Wacken Open Air – Tag 4 – Samstag, 05.08.2023

Der Himmel sollte brennen!

Event: Wacken Open Air 2023

Bands: 0% Mercury, Abbath, Acoustic Steel, Ad Infinitum, Adrian Kühn und Franzi Kusche, Alestorm, Alien Rockin‘ Explosion, All For Metal, All Hail The Yeti, Amaranthe, Amorphis, Andrelamusia, Aneuma, Angus McSix, Ankor, Asrock, Autumn Bride, Baest, Battle Beast, Beartooth, Be’lakor, Beyond The Black, Biohazard, Blaas Of Glory, Blacksheep, Black Mirrors, Black Tooth, Blind Mans Gun, Blitzkid, Bloodbath, Brand Of Sacrifice, Broilers, Brunhilde, Bütcher, Burning Witches, Caliban, Cam Cole, Phil Campbell And The Bastard Sons, Carpathian Forest, Cellar Darling, Cemican, Chaosbay, Chuan-Tzu, Cobrakill, Crematory, Cypecore, Damnation Defaced, Dark Tranquillity, dArtagnan, Death In Taiga, Defleshed, Deicide, Deine Cousine, Delain, Depressive Age, Deprivation, Der W, Detraktor, Dezperadoz, Disesanera, Dog Eat Dog, Donots, Doro (mit Gästen: Udo Dirkschneider [U.D.O.], Hansi Kürsch [Blind Guardian], Joey Belladonna [Anthrax], Michael Rhein [In Extremo], Mikkey Dee [Scorpions/Motörhead], Phil Campbell [Phil Campbell & The Bastard Sons/Motörhead], Chris Caffery [TSO], Sabina Classen [Holy Moses], Sammy Amara [Broilers], Uli Jon Roth), Drain, Dropkick Murphys, Dust Bolt, Dying Fetus, Eivor, Empire State Bastard, Employed To Serve, Enemy Inside, Ensiferum, Erasing Mankind, Ereb Altor, Evergrey, Erik Cohen, Evildead, Extinct, Eyes, Fadrait, Faun, Ferocious Dog, Finntroll, Focus, Folk Dandies, Forastero Western Metal, Frozen Soul, Get The Shot, Ghetto Ghouls, Ghostkid, Hardbone, Hafensaengers, Hammerfall, Harpyie, Havukruunu, Heaven Shall Burn, Heavy Metal Barpiano (George Heinle), Helloween, Hidden Intent, Holy Mother, Horrid Sight, Hostage, Igorrr, Imminence, Immolation, Iron Maiden, Ivory Tower, J.B.O., Jag Panzer, Jinjer, John Kanaka & The Jack Tars, Kärbholz, Kataklysm, Killswitch Engage, Knife, Koldbrann, Konvent, Kreator, Krownest, Leaves’ Eyes, Left Ovr, Legion Of The Damned, Lord Of The Lost (Gast: Jasmin Wagner), Lutz Drenkwitz, Maltworm, Mambo Kurt, Marco Mendoza, Marty Friedman, Masterplan, Megadeth, Mesmera, Messticator, Metaklapa, Metternich, Middle Grounds, Misery Oath, Mit Ohne Strom, Mr. Hurley & Die Pulveraffen, Monsters Of Liedermaching, Morast, Motörizer, Mutz & The Blackeyed Banditz, My Own Ghost, Nervosa, Nestor, Neverland In Ashes, Nvlo, Objector, Omnivortex, Pennywise, Pentagram, Peter Pan Speedrock, Peyton Parrish, Phantom Excaliver, Plainride, Possessed, Our Promise, Ozzyfied, Pensen Paletti, Rage, Raging Speedhorn, Rauhbein, The Real Mckenzies, Redeemed By The Blood, Rezet, Riot City, Sable Hills, Saltatio Mortis, Santiano, Sascha Paeth’s Masters Of Ceramony, Schizophrenia, Screamer, Sever, Sintram, Skálmöld, Skepsis, Skew Siskin, Skindred, Skyline, Sleep Token, Slowly Rotten, Sólstafir, Son Of Tomorrow, Spectaculatius, Strigampire, Supernova Plasmajets, Swartzheim, Takida, Tanzwut, Taste Of Greed, Terror, The Answer, The Good The Bad And The Zugly, The Night Eternal, The Raven Age, The Uke Boys, The Vintage Caravan, Tiansen, Todsünde, Trivium, Twilight Force, Two Steps From Hell, Uriah Heep, Universum25, Unzucht, Varius Coloribus Experience, Velvet Viper, Versengold (als Ersatz für Schandmaul), Venues, Victims Of Madness, Ville Valo (VV), Vixen, Voivod, Wacken Firefighters, Wardruna, Warkings, While She Sleeps, Whoredom Rife, Wolf Barsch, Xaon, Ye Banished Privateers

