Warp Chamber – Implements Of Excruciation

Finnische Melancholie im amerikanischen Gewand

Artist: Warp Chamber

Herkunft: USA

Album: Implements Of Excruciation

Spiellänge: 30:06 Minuten

Genre: Death Metal

Release: 27.03.2020

Label: Profound Lore Records

Link: https://profoundlorerecords.bandcamp.com/album/implements-of-excruciation

Tracklist:

  1. Abdication Of The Mind
  2. Shadows Of Long Forgotten Terror
  3. Harvesting The Life Force Of A Crumbling Orb
  4. Exultant In Chthonic Blasphemy

Leider liegen mir bezüglich der Band überhaupt keine Infos vor. Nach einer intensiven Recherche habe ich herausgefunden, dass sie im Jahre 2016 gegründet wurden und ein Demo namens Abdication Of The Mind auf den Markt geworfen haben. Es sprang ein Deal mit Profound Lore Records heraus und nun liegt mir das Debüt vor. Eine Homepage, Bandcamppage oder eine Facebook-Seite scheint es nicht zu geben, auch die Musiker sind mir nicht bekannt. Das Bild der Band lässt auch keine Rückschlüsse auf bekannte Musiker zu. Wahrscheinlich sind sie alle im Zeugenschutzprogramm oder so. Nichts Genaueres weiß man, hehe. Ach ja, sie stammen aus den USA. So viel dazu, aber wirklich interessant ist ja auch die Musik.

Abdication Of The Mind lässt gleich jeden Death Metal Fan hoffen, der es alt und dreckig mag. Kurzes Trommelintro und dann ääääääärghhh und uuuhhhhhhhhahhhhhhh und ab dafür. So mag ich es, so muss ein Album beginnen. Kein Intro, kein Rumgeeiere – gleich ins Geschehen. Und ab dafür. Der Anfangspart erinnert mich ein wenig an Incantation. Der Gesang aber dann nicht mehr so. Der Bursche geht seinen eigenen Weg, ähnlich wie damals Lord Worm von Cryptopsy. Klingt aber schön ranzig und aggro. Schockt wohl. Das folgende Riff klingt schon fast freudig und wird dann schön old schoolig aufgebaut, gedoppelt mit einer sicken Melodie, welche in ein Solo übergeht. Kommt schon irgendwie geil. Das macht Spaß, das ist roh, das ist morbide. Break, Vorspieler und voll auf die zwölf. Morbid Angel-lastiges Riffing, welches aber vom Gesang völlig fertiggemacht wird. Schöner kranker Part eingestreut und zum Finale verwendet man dann eine groovige Walze.

Neben den amerikanischen Einflüssen von Morbid Angel und Incantation hört man aber überwiegend europäischen Death Metal heraus. Ein wenig schwedischen, aber ganz viel finnischen. Eine Band wie Demilich muss auf jeden Fall genannt werden. Nicht nur musikalisch, auch wegen des Gesangs.

Shadows Of Long Forgotten Terror legt auch erst einmal mit einem feinen Morbid Angel lastigen Part los und wechselt dann wieder zum europäischen Teil rüber. Dieser Stil wird in Amerika und Kanada ja auch immer beliebter und Bands wie Blood Incantation oder Tomb Mold gehen ähnliche Wege. Diese groovigen und melancholischen Midtempoparts, die Warp Chamber z.B. auch hier mit einbauen, schocken total und laden zum absoluten Headbangen ein. Diese werden schön aufgebaut und ausgeweitet und dann um ein lang gezogenes Lead erweitert. Kommt gut. Der Gesang war am Anfang ein wenig nervig, jetzt passt er wie die Faust aufs Auge, da er gut eingesetzt wird und dem Ganzen eine Rohheit verleiht.

Exultant In Chthonic Blasphemy nimmt mich vor allem wegen des mittelschnellen Tempos und dem Riffing mit. Sehr einprägsam, schon fast rockig, aber eben melancholisch und brutal rübergebracht. Ziemlich lang zwar, aber irgendwie geil. Break und danach geht es ziemlich wild und technisch zur Sache. Der Sänger kotzt sich wieder die Seele aus dem Leib. Schon krass. Hier regiert das Chaos, erinnert einen dann doch wieder sehr an Demilich und dieses ist ja nichts Schlechtes. Die Vorliebe für kranke und zerstörende Riffs und melancholische Atmosphäre wird auch hier deutlich hörbar.

Vier Songs in knappen 30 Minuten. Kann man machen. Man darf gespannt sein, wie es mit Warp Chamber weitergeht.

Warp Chamber – Implements Of Excruciation
Fazit
Freunde vom old schoolischen Death Metal sollten aufmerksam werden. Klaro klingt hier nicht alles neu, aber die Amerikaner machen keinen Hehl aus ihrer Vorliebe zum finnischen Death Metal und bringen diese authentisch rüber. Gerade die Band Demilich hat es ihnen angetan, aber auch amerikanischen Bands wie z.B. Morbid Angel dringen durch.

Anspieltipps: Abdication Of The Mind und Exultant In Chthonic Blasphemy
Michael E.
7.7
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