Nailed To Obscurity Live auf dem Party.San 2017 am 11.08.2017 incl Interview mit Gitarrist Ole und Sänger Raimund

“Die Ostfriesen legen das Party.San 2017 in Doom Death Metal Ketten

Artist: Nailed To Obscurity

Event: Party.San Open Air 2017

Datum: 11.08.2017

Herkunft: Esens, Ostfriesland, Deutschland

Genre: Doom Metal Melodic Death

Label: Apostasy Records

Link: https://www.facebook.com/nailedtoobscurity/

Bandmitglieder:

Gesang – Raimund Ennenga
Gitarre – Jan – Ole Lamberti
Gitarre – Volker Dieken
Bassgitarre – Carsten Schorn
Schlagzeug – Jann Hilrichs

Setlisten:

  1. King Delusion
  2. Protean
  3. Memento
  4. Desolate Ruin

 

Die Ostfriesen Nailed To Obscurity haben im Frühjahr nicht nur erfolgreich ihr neuestes Album King Delusion veröffentlicht, sondern Europa als Support von Dark Tranquility in Schutt und Asche gelegt. Spätestens mit dem letzten Output gelten die fünf sympathischen Musiker als die Genrehoffnung unserer Nation. Wo unsere Nachbarn in Europa Gruppen wie Insonium, ebenfalls auf dem Party.San, Katatonia, Ghost Brigade oder Paradise Lost unter ihrer Flagge haben, sollen es für Schwarz-Rot Gold Nailed To Obscurity richten. Die Newcomer sind sehr engagiert, dass beweisen Auftritte in der Vergangenheit mit eben Paradise Lost oder Primordial. Zudem konnten sie Erfolge auf dem Summer Breeze oder Wacken verbuchen. Heute müssen sie ihr Können der extremen Meute auf dem Party.San nahe bringen.
Rund eine Stunde vor dem Auftritt können Frontmann Raimund Ennenga und seine Kollegen beginnen das Intermezzo vorzubereiten. Vor der Show heute mussten in den letzten Wochen Konzerte aufgrund einer Erkrankung vom Sänger abgesagt werden. Zum Glück können Nailed To Obscurity heute wie geplant zocken. Begonnen wird vor einem gut gefüllten Zelt, während Vader die letzten Riffs anschlägt. Nicht nur der derbe Regenschauer bei den Polen treibt viele Kuttenträger vor die Zeltstage. Mit dem Titeltrack King Delusion geht es ohne Vorlaufzeit in die Vollen. Der Sound verdammt stark, die Körpersprache der fünf Protagonisten springt direkt in die ersten Reihen. Die Köpfe beginnen zu kreisen, erste Fäuste werden in die Luft gestreckt. Was viele Besucher gar nicht merkten, ab dem zweiten Titel Protean hat Gitarrist Volker Dieken extreme technische Probleme. Ein Wackelkontakt seines Kabels lässt im wilden Wechsel zwischen E und Clean wechseln. Unter größtem Aufwand – quasi in Trance – lässt er die Probleme im Soundgewand seiner Kollegen verschwinden. Beim finalen Track Desolate Ruin stehen Nailed To Obscurity vor der Wahl: Abbruch oder schnell versuchen, den Fehler zu beheben. Sie entscheiden sich für die zweite Option und brauchen rund sieben Minuten, bis sie zum Rausschmeißer ansetzten können. Was machen die Festivalgänger mit der noch jungen Band? Unglaublich, sie bleiben alle im Zelt und warten geduldig, bis es weitergeht! Hut ab dafür an Band und Publikum – das ist Metal. Nach der Performance von Desolate Ruin gibt es verdienten Beifall und das Quintett bringt unter den angesprochenen Umständen ihre Session erfolgreich zu Ende.
Hier findet ihr direkt ein kleines Interview rund um den Party.San Auftritt von Nailed To Obscurity.
Time For Metal / Rene W.:
Erst einmal Gratulation, dass ihr trotz der technischen Probleme eure Show auf dem Party.San erfolgreich zu Ende bringen konntet und wir in diesem kleinen Interview über das Festival sprechen können.
Ihr musstet diesen Sommer ein paar Konzerte absagen, da Sänger Raimund Ennenga ein Hörsturz erlitten hatte. Eine unschöne Erfahrung und stand der Auftritt heute Abend ebenfalls auf der Kippe?
Nailed To Obscurity / Ole:
Nein, Raimund war zu dem Zeitpunkt schon wieder gesund. Es war zum Glück kein schlimmer Hörsturz und er musste sich deshalb lediglich 2 Wochen schonen und durfte sich keinen großen Lautstärken aussetzen. Die beiden Festivalshows, die wir absagen mussten, fielen leider exakt in diesen Zeitraum.

Nailed To Obscurity / Raimund:
An dem Tag des Hörsturzes war ich natürlich erstmal geschockt, und über zwei abgesagten Festivals habe ich mich wirklich enorm geärgert. Aber das ist natürlich höhere Gewalt. Man macht sich in solchen Situationen doch kurz die schlimmsten Gedanken, aber schlussendlich hatte ich bereits nach einigen Tagen ein recht gutes Gefühl, dass das Ganze nichts „längerfristiges“ sein würde. Das Party.San war zum Glück zu dem Zeitpunkt noch in ausreichender Ferne.

