Rest, Repose – Rest, Repose

“Bekanntheitsgrad mit Taten unterstrichen“

Artist: Rest, Repose

Herkunft: Tacoma, Washington, USA

Album: Rest, Repose

Spiellänge: 41:34 Minuten

Genre: Alternative, Metal, Rock

Release: 19.05.2017

Label: Eigenproduktion

Link: https://restrepose.bandcamp.com

Produktion: Homerecording

Bandmitglieder:

Gesang – Tanner Cowens
Gitarre – Ryan ’Fluff’ Bruce
Gitarre – Tony Cappocchi
Bassgitarre – Josh McDowell
Schlagzeug – Jared Dines

Tracklist:

  1. Fathoms
  2. Polaris
  3. The Cycle
  4. Oh Gravity
  5. Calling Out
  6. Lock And Key
  7. Symptoms And Curses
  8. Hanging By A Thread
  9. Retrospect
  10. Your Throne
  11. Retrospect (Orchestral Arrangement)


Rest, Repose wurden im Juli 2015 gegründet, haben im selben Jahr eine EP mit dem Titel Sleep City mit anschließender Tour veröffentlicht, danach eine fast zweijährige Schaffenspause eingelegt, den Sänger gewechselt und sind nun mit ihrem selbstbetitelten Full-Length Rest, Repose zurück. Das Verrückte an der Geschichte: die 5 Männer aus Tacoma schlugen damit in der ersten Woche sofort auf #22 der Billboard Hard Rock Charts ein. Wie kann das sein? Ganz simple Antwort: YouTube. Die beiden Gründungsmitglieder Jared Dines (Schlagzeug) und Ryan ’Fluff’ Bruce betreiben hauptberuflich erfolgreiche, musikbezogene YouTube-Kanäle. Während Letzterer vor allem technische Inhalte rund um das Thema Gitarre liefert und es damit auf stolze 180.000 Subscriber (Stand Juli 2017) bringt, schafft es Dines, der ursprünglich als Musik-Comedian gestartet ist und dessen Channel mittlerweile von Allem, das mit Musik zu tun hat, etwas zu bieten hat, sage und schreibe 1.350.000 Menschen (Stand Juli) regelmäßig mit seinen Videos zu erreichen. Sein Kanal bringt es auf rund 270.000.000 Views! Natürlich haben dieser Erfolg und die damit erreichbare Hörerschaft einen gewissen Anteil am Erfolg von Rest, Repose, die Band auf ihren YouTube-Background zu reduzieren, würde der hervorragenden Arbeit, die sie, wohl bemerkt komplett in Eigenregie und ohne Label im Rücken, mit ihrer ersten Full-Length abliefern, allerdings in keiner Weise gerecht werden.
Rest, Repose spielen Alternative Rock/Metal, der sich tonal irgendwo zwischen Soundgarden und Mastodon einfindet. Eine genaue Einordnung ist allerdings nicht nötig. Man hört der Platte an, dass die Jungs das umsetzen, worauf sie Bock haben. Hier werden keine Fangemeinde und keine Genredefinitionen bedient. Die Platte für alles von cleanen über druckvolle bis hin zu geschrienen Vocals Platz. Musikalisch gestaltet sich das Klangbild ähnlich. Blast-Beats, klassische Rock-Grooves, melodische Lead-Gitarren und atmosphärische, effektbeladene Instrumental-Parts – all das findet der Hörer auf Rest, Repose. Über Allem thront allerdings ein Element wie eine alles umschließende Blase: Riffs, Riffs, Riffs. Hier haben die Schreiberlinge hinter der Platte eindeutig ihre Stärke. Die Riffs klingen fett, außergewöhnlich und trotzdem melodiös. Dazu trägt die Produktion ein großes Stück bei, die für eine Eigenproduktion im heimischen Studio unglaublich sauber und druckvoll ist. Die ganze musikalische und produktionstechnische Erfahrung der Jungs macht sich bemerkbar. Vor Allem Ryan Bruce hat schon so mancher lokalen Band und bekanntem YouTuber mit einer ordentlichen Produktion geholfen und ist per du mit vielen großen Namen der Audiowelt und lässt diese Erfahrung auf Rest, Repose einfließen. https://www.youtube.com/watch?v=7IKpAreA9h8
Schon wieder beweist die Band trotz geringer Erfahrung ein feines Gespür: Retrospect ist nicht nur Singleauskopplung, sondern auch einer der stärksten Songs des Albums. Neben den nicht ganz bandtypischen Uptempo-Strophen zeigt vor allem Sänger Tanner Cowens sein ganzes Können. Sein stimmliches Spektrum ist scheinbar in der Lage jede nur erdenkliche Technik und jeden Stil umzusetzen.
Eröffnet wird die Scheibe vom stimmungsvollen Fathoms, das ansonsten leider etwas vor sich hin dümpelt. Auch Polaris und The Cycle sind zwar stimmig, hauen einen aber nicht wirklich vom Hocker. Richtig interessant wird’s dann bei Oh Gravity mit seinem erstklassigen Refrain – eindringlicher geht’s kaum und Rest, Repose im zweiten Durchgang mit einer Repetition nochmal – Wahnsinn. Weitere Highlights sind das epische Lock And Key inklusive Riff mit Kultpotential im Intro und Hanging By A Threat, das in eine härtere Kerbe schlägt ohne dabei auf die Vielschichtigkeit des restlichen Albums zu verzichten.
Rest, Repose weisen für ein Debütalbum ein hohes Maß an Professionalität, Reife im Songwriting und vor Allem Originalität auf. Die Band unterscheidet sich von vielen anderen Newcomern indem sie es schaffen ihre Inspirationen so zu vermischen und zu verstecken, dass nicht jeder genau weiß, welche Bands die Jungs privat hören. Für dieses Debüt sollte der Band tiefster Respekt gezollt werden.

 

 

Rest, Repose liefern mit all ihrer Erfahrung im Nacken eine sehr solide Debüt-Platte ab. Die hohe Platzierung in den Billboard Charts mag vielleicht dem Bekanntheitsgrad der Mitglieder geschuldet sein, aber auch handwerklich braucht sich die Band nicht zu verstecken. Wer auf modernen (Alternative-) Rock und Metal steht, darf hier getrost zuschlagen und wird definitiv nicht enttäuscht.

Anspieltipps: Oh Gravity, Retrospect, Lock And Key, Hanging By A Threat
Carsten B.
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