Weihnachtssauna 2.0 von Tequila & The Sunrise Gang in der Kieler Pumpe am 22.12.2019

Auch das Zusatzkonzert der Lokalmatadoren war ausverkauft

Eventname: Weihnachtssauna 2.0 – Tour 2019

Bands: Tequila & The Sunrise Gang

Ort: Die Pumpe, Haßstraße, Kiel, Schleswig-Holstein

Datum: 22.12.2019

Kosten: VVK regulär 17,20 €, AK 18,00 € (ausverkauft)

Genre: Reaggae-Ska-Punk-Rock

Link: http://tatsg.de/

Setlisten:

Alex Mofa Gang:

  1. Ende Offen
  2. S.O.S.
  3. Nimm Die Beine In Die Hand
  4. Kleine Schwester Größenwahn
  5. Holiday In
  6. Mehr! Mehr! Mehr!
  7. Hinter den Fassaden
  8. Montevideo
  9. Unser Haus

Tequila & The Sunrise Gang:

  1. Intoaction
  2. Last Time/First Time
  3. California
  4. Fables
  5. Under Pressure
  6. Regrets
  7. So What
  8. Agravic & Blind
  9. Time Bomb
  10. Take You Home
  11. Me Against The World
  12. All On You
  13. Campfire Light
  14. Out Tonight
  15. Light It Up
  16. My Dear My Darling
  17. Heart Of The Morning Sun
    Zugaben:
  18. Oi To The World
  19. Keep Me Arrested
  20. Love The Life

Was macht man, wenn man am Strand aufwächst und nicht surfen kann? Man tauscht das Brett gegen Gitarren und gründet eine Band. Gute Entscheidung: Tequila & The Sunrise Gang beweisen mit ihrem multiinstrumentalem Mix aus Reggae, Rock und Ska und fulminanten Liveauftritten im Vorprogramm der Beatsteaks und anderen internationalen Größen, dass „Welle machen“ kein reines Surfer-Ding ist. 

Am 20. April 2018 erschien das fünfte Studioalbum der Kieler Band. Of Pals And Hearts ist wie seine Vorgänger höchst tanzbar, schlägt aber auch ruhige Töne an. Vom Mai bis September tourten die acht durch die Republik und feiern dann immer kurz vor Weihnachten ein Jahresabschluss in ihrer Heimatstadt. Von Jahr zu Jahr wird das Event größer. Alle Karten für das gestrige Event mit Tim Vantol als Support waren innerhalb weniger Wochen ausverkauft. Was macht man dann als pragmatischer Norddeutscher? Klar, man stellt einfach spontan einen Tag später ein Zusatzkonzert auf die Beine. Heute geht es dann also in der Kieler Die Pumpe in die Weihnachtssauna 2.0.! Waren vor wenigen Tagen noch 120 Tickets zu haben, gab es lediglich 30 Tickets noch an der Abendkasse. Aber auch die waren letztendlich weg.
Auch für das Zusatzkonzert haben sie sich einen Support mit an Bord geholt. Die Alex Mofa Gang aus Berlin testet schon einmal das Kieler Publikum, denn im April sind sie wieder hier. Dann allerdings als Headliner in einem kleineren Saal der Pumpe, dem Roten Salon. Die Berliner sind auch gerade auf Tour gewesen, feierten gestern den Tourabschluss in Hannover. Ihre Ende Offen Tour war ein voller Erfolg, viele Locations waren ausverkauft. Auch hier zeigen sie ihre Qualitäten. Gitarrist und Stimme der Band ist Sascha Hörold. Er zeigt schon einmal, wo es heute lang geht. Mit allerbester Entertainment Qualität fordert er das Publikum heraus. Zwischen ihrem Kurzprogramm von 45 Minuten steigt er zwei Mal zum Publikum herab. Einmal, um die Menge zum Hüpfen zu bringen, und dann, um auf einen Koffer zu klettern, den das Publikum auf Händen trägt. Ein gewagtes Unternehmen, denn es sind noch große Lücken im Saal. Er schafft es, sich auf den Koffer zu stellen und wird von der Menge herumgereicht. Plötzlich lässt er sich fallen, um sich dann surfend wieder zur Bühne tragen zu lassen. Unterdessen macht die Band auf der Bühne einfach weiter. Sein Bruder Rotscher Hörold (Bass und Gesang), Tommy Kosslick (Gitarre und Gesang), Michael Breuninger (Schlagzeug) sowie Matze Vogel an den Keyboards beweisen auch hier, dass sie ihr Handwerk beherrschen. Gespielt wird eine Mischung aus Punk und Pop,  Garagenrock und Lyrik. Immer mit ernstem Hintergrund. Auch sie setzen sich gegen Nazis und Faschismus ein. Obwohl sie gerade ihre Ende Offen Tour beendet haben, spielen die fünf eine Werkschau. Nur drei Titel der neuen gleichnamigen CD sind auf der Setliste zu finden. Heute auf der großen Bühne haben sie mir gefallen, dem Publikum schon einmal richtig eingeheizt. Ich bin gespannt, wie sie in vier Wochen in dem kleinen Clubsaal ihre Show abziehen wollen. Stage-Diving und Sprünge vom Schlagzeug sind dort jedenfalls nicht möglich.