Datum: 02.08. – 05.08.2023

Genre: Heavy Metal, Power Metal, NWoBHM, Rock, Hard Rock, Thrash Metal, Rock, Fun Metal, Rock Death Metal, Doom Metal, Mittelalterrock, Classic Rock, Metalcore,Hardcore

Besucher: ca. 64.000

Ort: Wacken, Schleswig-Holstein

Veranstalter: ICS Festival GmbH

Kosten: 299 Euro p. P. für vier Tage, inkl. Camping

Link: W:O:A | Wacken Open Air

Es gibt immer diesen einen Tag beim Wacken Open Air und meistens ist es der Samstag. Dieser eine Tag, auf den ich persönlich am meisten Vorfreude habe. Denn heute stehen, gleich nachdem wir (mal wieder viel zu früh) aus den Zelten gekrochen sind, neben den Interviews mit Be’lakor (Podcast Folge mit Be’lakor: hier) und Angus McSix, die Gigs von Ensiferum, Jinjer, Killswitch Engage, Be’lakor, Kataklysm, Saltatio Mortis, Beartooth und mein persönlicher Wunschheadliner Heaven Shall Burn auf der „Must See“-Liste. So gibt es auch dieses Jahr wieder die Herausforderung, oder besser gesagt, die Qual der Wahl, denn Überschneidungen gibt es irgendwie immer und die Chance, alles zu sehen, was man sich vornimmt, ist quasi nie gegeben. Aber mal ehrlich, das Wacken Open Air ist seit nun fünfzehn Jahren mein „Homezone“-Festival. Da habe ich bis auf Be’lakor schon wirklich alles gesehen. Also geht es nach ein fürs Festival gewöhnlich „ausgewogenes“ Frühstück (bestehend aus ein paar Scheiben Brot und einer echt zu empfehlenden Schokoladencreme – vielleicht sollten wir unsere Reviews in unserem Magazin auch in diese Richtung weiter ausbauen) direkt vor die Bühnen.

Heute mehr getrieben als entspannt auf dem Gelände, laufen wir dann also in Grüppchen aufgeteilt los. Die einen zum Pressezelt – wo mal Payton Parrish mit Alea von Saltatio Mortis und mal die große Pressekonferenz des Veranstalters auf die Besucher des Wacken UnitedCamps (Presse und VIP) wartet – die anderen direkt vor die Bühnen. Ja, da darf man nicht wirklich meinen, dass man mit den Redaktionskollegen viel Zeit verbringt, denn Tage wie heute sind auch für ein Hobby sehr viel Arbeit. Doch ich will mich nicht beschweren, so werde ich ja auch mit Ensiferum begrüßt. Bei Seafarer’s Dream geht mir das Herz auf. Gerade auch, weil ich die Stimme der finnischen Folk-Metal-Band (Petri Lindroos) schon aus Norther-Zeiten feiere. Angenehm finde ich, dass Mr Lindroos heute mal dem Wetter entsprechend gekleidet ist, denn sonst sieht man ihn gefühlt 80 % der Konzerte ohne T-Shirt auf der Bühne und da bekommt die Oma in mir klare Angst um den armen Herren, der sich sicher da oben sonst den Tod holt. Spaß beiseite, In My Swort I Trust, Token Of Time, Lai Lai Hei und From Afar sind auf den Punkt und sorgen für gute Durchblutung der oberen Extremitäten der Gäste vor der echt nicht so schlecht gefüllten Harder Stage. Herausstechend ist das Duett in Run For The Crushing Tide.

Während auf der einen Bühne umgebaut wird, bespielt man (wie immer halt) schon die Zwillingsbühne. Das Konzept geht heute auch super auf, denn nebenan (auf der Faster Stage) machen sich Tetjana Schmajljuk und Co. fertig auf ihren diesjährigen Auftritt beim Wacken Open Air. 2019 waren sie noch auf der kleineren Louder Stage und berechtigterweise dürfen sie sich heute mit Killswitch Engage und Heaven Shall Burn das Parkett teilen. Angefangen mit Perennial und Ape repräsentiert man relativ ausgeglichen die vier Alben Wallflowers (fünf Songs), Micro (3 Songs), King Of Everything (2 Songs) und Macro (2 Songs). Natürlich ist der Song Teacher, Teacher! mit von der Partie. Doch die beiden Tracks Pisces und Judgement (& Punishment) schaffen es 2023 nicht auf die Setliste. Irgendwie komisch, denn gerade der erstgenannte Song ist der, der wohl auch über die Fangrenzen hinweg der polarisierendste ist. Aber egal, Jinjer wissen, wie man eine Bühne rockt und das, ohne viel „Klimbim“. Also Backdrop raus, Verstärker an und los – so sind Jinjer. Da braucht es keine separate Bühnenshow, wenn man eine Rampensau wie Tetjana Schmajljuk und Saitenmentalisten wie Roman Ibramchalilow oder Eugene Abdjuchanow dabei hat.

