seed regiert der Metal bis zum Ende. Gitarrist Joey Z. versucht immer wieder, das Publikum weiter zur Eskalation zu animieren. Da spielen die Norddeutschen aber dann doch nicht mit. Lieber lassen sie sich von Mina ein paar Wasserflaschen reichen, die gierig von den ersten Reihen ausgetrunken werden. Mina ist am Erzählen, gönnt den Mitstreitern eine kleine Pause zwischen den Songs. Mal zieht sie über Mark Zuckerberg und Social-Media her, mal meint sie, dass in allen Menschen feminine und maskuline Anteile schlummern. Nach der Ballade My Mind Is Dangerous wirft sie ihr Handtuch in die Menge, ruft „bewahrt meine DNA“ hinterher und biegt mit Method Of Groove auf die Zielgerade ein. Nach dem Riffmonster kommt mit Underground ein waschechter Crossover aus Punk und Metal. Zugabe? Nö, die einfache Frage „One more Song?“ langt. Die Vier schieben noch This Time hinterher und entlassen die durchgeschwitzten Metalheads in die laue Sommerluft. Ein paar Fans drängen nach vorne, greifen noch eine Setliste oder ein Plektron ab, bevor auch sie zufrieden von dannen ziehen. Ich verabschiede mich ebenso von getroffenen Freunden und Bekannten. Mein Wecker klingelt leider schon wieder in sechs Stunden. Fluch und Segen der Konzerte mitten in der Woche.