„NDH ohne Rammstein-Cover: Heldmaschine und Maerzfeld im Doppelpack“
Eventname: Ungleich Tour 2018
Headliner: Maerzfeld
Support: Heldmaschine
Ort: Knust, Hamburg
Datum: 05.03.2018
Genre: Deutschrock / Neue Deutsche Härte
Besucher: ca. 120
Eintrittspreis: VVK 21,50 €, AK 23,00 €
Bandmitglieder Heldmaschine:
René Anlauff – Gesang
Tobias Kaiser – Gitarre
Dejan Stankovic – Gitarre
Marco Schulte – Bass
Dirk Oechsle – Schlagzeug
Bandmitglieder Maerzfeld:
Heli Reißenweber – Gesang
Matthias Sitzmann – Gitarre
Mike Sitzmann – Gitarre
Bora Öksüz – Bass
Michael Frischbier – Schlagzeug
Setlisten:
- Intro / Himmelskörper
- Gegenwind
- Die Maschine Spricht
- R
- Ich Komme
- Wer Einmal lügt
- Radioaktiv
- Das Maß Ist Voll
- Weiter!
- Zweifel
- La Petite Morte
- Ich Flieg
- Still
- Heilige Krieger
- Schnitter
- Hübschlerin
- Das Licht
- Nackt
- Virus
- Vollkommen
- Du Fehlst
- Fremdkörper
- Ungleich
- Falsche Helden
- Fleisch Im Fleisch
- Tanz Für Mich
- Schädling
- Stalingrad
Zugabe: - Es Bricht
- Treibjagd
- Meine Lügen Kannst Du Glauben
Gute Rammstein Cover-Bands? Ja, gibt es. Kennen ja auch viele. Stahlzeit und Feuerengel sind die Bekanntesten.
Und genau diese beiden Bands befriedigt es nicht, nur Rammstein-Songs nachzuahmen. Auf dieser Double-Feature-Tour kann man beide mit Ihren eigenen Songs erleben.
Montagabend in Hamburg. Doors Open 20 Uhr. Warum so spät? Das Knust ist untergebracht in einer alten Rinderschlachthalle. Davon ist natürlich nichts mehr zu merken. Es ist ein toller Club mit einem kleinen Konzertsaal. Dies ist bei der heutigen Besucherzahl allerdings egal.
Im Dezember noch als Feuerengel in Lübeck gesehen, stehen heute die Jungs der Heldmaschine im Knust als Support auf der Bühne.
Auf der 2017er-Tourhälfte war es anders herum. Die Rolle der Support-Band beherrschen die Fünf sehr gut, begleiteten sie doch vor dieser Tour Hämatom quer durch Deutschland.
Beginn pünktlich 21 Uhr. Als Support spielen sie ja leider nur 45 Minuten. Neun Songs kommen dabei heraus.
Da sollte man meinen, diese neun Titel sind auch auf der neuen, vor 5 Wochen erschienenen, Live+Laut Doppel-CD. Weit gefehlt. Vier Songs fehlen auf dem Silberling. Darauf waren die wenigsten der Zuschauer vorbereitet. Ich wiederum konnte mir schon denken, dass mein Lieblingslied, das Kraftwerk-Cover Die Roboter, nicht gespielt wird. Die neue CD ist mittlerweile die vierte CD der 2012 gegründeten Band aus Oberlahr (Rheinland-Pfalz). Es ist mein zweites Heldmaschinen-Konzert nach 2015.
Los geht´s wie immer mit Himmelskörper. Darauf folgen Gegenwind, Die Maschine Spricht und R. Alle vom letzten 2016er-Studioalbum Himmelskörper.
Mit Ich Komme vom Debütalbum Propaganda sowie Wer Einmal Lügt vom zweiten Album Lügen bereiten sie den Fans eine Zeitreise zu den Anfängen. Mit Radioaktiv und Das Maß Ist Voll folgen wieder neue Songs. Den Abschluss bildet dann noch Weiter!, wieder vom Erstling.
Die Zeit vergeht wie im Fluge, auch weil die Band ein paar Showelemente einbaut.
Die Umbaupause dauert nur 15 Minuten, viel Equipment wird von beiden Bands benutzt.
Dann folgen Maerzfeld. Erst vor fünf Wochen lernte ich die Jungs als Stahlzeit vor 4.000 Zuschauern in der Sparkassen-Arena in Kiel kennen.