Auch wenn der Sound treibender daherkommt, steht die achtköpfige Gang von der Kieler Küste dem Support in Sachen gute Laune in nichts nach. Mit Gitarren, Drums, Bass, Orgel, Posaunen, Saxophon und Trompeten überrollen Tequila & The Sunrise Gang ihr Publikum wie ein multiinstrumentaler Sound-Wirbelsturm. Die Tagespresse umschrieb es genau so: „Orkan mit Bläsereinsatz“.
Ebenso vielfältig wie die Musik sind die Texte: Sie handeln von Partys und Jugenderinnerungen, aber auch von der Verschmutzung der Meere und sozialer Ungerechtigkeit. Seit Erscheinen der Scheibe touren die Kieler mit dem Album durch die Republik. Ausverkaufte Hallen säumten den Tourplan. Und das wundert nicht, spielt das Oktett mit Marvin an den Drums, Fobbe am Bass, Malte an Gitarre, Frontman René Unger (Gesang & Gitarre), Jasper Graetsch an der Orgel sowie den drei Bläsern Felix Konradt an der Posaune, Johannes Poser mit Trompete sowie Mathis Knospe am Saxofon einen energiegeladenen Mix aus Ska, Reggae, Rock und Punk, der stets auch tanzbar ist. Und genau deshalb ist auch das heutige zweite Heimspiel hintereinander ausverkauft.
Vom ersten Takt an donnerte der Wirbelsturm auf das pogende Partyvolk herab. Vollmundige Bläsersätze unterstreichen die Ska Rhythmen, René beherrscht seine Stimme beim Reggae genau wie bei rockigen Stücken. Der Sound ist laut und hemmungslos, hält die Menge aber nicht davon ab, stetig mitzusingen. Es ist aber nicht alles nur Party, schließlich hat René ernste Botschaften in seinen Texten. Ständige Präsenz gegen rechts wird mit dem wütenden So What unterstrichen. Die im Februar erscheinende Single lässt auf das neue Album in 2020 hoffen. Aber auch das groovige Campfire Light aus 2016 wendet sich wütend gegen den Klimawandel und weist auf die Zerbrechlichkeit der Erde hin. In der Ansage würdigt René Greta Thunberg als Person of the year.
Auch René Unger lässt sich auf einen Ausflug in die tanzende Menge ein, stellt fest, dass es dort genauso warm ist wie auf der Bühne. Nur stinken würde es etwas mehr…
Wie es sich gehört, wird sich am Ende der zweistündigen Show noch einmal bei der Peripherie bedankt. Ob Support, Licht und Ton, dem stetig präsenten Merch, der Pumpe oder Viva Con Aqua, die in der Halle einen Infostand haben.
Ein musikalisch toller Abend ist vorbei. Für uns Fotografen war der Job 
allerdings kein Spaß. Durch die gewollte Nähe zum Publikum gab es keinen Graben, die Bühne wird schon beim Support eingenebelt und der Lichtmann dreht erst zum Ende des Konzerts die LEDs auf.
Am Merch werden bereits die begehrten Hardtickets für den Abriss 2020 verkauft. 15 Euro, gleiche Stelle am 18.12.2020. Ich habe den Termin wieder fest im Kalender eingetragen!