The Alligator Wine – Demons Of The Mind

Das Reptil schlängelt sich in wilden Träumen durch die Everglades

Artist: The Alligator Wine

Herkunft: Waldshut-Tiengen, Deutschland

Album: Demons Of The Mind

Genre: Psychedelic Rock, Psychedelic Blues

Spiellänge: 42:39 Minuten

Release: 24.04.2020

Label: Century Media Records

Link: https://www.thealligatorwine.com

Bandmitglieder:

Schlagzeug, Gesang, Percussion – Thomas Teufel
Gesang, Orgel, Synthesizer – Rob Vitacca

Tracklist:

  1. Shotgun
  2. Crocodile Inn
  3. Voodoo
  4. Ten Million Slaves
  5. The Flying Carousel
  6. Lorane
  7. Dream Eyed Little Girl
  8. Mamãe
  9. Sweetheart On Fire

Rock ohne Saiteninstrumente geht nicht!? Da haben sich die vermeintlichen Rocker aber gewaltig vertan. Dass man überhaupt keine Gitarre braucht, um geilen (psychedelischen) Rock zu machen, zeigen auf jeden Fall Thomas Teufel und Rob Vitacca. Das Duo nennt sich Alligator Wine und ist bei Century Media unter Vertrag.

Nach der vorangegangenen EP The Flying Carousell erscheint nun mit Demons Of The Mind bei Century Media auch das erste Album des Duos. Verausgabt wird es als CD und als schwarzes Vinyl mit beiliegender CD.

Dem einen oder anderen dürfte Rob Vitacca als Sänger und von Lacrimas Profundere bekannt sein, deren Frontmann er über einen Zeitraum von elf Jahren bis 2018 war.

Erstmals kennengelernt habe ich das sympathische Duo aus dem Schwarzwald im Frühjahr 2019 in Köln, als sie den Support auf der Tour von The Picturebooks (ebenfalls ein Duo) machten. Ende letzten Jahres habe ich die beiden Musiker dann in Wiesbaden wiedergesehen, wo sie mir bereits erzählten, dass in diesem Jahr von ihnen ein Longplayer herauskommen werde.

Wer The Alligator Wine, benannt nach dem legendären Song von Screamin Jay‘ Hawkins einmal gesehen hat, weiß, welch eine Dynamik in dem Duo steckt. Umso mehr erfreut es mich, dass The Alligator Wine es geschafft haben, diese Dynamik auf dem vorliegenden Album rüberzubringen.

Das Label Century Media verspricht: „Begleite The Alligator Wine auf einen psychedelischen Trip in die Sphären des Vintage Rock. Inspiriert von der Musik, den Horrorfilmen & der Mode der 70er Jahre begeistern die beiden Jungs aus dem Schwarzwald mit einer Mischung aus dunklen Sounds und Disco Grooves. Dabei verstehen es The Alligator Wine gleichzeitig diese Einflüsse in eingängigen Melodien und packenden Refrains zu verpacken.“

Da hat ihr Label absolut nicht zu viel versprochen. Demons Of The Mind ist echt ein abgefahrenes Ding. Orgel und Lesliesound beherrschen die Atmosphäre der Songs. Klar, es sind ja auch keine Gitarren da. Dafür aber ein mitnehmender Gesang, ein toller Groove des Schlagzeuges und einige abgefahrene Soundeffekte.

Das Duo spinnt hier getreu das weiter, was ihr Liveintro des Songs  Alligator Wine von Screamin‘ Jay Hawkins „Ah ah ah ah! – Take the blood out of an alligator” aussagt!

Ok, das Blut des Alligators nehmen wir und tauchen berauscht ein in die psychedelischen Rockklänge der Sixties und Seventies.

Verhalten rieselt zunächst das Blut des Alligators im Opener Shotgun und wird dann zu einem groovigen, tanzbaren Song. Das Reptil ist erwacht und streift durch die Mangrovensümpfe der Everglades. Und da ist der so geliebte geile Orgelsound. Kiss me later, sweet Alligator. Das muss ich jetzt weiter kosten.

Wesentlich ruhiger und auch melancholischer geht es im Crocodile Inn weiter. Ein Song, der durchaus Hitpotenzial hat und eingängig ist.

The Alligatar Wine beschwören mit ihrer Mucke so wirklich alles. Ganz eindringlich mit Voodoo und einem starken Beat. Da wird sich dem Tanz die eine oder andere Voodoo Hexe natürlich anschließen. Auf jeden Fall wird sich die Voodoo Hexe das Tanzen nicht verbieten lassen.

Sehr psychedelisch wirkt Ten Million Slaves mit verhallter Stimme. Halt! Da kommt dann etwas Synthiepop Stimmung auf, bevor ein ausuferndes Orgelsolo dem Song nochmals in eine andere Ecke der Everglades bringt. Und wieder auf jeden Fall tanzbar.

The Flying Carousel ist ein toller Song, der bereits auf der gleichnamigen EP The Flying Carousel von 2019 zu finden ist, ebenso wie das übernächste Dream Eyed Little Girl. Ob man wirklich zwei Songs von der vorangegangenen drei Songs langen EP auf dem Longplayer platzieren muss, darüber kann man streiten. Schade, das schmälert den Genuss ein wenig, wenn man die EP bereits besitzt. Das ist natürlich Heulerei auf hohem Niveau, gebe ich zu. Aus meiner Sicht sind aber EPs nicht dazu da, um deren Songs anschließend auf dem Longplayer noch einmal einzupflegen.

Loraine ist der Song, der live so eindrucksvoll dargeboten wird. Melancholisch schmachtend wird dort Loraine durch ein Telefonmikrofon (so nenne ich es jetzt einmal) angebetet.

„Hey Mama hey“ Mamãe ist ein Blues Rock auf Amphetamin. Jetzt rast der Alligator auf einem Propellerboot durch die Everglades! Habe ich auch schon mal gemacht. Ich weiß überhaupt nicht mehr, wie viele Moskitos ich dabei geschluckt habe 😀

Nach so einer wilden Fahrt dümpelt schwer und mächtig mit vollem Orgelsound Sweetheart On Fire dahin und lässt beinahe das Herz stillstehen!

The Alligator Wine – Demons Of The Mind
Fazit
Die Orgel nimmt bei The Alligator Wine recht viel Platz ein und ersetzt die anderen, sonst im Rock üblichen Instrumente. Diese fehlen auf dem Album Demons Of The Mind überhaupt nicht. The Alligator Wine machen Vintage Rock ohne Gitarre. Dafür mit Orgel und Keyboards. Orgel, Keyboard, Soundeffekte und Schlagzeug reichen den beiden Musikern. Die Herren Vitacca und Teufel rocken wie derselbige. Ihre Musik ist vom Blues und (Psychedelic) Rock der 60er und 70er Jahre inspiriert. Neben sphärischen Psychedelic Nummern gibt es Songs, die in die Beine gehen und zum Tanzen animieren.

Anspieltipps: Shotgun, Dream Eyed Little Girl und Mamãe
Juergen S.
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