The Hellacopters „Celebrating The New Album And 30 Years Of High Energy Rock & Roll“ am 17.04.2025 im Docks, Hamburg

Was haben Left Hand Path und Rock & Roll Is Dead gemeinsam?

Event: The Hellacopters – Celebrating The New Album And 30 Years Of High Energy Rock & Roll 2025

Bands: The Hellacopters, The Supersuckers

Ort: Docks Hamburg, Spielbudenplatz 19, 20359 Hamburg

Datum: 17.04.2025

Kosten: VVK 54 €, AK 55 €

Zuschauer: ca. 1.500

Genre: Hard Rock, Sleaze Rock, Rock & Roll, Punk Rock, Alternative, Garage Rock

Link: www.docks.de

Setlist The Hellacopters:

  1. Token Apologies
  2. Sometimes I Don’t Know
  3. Carry Me Home
  4. Wrong Face On
  5. Hopeless Case Of A Kid In Denial
  6. Born Broke
  7. Toys And Flavors
  8. Ferrytale
  9. You Are Nothin‘
  10. So Sorry I Could Die
  11. By The Grace Of God
  12. The Devil Stole The Beat From The Lord
  13. Do You Feel Normal
  14. Baby Borderline
  15. Reap A Hurricane
  16. Soulseller
  17. Leave A Mark
  18. In The Sign Of The Octopus (The Robots Cover)
  19. Eyes Of Oblivion
  20. I’m In The Band
  21. (Gotta Get Some Action) Now!

Seit den 90er-Jahren existiert in Schweden neben der bekannten Death-Metal-Welle auch ein Hype um Sleaze Rock und Classic Rock. Eine der treibenden Kräfte waren viele Jahre The Hellacopters. 2008 löste sich die Band auf, um ab 2016 zunächst primär als Live-Band in den Musikzirkus zurückzukehren. 2022 folgt die Veröffentlichung von Eyes Of Oblivion und die endgültige Rückkehr in die nach wie vor starke Sleaze-Rock-Szene Schwedens. Doch was hat das alles mit Death Metal und Entombed zu tun? Wer sich die Bandbesetzung von Left Hand Path genauer ansieht,  stolpert über den Namen Nicke Andersson, der auf der legendären Platte Drums und Bass spielt. Auf den beiden Nachfolgern Clandestine und Wolverine Blues steuert ein gewisser Kenny Håkansson, später Bassist bei The Hellacopters, Lyrics bei. Auch hier an den Drums Nicke Andersson. Andersson ist aber genauso Gründungsmitglied von The Hellacopters und heute als Gitarrist und Sänger auf der Bühne. Um es einfach zusammenzufassen: Nicke Andersson spielt auf dem Niveau von Entombed Bass und Drums, Gitarre und Gesang legt er bei The Hellacopters auf die Bretter. Mehr Multiinstrumentalist geht nicht. Weitere Aktivitäten von Andersson sind oder waren Lucifer, Dismember oder Death Breath. Es sieht fast so aus, als gäbe es keine Musik im Rock- und Metal-Universum, die Nicke Anderson nicht spielen könnte.

Genug der Vorrede und rein ins Vergnügen. Docks und Große Freiheit 36 haben ein Manko. An Wochenenden laufen hier gerne zwei Veranstaltungen. Für den heutigen Gründonnerstag bedeutet das, dass erneut ein Frühkonzert auf dem Programm steht. Einlass 18 Uhr, Ende 21:30 Uhr. Der Merchstand schließt bereits um 21 Uhr. Ab 22 Uhr gibt es Musik aus der Konserve für das Partyvolk. Derartige Eventplanungen sorgen dafür, dass Docks und Große Freiheit 36 in der Unbeliebtheitsskala der Hamburger Musikfans sehr weit oben stehen. Erschwerend kommt hinzu, dass in den vergangenen Tagen die Sonne auf das alte Kino brutzelte. Es hat sich mächtig abgekühlt am heutigen Gründonnerstag, davon ist nur in der Location nichts zu spüren. Spätestens als der Headliner auf der Bühne steht, ist die Luft zum Schneiden und die Hitze nahezu unerträglich. Klar, dafür können die Betreiber des Docks nichts. Im Vergleich zu anderen Locations, wo die Lüftung deutlich besser funktioniert, sammelt der Club am Spielbudenplatz weitere Minuspunkte. Der Sound hat sich nach dem Covid-Umbau deutlich verbessert. Auch heute sind beide Bands gut und differenziert zu vernehmen, egal ob auf der Empore oder direkt vor der Bühne.