Killswitch Engage – Wacken Open Air 2023 – Bild: Kai R.

Eine Stärkung und mindestens drei Kaltgetränke später sehen wir uns bei Killswitch Engage wieder. Die aus Massachusetts stammenden Metalcore-Veteranen sind heute nicht zum ersten Mal hier auf der Bühne. Eine der wahrscheinlich erfolgreichsten amerikanischen Metalcore Mitbegründer bringen heute satte achtzehn Songs mit. Gerade weil Songs wie My Curse und The End Of Heartache oder My Last Serenade an niemandem vorbeigingen, die zwischen 2000 und 2020 im Genre unterwegs waren, ist hier die Hölle los. Schade eigentlich, dass es Jesse Leach, Adam Dutkiewicz und Co. bis heute nicht geschafft haben, hier mal im Abendprogramm zu spielen, denn wer hier vor der Bühne steht, kann die Circle- und Moshpits auf keinen Fall ignorieren. Doch da ich wegen Be’lakor nicht lange bleiben kann, muss ich nach The Arms Of Sorrow die Gummistiefel in die Hand nehmen, um noch rechtzeitig innerhalb der ersten drei Songs bei der Headbanger Stage anzukommen – der Fotopass will ja auch genutzt werden.

Impressionen – Wacken Open Air 2023 – Bild: Kai R.

Auch wenn zwischendurch das Wetter vielversprechend ausgesehen hat, haben die kurzen aber – nennen wir sie mal prägnanten – Regenschauer dafür gesorgt, dass das Wasser vor den Bühnen nicht wirklich versickern konnte. So ist hier vor der Headbanger Stage noch immer eine Assoziation mit einer Wattwanderung nicht weit. Außer, dass ich selten in der Nordsee so gute Musik hören kann, wie hier bei der australischen Melodic- und Progressive Death Metal Band Be’lakor. Neben ihren beiden Kurztrips nach Europa ist es heute das erste Mal, dass man die Herren hier auf dem Wacken Open Air und somit auf deutschem Boden vor die Linse bekommt. Wie sich im Interview für unseren Podcast herausstellt, ist die bei Napalm Records gesignte Band äußerst sympathisch – auch wenn die Musik für nicht geübte Ohren sicher was ganz anderes bedeuten würde. Hier vor der Bühne wird klar, dass man an der Bereitschaft im Schlammwasser der Metalheads vor der Bühne die Performance wunderbar messen kann. So ist sich gefühlt niemand (auch wir nicht) zu schade, sich bei Songs wie Abeyance und Countless Skies dreckig beziehungsweise nass zu machen. Frei nach dem Motto, „man kann ja Duschen gehen“ saue ich mir nicht nur die Klamotten, sondern auch gleich noch die Kamera mit dem Schlamm des Holy Grounds ein. Aber was nimmt man nicht alles in Kauf für eine Band, die man selbst mag!

Froh darüber, dass zwischen dem Gig hier vor der Headbanger Stage und dem Saltatio Mortis-Auftritt ein wenig Luft ist, schlendern wir kurz rüber zur Wasteland Stage, wo wir auf Venues stoßen. Die Stuttgarter Post-Hardcorer sind neben Godzilla In The Kitchen die einzigen, die wir dieses Jahr bei den Wasteland Warriors sehen. Schade eigentlich, dass man sich nicht vierteilen kann, um alles zu sehen.

Angekommen im Infield um 19:00 Uhr. Hier warten Saltatio Mortis darauf, uns für den Headliner heute einzuheizen. Als wäre das so wörtlich gefallen, ist die Truppe hinter Saltatio Mortis einer unserer heimlichen Highlights. Da wir eigentlich nicht wirklich in mittelalterlich angehauchter Musik unterwegs sind, ist an uns vorbeigegangen, was die Genremix-Truppe aus Karlsruhe so live alles draufhat. Wirklich jeder Song ist ein Mitsinggewitter. Wer also meint, dass das Mittelalter eine trostlose Zeit gewesen sein muss, der hat nicht mitbekommen, wie Salmo das Publikum wie eine Marionette über das Infield bewegen. Pyrotechnik vom ersten bis zum letzten Song und eine Songauswahl, wie ich sie mir bei Iron Maiden gewünscht hätte.