Time For Metal / Rene W.:
Was natürlich alle Eure Fans daher besonders interessieren dürfte: Wie geht es Raimund? Ist er vollständig genesen oder muss er noch mit einem Handicap kämpfen?

Nailed To Obscurity / Ole:
Zum Glück ist davon nichts geblieben. Wir waren da ja auch sehr vorsichtig und haben direkt reagiert und die unmittelbar anstehenden Konzerte abgesagt. Normalerweise spielen wir jedes Konzert, solange es irgendwie machbar ist, aber in diesem Fall stand einfach zu viel auf dem Spiel.

Nailed To Obscurity / Raimund:
Ich bin froh, als mir der Arzt ein paar Wochen nach der Diagnose attestiert hat, dass der Hörsturz ohne Folgeschäden auskuriert ist. Danach konnte ich es nicht erwarten die folgenden Shows zu spielen. Gerade das Party.San hätte ich um nichts in der Welt verpassen wollen!

Time For Metal / Rene W.:
Auf Festivals zocken Bands in einem kurzen Zeitraum hintereinander. Ihr hattet Zeit für gerade einmal vier Stücke, alle stammten vom neuen Album King Delusion. Platz für älteres Material hattet ihr nicht. Wie schwer fiel euch die Wahl und nach welchem Kriterium wurde ausgesucht?

Nailed To Obscurity / Ole:
Bei uns sind kurze Spielzeiten immer problematisch, weil unsere Songs alle relativ lang sind. Alleine das erschwert die Auswahl sehr. Wir wollten ursprünglich unbedingt Uncage My Sanity spielen, aber es gab einfach keine Möglichkeit, den Song ins Set zu bekommen, außer lediglich drei Songs zu spielen. Da fiel es uns aber schwer einen Song zu streichen und außerdem wäre das Set dadurch noch minimal kürzer geworden, also haben wir die Idee dann wieder verworfen. Abgesehen davon war es aber eigentlich ganz einfach: Die vier Songs, die wir dann schlussendlich gespielt haben, haben sich auf den Touren im Frühjahr zu unseren Live-Favoriten gemausert und so war klar, dass wir diese spielen wollen würden. Für ältere Songs war so einfach kein Platz mehr und deshalb haben wir es einfach dabei belassen.

Nailed To Obscurity / Raimund:
Letztlich ist es immer schwer aus allen Songs zu wählen, aber da wir ein neues Album veröffentlicht haben, das wir nach wie vor sehr mögen, stellen wir eben Songs daraus in den Fokus. Das wird aber auch in Zukunft nicht leichter 🙂

Time For Metal / Rene W.:
Wie schon angesprochen hatte Volker Dieken durch technische Probleme ab Protean den schwersten Nailed To Obscurity Auftritt seines Lebens. Wie erlebt man das als Künstler auf der Bühne, wenn man merkt, dass was nicht stimmt und einer der Kollegen unter Krampf versucht das Beste für alle herauszuholen?

Nailed To Obscurity / Ole:
Ich weiß nicht, ob es der schwerste Auftritt seines Lebens war. Das klingt dramatischer, als es eigentlich war 🙂 Ab dem 2. Song gab es einen Wackelkontakt in einem der Kabel, welche das Effektpedal mit dem Verstärker verbindet. Dadurch dass die Bühne vibriert, schaltete das Pedalboard, bedingt durch die Impulse durch den Wackelkontakt, willkürlich zwischen Sounds hin und her. In einem Moment war die Gitarre clean, dann wieder verzerrt, dann mal komplett weg, mit Effekten, ohne Effekte, etc. Das volle Programm halt. Da musste Volker dann einfach den Song zu Ende bringen. Wir wussten, dass es das Board war, also kappten wir die Verbindung komplett, sodass VolkerMemento“ ausschließlich mit einem Sound spielen musste. Das war ok. Er musste auf Effekte verzichten und für Cleansounds das Volume-Poti an der Gitarre runter drehen, wodurch der Sound annähernd clean wird. Beim letzten Song muss Volker aber so oft zwischen verschiedenen Sounds wechseln, weshalb es dort so nicht mehr möglich war. Wir standen also vor der Entscheidung abzubrechen, oder das Problem doch noch irgendwie zu fixen. Seit das Problem auftrat, habe ich sämtliche Möglichkeiten im Kopf durchgespielt und deshalb hatte ich zu dem Zeitpunkt eine Lösung parat. Wir haben dann einfach ein solches Kabel an anderer Stelle weggenommen, auf das man eher verzichten konnte und das kaputte ersetzt. Für die gesamte Band ist so eine Situation natürlich unangenehm. Es stört ja jeden einzelnen beim Spielen, wenn ständig die Sounds umspringen, etc., oder einfach der Umstand, wenn man weiß, dass einer von uns ein Problem hat, man aber eigentlich gerade nichts machen kann. Da muss man dann einfach cool bleiben und versuchen das auszublenden. Volker und ich waren in der Situation, dass wir während der Songs überlegen mussten, wie man das Problem nun löst. Das stört natürlich, weil man sich viel lieber auf die Musik konzentrieren will.