The Supersuckers – Docks, Hamburg – 2025

Der Auftakt kommt aus den USA und ist an Jahren noch älter als The Hellacopters. Bereits 1988 gründeten sich The Supersuckers, die sich selbst als „Greatest Rock ’n’ Roll Band in the World“ bezeichnen und als Trio agieren. Augenzwinkernd reißen die Herren circa 45 Minuten ab, wobei Sänger und Bassist Eddie Spaghetti mit seinen Ansagen für weiteren Unterhaltungswert sorgt. Zum Ende des Sets geht es um den gestreckten Mittelfinger, wo die Pointe aber irgendwann überstrapaziert wird und der amerikanische Witz nicht mehr so richtig zündet. Eine Stimme aus dem Publikum fasst passend zusammen: „Die Band stört nicht, wenn die spielt. Es stört aber auch nicht, wenn die nicht spielen.“

Mittlerweile ist der Laden knackevoll, aber nicht komplett ausverkauft. So ergeben sich Möglichkeiten für den Rückzug in hintere Gefilde, in denen eine weit bessere Luftzirkulation durch offene Türen herrscht. Pünktlich um 20 Uhr stehen The Hellacopters auf der Bühne, wobei das Gründungsmitglied Dregen nicht mit dabei ist. Wer sich etwas genauer mit dem aktuellen Album Overdriver beschäftigt, stellt fest, dass Dregen hier keine Credits hat. Der Grund ist eine Verletzung der Finger, die sich als langwierig und schwierig herausstellt und diverse Operationen nach sich zog. Aktuell kann Dregen keine Gitarre spielen und kuriert seine Verletzungen aus. Dafür springt LG Valeta aus Spanien ein, der eventuell von den spanischen Thrashern Crisix bekannt sein könnte.

The Hellacopters – Docks, Hamburg – 2025

Das Tourmotto Celebrating The New Album And 30 Years Of High Energy Rock & Roll legen The Hellacopters von der ersten Minute an auf die Bretter. Hohe musikalische Intensität und Token Apologies vom 2025er-Release Overdriver legen mächtig los und das Publikum springt quasi von null auf 100. Sometimes I Don’t Know vom 25 Jahre alten Klassiker High Visibility folgt und die Security muss bereits in den vorderen Reihen aussortieren, da es zu sehr zur Sache geht.

Der Mix neues Material vs. Klassiker (Carry Me Home vs. Wrong Face On vs. Hopeless Case Of A Kid In Denial) zieht sich durch den Anfang der Show. Spätestens Born Broke vom fast 30 Jahre alten Debütalbum Supershitty To The Max! lässt so langsam, aber sicher, alle Dämme brechen. Insgesamt konzentrieren sich die Protagonisten auf das Set und die Ansagen sind insgesamt eher sparsam. Erst bei der Zugabe kommt Drummer Robert Eriksson zum Mikro und bedankt sich für die jahrzehntelange Treue und die Unterstützung. Dann folgt mit In the Sign Of The Octopus die Coverversion von The Robots, die auf dem 2008er-Abschiedswerk Head Off zu finden ist, auf dem The Hellacopters diverse Bands nachspielen. Der Titeltrack des 2022er-Releases und das unkaputtbare I’m In The Band (Rock & Roll Is Dead, 2005) läuten das Finale an. Der Anfang steht am Ende des heutigen Auftritts: (Gotta Get Some Action) Now!, der für den Durchbruch von The Hellacopters 1996 sorgte, macht den Deckel auf 90 viel zu schnell vergangene Minuten.

Die Show wirkte insgesamt etwas herunterschrubbt, was den zeitlichen Vorgaben der Venue geschuldet ist. In anderen Locations gibt es gemeinsame Nummern mit den The Supersuckers und insgesamt mehr Spielraum für Improvisationen. Musikalisch gibt es an dem Gig sonst nicht viel zu kritisieren. Bitte bei der kommenden The Hellacopters Tour in die Hamburger Markthalle wechseln. Da gibt es keinen Zeitdruck, weil im Anschluss des Gigs noch Party mit Konservenmusik folgt. Nikke Andersson kennt die Bude seit den 90ern und gemeinsamen Touren von Napalm Death mit Entombed.