Midnight Oil – The Makarrata Project (Minialbum)

Politische Ziele musikalisch verpackt

Artist: Midnight Oil

Herkunft: Sydney, Australien

Album: The Makarrata Project

Spiellänge: 33:31 Minuten

Genre: Progressive Rock, World Music

Release: 30.10.2020

Label: Sony Music, Australia

Links: https://www.midnightoil.com
https://www.facebook.com/midnightoilofficial

Bandmitglieder:

Gesang – Peter Garrett
Gitarre – Martin Rotsey
Bassgitarre und Backgroundgesang – Bones Hillman
Keyboard, Gitarre und Backgroundgesang – Jim Moginie
Schlagzeug, Percussion und Backgroundgesang – Rob Hirst

Gastmusiker:
Gesang – Jessica Mauboy (Track 1)
Gesang – Tasman Keith (Track 1)
Gesang – Dan Sultan (Tracks 2, 3)
Gesang – Joel Davison (Track 2)
Gesang – Kaleena Briggs (Track 2)
Gesang – Bunna Lawrie (Track 2)
Gesang – Gurrumul Yunupingu (Track 3)
Gesang – Alice Skye (Track 4)
Gesang – Frank Yamma (Track 5)
Gesang – Kev Carmody (Track 6)
Gesang – Sammy Butcher (Track 6)
Gesang – Pat Anderson (Track 7)
Gesang – Stan Grant (Track 7)
Gesang – Adam Goodes (Track 7)
Gesang – Ursula Yovich (Track 7)
Gesang – Troy Cassar-Daley (Track 7)

Tracklist:

  1. First Nation
  2. Gadigal Land
  3. Change The Date
  4. Terror Australia
  5. Desert Man, Desert Woman
  6. Wind In My Head (Makarrata Version)
  7. Uluru Statement From The Heart / Come On Down

Von Midnight Oil gibt es eine neue Scheibe und das in der Besetzung, welche auch u.a. auch die 90er Scheiben Earth And Sun And Moon (1990) und Blue Sky Mining (1993) aufgenommen hat. Das bekannteste Werk ist Diesel And Dust (1987) mit dem Ohrwurm Beds Are Burning. Das letzte Studio-Release ist aus dem Jahre 2002 und nennt sich Capricornia. Kopf der Truppe ist und war immer Sänger Peter Garrett. Er war zwischenzeitlich als Politiker aktiv und wurde 2007 zum Minister für Umwelt, Kulturerbe und Kunst ernannt. Peter setzt sich seine gesamte musikalische Karriere für die unterdrückten Ureinwohner Australiens ein. Sein Einsatz für die Aborigines ist auch sehr oft in der musikalischen Arbeit der 90er zu hören. So kommen immer wieder Künstler der Aborigines bei verschiedenen Songs zum Einsatz. Allerdings waren Midnight Oil auch bezüglich des Managements immer gefürchtet. Passte dem Manager etwas nicht, konnte es auch mal passieren, dass die gesamte Presseschar kurzfristig vor der Konzerthalle stand oder auch mal ganze Touren vier Wochen vor dem Start gekippt wurden. 2002 lösten sich Midnight Oil auf. Seit 2016 gibt es wieder gemeinsame Aktivitäten und sogar in Europa war man mal wieder live zu sehen. Der Fokus liegt, wie auch schon früher, aber auf dem australischen Markt. Die gesamte Geschichte von Midnight Oil zu erzählen würde den Rahmen sprengen, hier empfehle ich etwas Recherche. Für Menschen, die sich für die australische Geschichte und deren Ureinwohner interessieren, gibt es etliche sehr lesenswerte Beiträge von Peter.

Kommen wir also zu The Makarrata Project. Als Erstes fällt auf, dass es gerade mal etwas mehr als eine halbe Stunde neue Musik gibt. 18 Jahre nach dem letzten Release schafft man gerade mal ein Minialbum? Schade, da hätte ich mir doch etwas mehr erhofft. Wie so oft bei Peter Garrett gibt es wieder sehr viele Gastsänger – nicht neu, aber mehr Gastsänger als Songs auf einer Scheibe hat man auch nicht so oft.

First Nation eröffnet, insgesamt ein recht einfach gehaltener Track, welcher aber größtenteils die typische Midnight Oil DNA besitzt, allerdings wäre er in den 90ern wohl als Bonustrack auf irgendeiner Scheibe gelandet. Das kennt man von den Herren Klassen besser, der Gesang kommt noch halbwegs rüber, aber die Instrumente klingen teilweise wie aus dem Proberaum. In Richtung Ende gibt es dann auch noch eine Rap-Einlage. Gadigal Land lässt den Spirit von Midnight Oil tatsächlich wieder aufleben, netter Rocksong, den Druck und die Power der früheren Werke entfacht das Teil aber nicht. Change The Date bringt Peter Garretts künstlerischen Hang zu indigenen und First Nation Künstlern. So was gab es dann und wann auch mal auf den früheren Scheiben, aber ist natürlich gewöhnungsbedürftig und hat mit Rockmusik (auch mit folkiger Rockmusik) nichts zu tun. Terror Australia singt nun Alice Skye, hübsch von Pianoklängen begleitet. Nett singen kann die Dame, nur für mich stellt sich die Frage, was die Nummer auf einem Midnight Oil Release soll. Desert Man, Desert Woman übernimmt Frank Yamma, besser gesagt: Das Teil startet mit Sprechgesang und es gibt eine Nummer, wo Frank nur von akustischen Instrumenten begleitet wird. Die Frage, welche ich mir zu Terror Australia gestellt habe, stelle ich mir hier auch. Was soll das bitte auf einer Midnight Oil Scheibe? Wind In My Head (Makarrata Version) singt zumindest wieder Peter Garrett. Es bleibt akustisch und ist ganz nett, aber leider auch nicht mehr. Hintenraus gibt es eine Passage Sprechgesang, was mich einfach nur noch die Stirn runzeln lässt. Es folgt nun das Verlesen des Uluru Statement From The Heart über ca. vier Minuten, untermalt mit einer Geräuschkulisse. Auch wenn ich mich wiederhole: Was soll das nun bitte auf dem Langeisen? Come On Down folgt direkt und klingt tatsächlich noch mal nach Midnight Oil, ist aber nichts, was einen begeisterten Hörer hinterlässt.

Midnight Oil – The Makarrata Project (Minialbum)
Fazit
Ich schätze Midnight Oil sehr für ihren Einsatz für die indigenen Völker Australiens und früher auch für die Power in ihrer Musik. 18 Jahre nach dem letzten Langeisen bekomme ich nun ein Minialbum, davon sind ca. vier Minuten ein Statement, weitere ca. sieben Minuten werden von Gastsängern übernommen, und die Tracks haben meines Erachtens nichts mit der eigentlichen Musik von Midnight Oil zu tun. Ich freue mich über klare politische Statements, keine Frage, wie das funktioniert zeigen z.B. Dritte Wahl mit ihrem letzten Longplayer. Aber was Peter und seine Mitstreiter hier abliefern, geht über das Ziel hinaus. Das mag in Australien ggf. noch ankommen, in Europa glaube ich daran allerdings nicht.

Anspieltipp: Gadigal Land
Jürgen F.
4
Leser Bewertung1 Bewertung
9.5
4
Punkte