Nailed To Obscurity / Raimund:
In solchen Situationen ist es vor allem schwer, sich fallen zu lassen und von der Musik treiben zu lassen, was eigentlich das Schönste ist, wenn es zu Auftritten kommt. Der Moment, in dem man merkt, dass alles rund läuft und man „nur noch spielen“ muss. Aber das gehört schlussendlich auch dazu und man lernt nie aus. Wie Ole schon sagte, muss man dabei versuchen so souverän weiterzumachen, wie es geht. Man möchte dem Publikum schließlich eine entspannte Show bieten.

 Time For Metal / Rene W.:
Ohne die Unterbrechung vor Desolate Ruin hätten wohl kaum Besucher gemerkt, dass was nicht stimmt. Trotzdem eine Erfahrung, auf die ihr heute gerne verzichtet hättet?

Nailed To Obscurity / Ole:
Tatsächlich ist es immer so, dass man von diesen Problemen auf der Bühne selbst viel mehr mitbekommt und sie so auch als viel dramatischer einschätzt, als sie für das Publikum eigentlich sind. Das ist uns in solchen Situationen auch bewusst, und deshalb haben wir es wohl auch ganz gut geschafft, uns nichts anmerken zu lassen. Zumindest schließen wir das aus dem Feedback, welches wir nachher bekommen haben, welches überaus positiv war. Und dann sind einem solche Pannen im Nachhinein auch egal. Solche Erfahrungen haben wir schon öfter gemacht und durch jeden neuen Fehler lernt man dazu. Die Tatsache, dass solche Dinge immer bei den größten und wichtigsten Konzerten passiert, ist allerdings erstaunlich 🙂

Nailed To Obscurity / Raimund:
Ich würde auch nicht sagen, dass es Erfahrungen sind, auf die man besser verzichten würde. Natürlich möchte man sich immer von seiner besten Seite zeigen und freut sich im Vorhinein darüber, wenn beispielsweise eine Generalprobe sehr gut läuft. Dennoch weiß man nur, was alles passieren kann, wenn man solche Erfahrungen macht. So kann man daran arbeiten, sich noch weiter zu verbessern, vorzubeugen usw. Und wie Ole schon sagte: Die Reaktionen waren derart gut, dass das letztlich für alles entschädigt.

Time For Metal / Rene W.:
Nach eurem Auftritt habt ihr euch, als aller Stress abgeschüttelt war, gemeinsam unter das Volk gemischt. Welche Bands habt ihr euch angesehen und konntet ihr die Shows der Kollegen noch genießen?
Nailed To Obscurity / Ole:
Wir waren ja das komplette Festival vor Ort und haben uns sehr viele andere Bands angesehen. Das Highlight für so ziemlich alle von uns waren Triptykon.

Nailed To Obscurity / Raimund:
Ich fand neben den zahlreichen coolen Bands, die wir gesehen haben, vor allem erstaunlich wie viele bekannte Gesichter man dort getroffen hat. Es war wie eine riesengroße Familienfeier, auf der wir an einem Tag auf der Bühne stehen durften und ansonsten einfach mitgefeiert haben.

Time For Metal / Rene W.:
Zwar ist King Delusion gerade erst ein halbes Jahr auf dem Markt und die Tour mit Dark Tranquility noch ganz frisch, habt ihr trotzdem schon einen Fahrplan für die Zukunft? Wird es eine weitere Tour in den nächsten Monaten geben oder arbeitet ihr schon am neuen Langeisen?

Nailed To Obscurity / Ole:
Einen groben Plan gibt es, aber es ist natürlich immer schwer vorher zu sagen, was davon dann wirklich klappt. Wir wollen so viel touren, wie es geht und gucken gerade, welche Möglichkeiten wir haben und wir haben auch schon ein paar Riffs gesammelt, die vielleicht für ein neues Album verwendet werden.

Nailed To Obscurity / Raimund:
Dem kann ich mich schlussendlich nur anschließen. Wir wollen King Delusion so vielen Menschen, denen es gefallen könnte, zeigen wie möglich. Das macht natürlich in der Live-Situation am meisten Spaß.

Time For Metal / Rene W.:
Ich bedanke mich für den Einblick und wünsche weiterhin alles Gute. Das letzte Wort gehört alleine euch, damit könnt ihr euch an eure Anhänger und unsere Leser wenden.

Nailed To Obscurity / Raimund:
Danke auch dir für das Interview. Außerdem auch ein Riesendankeschön an alle, die uns auf den bisherigen Konzerten mit King Delusion im Gepäck unterstützt haben. Und alle, die es bisher zu keiner Show von uns geschafft haben, hoffen wir schon bald bei einem der kommenden Konzerte zu sehen.