Meshuggah – Immutable

Djent kann auch kompliziert sein

Artist: Meshuggah

Herkunft: Umea, Schweden

Album: Immutable

Spiellänge: 68:54 Minuten

Genre: Progressive Technical Death Metal, Djent

Release: 01.04.2022

Label: Atomic Fire

Link: https://www.meshuggah.net/

Bandmitglieder:

Gesang – Jens Kidman
Gitarre – Marten Hagström
Gitarre – Fredrik Thordendal
Bassgitarre – Dick Lövgren
Schlagzeug – Tomas Haake

Tracklist:

  1. Broken Cog
  2. The Abysmal Eye
  3. Light The Shorening Fuse
  4. Phantoms
  5. Ligature Marks
  6. God He Sees In Mirrors
  7. The Move Below
  8. Kaleidoscope
  9. Black Cathedral
  10. I Am That Thirst
  11. The Faultless
  12. Armies Of The Preposterous
  13. Past Tense

Auch wenn es zum 1. April so aussieht, ist es kein Spaß – Meshuggah veröffentlichen nach ihrer letzten Veröffentlichung The Violent Sleep Of Reason, welche bereits sechs Jahre her ist, ihr neuntes Studioalbum Immutable. Die Platte wird nicht wie gewohnt von Nuclear Blast vertrieben, die Band wechselte mit dem neuen Album zu Atomic Fire. Und auch wenn ich zugegebenermaßen etwas verunsichert war, ob diese Platte wirklich real ist – kann ich nun sagen, dass diese Platte mehr als nur ein Spaß ist. In meinen Augen wurde das Progressive Djent Metal Niveau von Meshuggah auf ein absolut neues Level angehoben und man sollte wirklich Überlegungen anstellen, ob man für dieses Genre nicht ein Subgenre einführen sollte, weil die nicht nachvollziehbaren Techniken mehr als nur Djent sind. Aber werfen wir doch mal einen Blick in das Album!

Zu Anfang wird direkt klar, dass es sich hierbei nicht um ein Album dreht, welches nur aus Spaß gemacht wurde, sondern dass hier richtig Energie, Ideen und Wissen hineingesteckt wurden. Tomas Haake wirft sich gleich auf die tiefen Frequenzen und lässt den Boden unter sich erzittern. Ein mächtiger Einstieg, welcher Immutable gleich aufwertet – und das bereits in den ersten zwei Minuten. Selten hatte ich nach dem Intro so eine immense Lust ein Album zu hören, wie jetzt hier bei Meshuggah. Das fünfeinhalb-minütige Intro geht zu Ende und der uns bereits bekannte Track The Abysmal Eye macht sich vor einem breit. Der Song ist bereits seit über einem Monat in der Welt und die Resonanz ist überwältigend, zumindest meines Erachtens, aber man wird bei Meshuggah auch nie etwas aussetzten können.

So braucht sich auch der nächste Song Light The Shortening Fuse nicht zu verstecken. Jens Kidman dominiert den Song mit seiner unantastbaren Stimme und deutet die Texte mit hasserfüllten Schreien aus. Man sieht seine ernste, angestrengte Mine bildlich vor seinem geistigen Auge, wie er alles an vibrierender Luft in das Mikrofon presst. Phantoms ist auf der Scheibe ein Saiten-lastiger Track. Marten Hagström und Frederik Thordendal kämpfen sich abwechselnd an die Spitze und versuchen jeweils den andern zu unterdrücken. Man wird Teil eines gigantischen Gitarrenbattles, welches nur Meshuggah so perfektionieren können. Die hohen, trommelfellzerreißenden Frequenzen werden bei Ligature Marks zum Auffrischen des Albums eingesetzt, welches sich ansonsten wie gewohnt sehr düster durch den Schatten schleicht.

Dick Lövgren ist aber auch nicht zu vernachlässigen, denn meines Erachtens hören wir einen neuen, noch bodenständigeren Bass. Diesen nimmt man besonders im sechsten Track God He Sees In Mirrors wahr. Aber auch bei They Move Below spielt der Bass eine ganz besondere Rolle, wobei man anmerken darf, dass hier etwas anders ist. Das Intro ist ruhig! Zu ruhig! Ist Geschmackssache, das ist absolut klar, mir persönlich gefällt es in dem Album nicht so gut, aber im Laufe des Liedes ändert sich das Ganze ja zum Glück. Positiv darf man aber trotzdem an dieser Stelle anmerken, wie ruhig und harmonisch Dick Lövgren mit den Gitarren zusammen eine mystische, fast schon entspannende Stimmung schafft, die man gemütlich hören kann, wenn man beim Sonnenuntergang am See sitzt und seine Füße ins Wasser hält. Aber nicht erschrecken, wenn dann bei dem großen Stimmungsumschwung die Füße abgebissen werden. Der Song wird direkt nach dem Intro messerscharf und verliert über die komplette Länge von fast zehn Minuten zu keinem Zeitpunkt irgendwo an Energie und das wirkt schon sehr unterdrückend. Der leicht melodische Song ist größtenteils recht stumpf und erinnert an die Lieblingslieder der Fans, so kommen Pravus oder Bleed als mögliche Inspiration für They Move Below schon infrage.

Für die gitarrenbegeisterten Fans gibt es dann noch den Track Black Cathedral. Hierzu möchte ich mich aber nicht äußern, denn das ist einfach nur pornös. Dafür schauen wir uns noch kurz den Abschlusssong Past Tense an. Der Track kommt dem Intro von The Move Below recht nahe, aber in einer Weise, in der ich glücklich bin. Nach knapp über einer Stunde Dauerfeuer und mehreren körperlichen Zusammenbrüchen wird einem eine Möglichkeit geboten runterzukommen, zu entspannen und das phänomenale Album Immutable sacken zu lassen. Der Song kommt ganz ohne Schlagzeug und Gesang aus und eine plätschernde Melodie begleitet einen auf den Boden der Tatsachen. Für mich sind solche letzten Songs immer ein schöner runder Abschluss für ein Album, gerade dann, wenn es eine Stunde nur 110 Prozent gab. Lässt man hier zum Schluss die Scheibe Revue passieren, dann merkt man, dass Meshuggah sich auch noch steigern können, dann, wenn man denkt, „mehr geht nicht!“. Die Schweden haben es mal wieder geschafft, alles und mehr aus sich herauszuholen und Immutable noch mehr glänzen zu lassen als den Vorgänger The Violent Sleep Of Reason.

Meshuggah – Immutable
Fazit
Was Meshuggah machen, ist unmenschlich! Also beim besten Willen, das möchte man gar nicht nachvollziehen können und selbst wenn, man würde es nicht verstehen. Die Schweden wissen ganz genau, welchen Nerv sie treffen müssen und wie man die Fans begeistern kann. Mehr kann man zu Immutable nicht sagen als „fantastisch“!

Anspieltipps: Phantoms, Black Cathedral und The Faultless
Paul M.
9.5
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