Impressionen – Wacken Open Air 2023 – Bild: Kai R.

Nicht den Fokus auf die Old School-Fans gelegt, sondern darauf, dass alle Spaß am Gig haben. So bekommen wir neben dem neuen Song God Of War, der zusammen mit My Mother Told Me mit Kehlsänger Peyton Perrish auf die Bühne gebracht wird, eine Weltneuheit. Denn zu Keine Regeln hüpft der deutsche Rapper Finch über die Bühne. Wer jetzt denkt, dass das nicht passt, ist absolut falsch gesattelt. Finch und Saltatio Mortis passen genauso gut hier zum Wacken Open Air wie gestern Abend Jasmin Wagner (Blümchen) zu Lord Of The Lost – wie am ersten Tag bereits erwähnt, das Wacken Open Air ist kein Metal Festival, sondern ein Volksfest mit guter Musik. Hier scheint alles erlaubt zu sein, was funktioniert und die Menge feiert es. Alles also frei nach dem Song Keine Regeln – „alles unter Hausverbot ist rausgeschmissenes Geld“. Da sieht man mal, wie nah sich die Genres Hip-Hop/Rap und Rock/Metal kommen können und das, ohne dass man sich die Augen auskratzt. Weiter geht es mit dem, was eben gerade gut funktioniert – Electric Callboy. Wo Hypa Hypa mit Dudelsack verquirlt wird, darf auch zu Für Immer Jung (finde nur ich, dass der Song 100 % auch von den Toten Hosen hätte sein können?) mit Maria kombiniert werden. Als dann zum Schluss auch noch ein Deichkind-Cover (Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah)) über die Boxen schallert, ist klar, dass Saltatio Mortis verstehen, worauf das Publikum abgeht – und ehrlich, so was hätte ich mir gewünscht von so manch anderem Auftritt hier auf dem Wacken Open Air. Einfach mal den Fokus auf Spaß – wir fühlen uns jetzt auf jeden Fall gut aufgewärmt für das, was kommen wird. Für das, worauf ich seit dem ersten Sonnenstrahl heute gewartet habe – auf Heaven Shall Burn.

Heaven Shall Burn – Wacken Open Air 2023 – Bild: Kai R.

Langsam wird es dunkler am Himmel über dem beschaulichen Dorf hier im Norden Deutschlands, während Tausende vor den Hauptbühnen im Infield stehen und warten, dass der Himmel über ihnen zu brennen beginnt. Was wie ein schlecht geschriebener Roman klingt, könnte die Wahrheit sein. Denn als um 20:30 Uhr die Slotmashine auf den Leinwänden des Wacken Open Airs die Saalfelder/Saaler von Heaven Shall Burn für die Faster Stage ankündigen, ist wirklich jeder vor der Bühne. Als die ersten Töne von Awoken und dann Endzeit angespielt werden, bricht die Hölle über dem Wacken-Festival aus. Feuer aus allen Rohren. Marcus Bischoff im gewohnten roten Hemd und mit einem Bühnenbild, welches sehr an das erinnert, welches wir im Februar in der Sporthalle in Hamburg haben sehen können. Es scheint so, als wären alle hier schon mal bei einem Gig von Heaven Shall Burn gewesen, denn sowohl das Klatschen zur rechten Zeit passt als auch die Hin- und Herbewegungen sorgen synchron für eine unnormal geniale Atmosphäre. Bei Übermacht werden alle zum Springen aufgefordert und das Wacken macht mit. Ähnlich wie eben noch bei Saltatio Mortis, steht gefühlt niemand mehr still. Mit Behind The Wall Of Silence starten die ersten großen Circle Pits. Ein gigantischer Pit macht sich auf den Weg um die Türme, in denen das FOH untergebracht ist. Leider ist es noch immer sehr schlammig vor den Bühnen, sodass der eine oder andere stecken bleibt und somit die Geschwindigkeit nicht wie üblich aufrechterhalten werden kann.

Heaven Shall Burn – Wacken Open Air 2023 – Bild: Kai R.

