“Hier lebt der Underground“
Artist: Strange Facts In The Scalpel Case
Album: Unearthed
Spiellänge: 21:41 Minuten
Genre: Death Metal
Release: 12.06.2012
Label: Eigenproduktion
Link: http://www.myspace.com/unearthed_band
Bandmitglieder:
Skullator – Rhythmusgitarre, Live-Bass, Gesang
Fynnbrenn – Schlagzeug, Arrangements
„Fast“ Frederik (Sessionmusiker) – Live-Leadgitarre, Bassaufnahmen
Jonas (Sessionmusiker) – Live-Rhythmusgitarre
Trackliste:
- Taphophobia (dying to get out)
- Unearthed (defiling the dead)
- Mortuary odours (…of wood and cloth)
- The fresher the better
- Summoned (dead but not beyond reach
- Lower depths (remains of the profoundly regressed)
Da läuft man nichtsahnend in metseliger Stimmung über das Gelände des diesjährigen PartySan Open Air und bekommt aus heiterem Himmel eine CD – nebst Bitte um Besprechung derselben – in die Hand gedrückt. Nun fragt sich der geneigte Leser vielleicht: „Warum dauert das denn solange?“ Nein, die Musik ist nicht so schwer verdaulich, vielmehr tauchte der Silberling erst beim finalen Festivalzeltauslüften wieder auf. Sorry!
Strange Facts In The Scalpel Case ist eine 2005 gegründete Death Metal-Band aus Flandern in Belgien. Mit Unearthed liefert das aus Skullator und Fynnbrenn bestehende Duo seine Debüt-EP ab, auf welcher man sich thematisch weitestgehend dem Horror widmet. Unterstützt wird das Duo dabei lediglich – sowohl bei den Aufnahmen, als auch bei Konzerten – von zwei Sessionmusikern.
Gleich der Opener der 6-Track-Scheibe zeigt, wohin die Reise geht: Zurück zu den Anfängen des Death Metal. Taphophobia (dying to get out) befasst sich inhaltlich mit der Angst, lebendig begraben zu werden und besticht musikalisch vor allem durch eine recht rohe, unverkrampfte Spielweise und bleibt insgesamt sehr düster gehalten. Der Gesang bietet dabei neben typischen Growls auch verzweifelte Screams, was die ausweglose Situation des Protagonisten noch unterstreicht.
Der Titelsong Unearthed (defiling the dead) beginnt dagegen verhältnismäßig flott, wird aber zur Mitte hin monoton, träge und enorm düster, nur um am Ende noch einmal an Fahrt aufzunehmen und in extrem tiefe Growls zu münden. Hier wird auf jeglichen Schnickschnack verzichtet und man konzentriert sich auf das Wesentliche. Dieser Linie bleibt das belgische Duo auch bei Mortuary odours (…of wood and cloth) treu. Mit tiefen, teilweise auch regelrecht gefauchten Vocals widmet man sich ausführlich dem typischen Geruch einer Leichenhalle. Dies wird musikalisch mal durch rasante Riffs und Drums, mal durch gediegenere Instrumente, welche zeitweise blechern dahinscheppern, gekonnt untermauert. Hier lebt der Underground – und das kann man bei den Themen durchaus wörtlich nehmen.
Mit The fresher the better hat es auch ein schaurig schönes Instrumentalstück auf die Scheibe geschafft, welches durchaus an ein Hörspiel erinnert. Hier treten natürlich nicht Benjamin Blümchen oder Bibi Blocksberg auf, sondern, wie soll es anders sein, es wird einem der Akt einer Graböffnung eindringlich vor Ohren geführt. Der Titel lässt dabei durchaus einen sehr schwarzen Humor der Belgier erkennen.
Überraschend kraftvoll und konzentriert beginnt dagegen Summoned (dead but not beyond reach, bevor es durch Gitarre und Schlagwerk an Tempo zunimmt und dadurch zunehmend verrückter wirkt. Einzig die wenigen, hier erstmals verwendeten, cleanen Gesangsparts wollen nicht so recht ins Bild passen. Schade!
Das abschließende Lower depths (remains of the profoundly regressed) wird dagegen von einem geilen, marschierenden Rhythmus getragen und besticht darüber hinaus wieder mit tiefem, düsteren Gesang, welcher teilweise von verzweifelten Screams aufgerissen wird. Ein gelungener Abschluss.