„Fluch oder Segen mit dem neuen Line-Up?“
Artist: Midnattsol
Herkunft: Ludwigsburg, Deutschland
Album: The Aftermath
Spiellänge: 53:26 Minuten
Genre: Folk Metal, Symphonic Metal, Gothic Metal
Release: 25.05.2018
Label: Napalm Records
Link: http://midnattsol.com
Aktuelle Bandmitglieder:
Gesang – Carmen Elise Espenæs
Gesang – Liv Kristine Espenæs
Gitarre – Alex Kautz
Gitarre – Stephan Adolph
Keyboard – Daniel Fischer
Tracklist:
- The Purple Sky
- Syns Sang
- Vem Kan Segla
- Ikje Glem Meg
- Herr Mannelig
- The Aftermath
- The Unveiled Truth
- Evaluation Of Time
- Forsaken
- Eitrdropar (Bonus Track)
Midnattsol melden sich in neuer Formation zurück.
Um die Ludwigshafener Folk Metaller ist es die vergangenen Jahre eher ruhig geworden. In 2017 befand sich die Band in ihrer größten Umbruchsphase. Birgit Öllbrunner (Bass), Chris Merzinsky (Schlagzeug) und Matthias Schuler (Gitarre) verließen die Formation. Neu hinzu kam Liv Kristine Espenæs (vormals Leaves Eye & Theatre Of Tragedy), die Schwester von Carmen Elise Espenæs, der seit Bandgründung (2002) aktiven Sängerin. Am 25. Mai 2018 veröffentlichten Midnattsol ihr viertes Studioalbum The Aftermath, das mit einer deutlich veränderten Besetzung eingespielt wurde. The Purple Sky, The Aftermath und Herr Mannelig erschienen im Vorab als Singles. Schon beim ersten Reinhören fällt auf, dass der Sound nicht mehr der alte ist. Das neue Werk kann an die Vielfalt und Klangfülle der bisherigen Alben nicht mehr heranreichen. Sämtliche Songs wirken durch die Bank weg kraftloser. Eine ausgewogene Abstimmung von Gesang und Instrumenten fehlt an allen Ecken und Kanten.
Waren in den vergangenen Jahren noch deutliche Gothic-Einflüsse zu vernehmen, ist auf dem neuen Album davon nicht mehr viel übrig geblieben. Der bisher satte symphonische Sound hat weniger Power und Dynamik. Die instrumentale Bandbreite wirkt zusammengeschrumpft. Maultrommeln oder Pauken kommen nicht mehr zum Einsatz. Grundlegend schwächeln auf sämtlichen Tracks die Bässe. Auch das Schlagzeug hört sich konstant wie aus der Konserve an. Es macht sich bemerkbar, dass die Band seit dem letzten Jahr auf die eigene Bassistin und einen Schlagzeuger verzichtet. Gesanglich ist die Veränderung eine ganz klare Bereicherung. Das Schwesternpaar aus Norwegen harmoniert perfekt miteinander.
Die Songauswahl ist auch auf The Aftermath zweisprachig gehalten. Den Auftakt macht The Purple Sky. Sanfter Gesang wird untermalt von leichtem Pianogeklimper. Erst spät kommen die Leads in Fahrt und legen energischer los. Dramatischer und schneller geht es danach bei Syns Sang zu. Gleich sechs Balladen folgen am Stück, mal gefühlvoll oder auch klagend gesungen – etwas zu viel für meinen Geschmack. An Klangvielfalt überzeugt bestenfalls Ikje Glem Meg. Mit der schwedischen Volksballade Herr Mannelig können Midnattsol eher nicht punkten. Ihre Version steht in keinem Verhältnis zu den starken Interpretationen von In Extremo oder Ranthiel. Überwiegend wirkt der Gesang von Carmen und Liv zurückhaltend. Ihr stimmliches Können kommt nur bei den Stücken Vem kan Segla, The Unveiled Truth und Eitrdropar stärker zur Geltung. Dabei haben es die beiden Sängerinnen gar nicht nötig sich zu verstecken. Bei Evaluation Of The Time, dem einzigen Instrumental, zieht sich zunächst ein sehr langer Spannungsbogen, bevor es richtig losgeht. Da hätte man locker auf zwei Spielminuten verzichten können. Kraftvolle Nummern wie Dancing With The Midnight Sun (Where the Twilight Dwells – 2005), Motets Makt oder auch Kong Valemons Kamp (The Metamorphoris Melody – 2011) hätten dem Album mehr als gut getan. Insgesamt kann man The Aftermath nicht als schlecht bezeichnen. Es ist durchaus hörbar, schwächelt jedoch an der Performance. Midnattsol hat eindeutig mehr zu bieten – back to the roots!