Doch auch über Black Tears und Hy Heart And The Ocean reißt der Strom aus Metalheads nicht mehr wirklich ab. Dafür kennt man Heaven Shall Burn – dafür lieben die Fans Heaven Shall Burn. Während Voice For The Voiceless und dann einer meiner persönlichen Lieblingssongs der Band (Godiva) über die Boxen in die Masse gepresst werden, will die Stimmung nicht abreißen. Ich glaube, es ist zu lesen, dass ich absolut positiv überrascht bin von der Performance und der perfekten Atmosphäre, die man hier von der Bühne runtertransportiert. Als Marcus Bischoff abfragt, wer bereits vor 20 Jahren vor Ort gewesen ist, als sie das erste Mal – damals auf der W.E.T. Stage – hier auf dem Acker haben spielen dürfen, merkt man sofort, dass die Vollprofis total überwältigt sind von dem, was hier gerade passiert. Dass eine Hobbyband an so einem Abend hier so sein könnte. Ich glaube nicht, dass man sich damals hätte erträumen können, dass die Band so lange, so beständig und so erfolgreich sein würde.

Heaven Shall Burn – Wacken Open Air 2023 – Bild: Kai R.

Bei Hunters Will Be Hunted werden über die Pyrotechnik Schüsse stilistisch dargestellt und spätestens als die Masse „…hunters will be hunted…“ laut in den Himmel schreit, ist Gänsehaut garantiert. Mit (gefühlt 200) Flammenwerfern und anschließenden Zugaberufen geht die Band von der Bühne. Nein nicht, denn Maik Weichert bringt eine seiner kleinen sozialpolitischen Ansagen. Ein Aufruf gegen Nazis, Faschismus und Hass und dass man zu seinen Grundüberzeugungen stehen soll. Ich finde gerade super, da wo Wörter laut wurden, dass das Wacken Open Air Nazibands tolerieren würde, dass das Publikum ganz klar symbolisiert, dass Nazis in der Wacken-Familie keinen Platz haben sollen. Dafür steht der Song Numbing The Pain, der als erste Zugabe gespielt wird. Mit Pommesgabeln zu Tirpitz und mit dem Abriss- und Coversong Valhalla (Original von Blind Guardian) beendet die aus Thüringen stammende Band den Gig. Also nicht ganz. Denn in der „Abschlussrede“ merkt man, dass Sänger und Frontman Marcus Bischoff die Bühne einfach nicht verlassen will. Als also der Schluss Sampler (gesungen von Hansi Kürsch) spielt und ganz Wacken mitsingt, will ich und wahrscheinlich alle hier, alles, nur nicht, dass der Festival Slot zu Ende geht.

Doch damit geht das Wacken Open Air für uns zu Ende. Nein nicht ganz. Den obligatorisch ist, dass um 22:00 Uhr die Bands des nächsten Jahrs angekündigt werden und so ist es auch heute.

Nach dem Auftritt von Heaven Shall Burn wird es langsam leer vor den Hauptbühnen. Doch wie beim Ende eines Films aus dem Marvel Cinematic Universe gehört dazu, dass man nach dem Headliner am Samstag dableiben muss, um einen großartig produzierten Trailer gezeigt zu bekommen. Diesmal startet es damit, dass die beiden Gesichter des Festivals Thomas Jensen und Holger Hübner auf die Stage zwischen der Faster- und Louder Stage kommen und sich bei denen bedanken, die leider zu Hause bleiben mussten und dass man hofft, dass die „zu Hause gebliebenen“ dafür nächstes Jahr kommen würden. Ich nehme ihnen ab, dass es nicht leichtgefallen ist, dieses Jahr nicht 100 % auf den Platz lassen zu dürfen. Es folgt der Trailer. Eine Mischung aus Dronenshow und gigantischer Fantasy- & Magie-Show löst das diesjährige Wikinger-Thema ab. Hier wird wieder klar, Content is King. Jeder, der hier heute Abend steht, würde sofort ein Ticket kaufen, während die Bands für 2024 über die Leinwände fliegen. Anhand des Jubels der Zuschauer ist klar erkenntlich, dass man sich besonders auf Amon Amarth freuen wird. Zeitgleich bilden die Drohnen am Himmel einen gigantischen Drachen, als Bands wie Ignite, Xandria, Black Dahlia Murder, Bury Tomorrow, In Extremo und Motionless In White angezeigt werden. Das Himmelsbild wechselt zum legendären Bullhead, um dann das Highlight des Festivals 2024 anzuzeigen: Blind Guardian und die Scorpions. Bei Letzteren geht genauso wie auch bei Knorkator ein Raunen durch das Publikum. In einem Magic The Gathering-Stil präsentiert sich also das Thema des kommenden Jahrs. Hoffentlich diesmal Rain Or Shine für alle.

Wacken Open Air 2023 – Die Anreise und Tag 1 – Mittwoch, 02.08.2023
Wacken Open Air – Tag 2 – Donnerstag, 03.08.2023
Wacken Open Air – Tag 3 – Freitag, 04.08.2023