Klar besorgte ich mir schnell die neue CD Ungleich. Die Ähnlichkeit zu Heldmaschine gefiel mir. Harte Riffs und schonungslose Rhythmen gepaart mit tiefgründigen deutschen Texten. Der Ungleich-Silberling ist ebenso das Dritte erschienene Studioalbum der Franken. Die Band bildete sich nur ein paar Monate vor Heldmaschine. Offiziell wird 2011 angegeben.
In Wellen sind die Titel von neu nach alt in der Setlist gemischt. Das neue Album wird am Ende komplett gespielt sein.
Showelemente wie bei Heldmaschine oder Pyroshow wie bei Stahlzeit gibt es nicht. Braucht es auch nicht. Frontmann Heli Reißenweber weiß auch so zu überzeugen. Es rollt das R… Eigens die Lightshow, größtenteils dunkel gehalten, bringt Effekte. Schön anzuschauen, aber als Fotograf bringt mich das natürlich wieder auf die Palme. Blaues und rotes LED-Licht vs. Digital-Spiegelreflex – mal sehen, was ich da heute wieder zustande bringe…
Hier soll die Musik überzeugen und tut dies auch. Neue Deutsche Härte – laut und kompromisslos. Ich bin überwältigt. Da ich parallel ja auch noch fotografiere, kann ich mich gar nicht genug auf die Texte konzentrieren. Bis dato war ja nur die Hälfte der Songs bekannt.
Deswegen gehe ich fairerweise auch gar nicht genauer darauf ein. Das Programm ist gut, richtig gut und verdient Hochachtung. Das muss ich nacharbeiten. Nachhaltig sind bei mir die Titel Falsche Helden, Stalingrad und Treibjagd sofort im Kopf geblieben. Zur Geisterstunde um null Uhr ist das Konzert vorbei.
Heli Reißenweber kommt nach dem Konzert direkt auf mich zu und gibt bereitwillig auf meine neugierigen Fragen Auskunft. Ich spreche ihn direkt an, wie es sich anfühlt einerseits vor 4.000 Zuschauern als Coverband aufzutreten, und nun hier bei den eigenen Songs nicht einmal 100 Leute zu ziehen. Er erläutert mir, dass beide Situationen ihn und die Band stolz machen. Einerseits kommen Tausende Leute, um die Band zu sehen, die zwar keine eigenen Lieder bringt aber eine super Show in die Hallen zaubert. Stolzer macht es ihn aber, dass die Leute heute einzig wegen der Band und seiner selbst geschriebenen Songs kommen. Da zählt jeder einzelne Gast, verständlicherweise heute nicht die Massen. Die Show hätte auch stattgefunden, wenn nur 10 gekommen wären. Mehr hätte er auf einer Hamburger Spätshow fast nicht erwartet. Wie sich die Tour trage, wenn nur so geringe Resonanz ist, frage ich. Sofort kam das Grinsen in Helis Gesicht.
Die eine Show bringe das Geld, die andere den Spaß. Bei einem Termin wie diesem müsse die Band noch Geld mitbringen, vielleicht geht es zu null auf. Verzichten werden sie trotzdem nicht darauf. Auch der Norden muss bespielt werden. Heldmaschine haben da schon eine breitere Unterstützung. Vermutlich ist das der Grund dafür, dass rund ein Drittel der Zuschauer nach Heldmaschine das Konzert verlässt. Nun geht es in den Süden und dort sind die Shows nahezu ausverkauft. Ein paar Fans reisen Teile der Tour mit. Ich lerne Maerzfeld-Fans aus Berlin und Nürnberg kennen. Heli bezeichnet sie als die Seele der Tour und der Geist der Band.
Fazit: Nach dem Konzert verstecken sich beide Bands nicht. Sie mischen sich unter das Publikum, lassen sich ganz unverfänglich in Gespräche verwickeln und geben Autogramme. Einzig den Merch empfinde ich im Verhältnis ein klein wenig zu teuer. Das Konzept, zwei gleichartige Bands zu einem Double-Feature zusammenzufassen, ist nicht neu und hat sich schon öfter bewährt. Ein gelungener Abend. Jeder, der die Neue Deutsche Härte mag, sollte sich die Konzerte der beiden Bands nicht entgehen lassen. Zweieinhalb Stunden astreine Musik und sympathische Akteure lassen bei einem günstigen Eintrittspreis den Abend zu einem nachhaltigen Erlebnis werden.