Slow Fall – Beneath The Endless Rains

Bekommen finnische Musiker eigentlich Todesblei in die Muttermilch?

Artist: Slow Fall

Herkunft: Oulu, Finnland

Album: Beneath The Endless Rains

Spiellänge: 40:39 Minuten

Genre: Melodic Death Metal, Doom Metal, Progressive Death Metal

Release: 23.10.2020

Label: Inverse Records

Link: https://www.facebook.com/slowfallofficial/

Bandmitglieder:

Gesang – Markus Taipale
Gitarre – Juho Viinikanoja
Gitarre – Heikki Kakko
Bassgitarre, Keyboard und Programming – Markku Kerosalo
Schlagzeug – Aki Pusa

Gastmusiker:
Gesang – Hanna Nenomiu

Tracklist:

  1. Resonance
  2. Across The Cold
  3. Exile The Day
  4. Under This Corroded Sky
  5. Witnesses To The Fall Of Night
  6. Drown (Beneath The Endless Rains)
  7. When The Suns Collide
  8. Tomorrow Is A Buried Hope
  9. Everything Left With Nothing

Die Informationen auf Facebook oder auch sonst im Netz über Slow Fall aus Oulu sind sehr spärlich, allerdings war mir nach dem ersten Durchlauf klar, dass hier eine neue Band, aber keine Newcomer am Werk sind. Etwas suchen half, so war Sänger Markus Taipale bei einer Band mit dem Namen Nefer unterwegs, wo es bereits Ende der 90er Demos zu hören gab. Heikki Kakko und Markku Kerosalo bearbeiteten bei Dream Of Unreality die Saiten, welche bereits im melodischen Todesblei unterwegs waren. Nicumo ist die Adresse für Aki Pusa, wo er bisher die Felle verdrosch. Also reichlich musikalische Erfahrung am Start und wer mal in den Städten Finnlands unterwegs ist (nach Corona natürlich), der sollte unbedingt mal eine Karaokebar aufsuchen. Da läuft das etwas anders, als wie man es in Germany gewohnt ist, und es wird auch mal gutturale Karaoke angeboten. Ansonsten ist es die erste volle Scheibe der Herren aus dem Nordwesten Finnlands. 2017 gab es bereits eine EP Namens The First Ones To Fall, danach einige Singles und nun also das erste Langeisen.

Resonance ist das Intro und erinnert an die Intros von Insomnium mit akustischer Gitarre und einem guten Brett, was auf Across The Cold einstimmt. Der ballert zunächst mal eher als Death aus den Boxen, bekommt aber seinen melodischen Bogen nach ca. 30 Sekunden und der Refrain mit Klargesang und angeschwärzten Saiten begrüßen den Zuhörer. Exile The Day knüpft an die Genregrößen des Melo Death an – Flüstersprechgesang, Klargesang und guttural geht es hier zur Sache, leicht doomige Passagen werden eingebaut, der Refrain hat kräftig Power und spätestens hier ist klar, dass die Herren so ziemlich genau wissen, wo die hinwollen. Sehr geiler Track. Under This Corroded Sky kombiniert ein wenig die beiden ersten Tracks, ist deutlich mehr straight ahead als sein Vorgänger, hat aber auch Raum für intensive Gitarrenarbeit und der Refrain ist wieder ein Nackenbrecher. Witnesses To The Fall Of Night startet tiefschwarz, nach ca. 45 Sekunden geht es mit gutturalem Gesang weiter, zur Mitte der Nummer gibt es einen Rhythmuswechsel und es geht mit melodischem Todesblei weiter, etwas gewöhnungsbedürftig bei der Nummer sind für mich die schwarzmetallischen Passagen auch wieder in Richtung Trackende. Drown (Beneath The Endless Rains) bringt nun etwas mehr Doom ins Spiel. Eine akustische Gitarre ist zu vernehmen, aber auch mal  Schreiattacken und als Referenz fallen mir da Nailed To Obscurity ein, auf jeden Fall eine sehr vielfältige, aber auch interessante Nummer. When The Suns Collide erinnert an klassischen, melodischen Todesblei aus Schweden, Klargesang im ersten Teil, geknurrt wird im zweiten Teil und insgesamt geht der Song gut nach vorne. Tomorrow Is A Buried Hope bewegt sich in die gleiche Richtung, bevor Everything Left With Nothing (der Longplayer mit mehr als sechseinhalb Minuten Laufzeit) den Hörer aus dem Werk begleitet. Die akustische Gitarre eröffnet den Track und die Gastsängerin Hanna sorgt für ganz andere Töne als bisher. Nach ca. 70 Sekunden geht es doomig weiter und das Tempo nimmt mit dem einsetzenden gutturalen Gesang weiter zu, der Refrain ist absolut klasse und Hanna und Markus kommen als Duo um die Ecke. Die Saiten werden ordentlich geschrubbt und hier gilt wohl das Motto „Highlights packt man entweder an den Anfang oder ans Ende“, sehr cooles Ding.

Slow Fall – Beneath The Endless Rains
Fazit
Du stehst auf Insomnium, Omnium Gatherum und Co. genauso wie auf Nailed To Obscurity oder In Mourning? Dann hätte ich hier evtl. ein Tipp bezüglich der einen oder anderen Nummer auf der Playlist. Meines Erachtens gibt es hier richtige Granaten auf der Scheibe zu entdecken, allerdings auch Sachen, die bei mir gar nicht zünden, wie z.B. der stark eingeschwärzte Track. Insgesamt aber weit mehr als nur ein Ausrufezeichen zum Debüt. Finnische Musiker scheinen Todesblei in der Muttermilch mit beigemischt zu bekommen, die Herren sind ja bisher so gut wie gar nicht in Erscheinung getreten und liefern eine Qualität bezüglich Musik und Produktion, wo man sich mal wieder kräftig wundert.

Anspieltipps: Exile The Day, Drown (Beneath The Endless Rains) und Everything Left With Nothing
Jürgen F.
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