Quelle: MDD Records

Aeonblack – The Time Will Come

Mitten in die Fresse, zack und fertig!

Artist: Aeonblack

Herkunft: Lörrach, Deutschland

Album: The Time Will Come

Spiellänge: 52:58 Minuten

Genre: Heavy Metal, Power Metal, Pure Fucking Heavy Metal

Release: 26.02.2021

Label: MDD / Black Sunset

Link: https://www.aeonblack.de

Bandmitglieder:

Gesang – Holger Fehrke-Berger
Gitarre – Michael „Maunze“ Kan
Gitarre – Ferdinand Panknin
Schlagzeug – Peter „Piet“ Steinbach

Tracklist:

01. Spekter In Black
02. I Won’t Think About Tomorrow
03. 1999 Annihilation Overture
04. The Time Will Come
05. Warriors Call
06. No Mans Land
07. The Phantom Of Pain
08. Nightwalker
09. Fire Wheels
10. Raw, Loud And Furious
11. When The Darkness Falls

Die südbadischen Aeonblack sind zurück und präsentieren am kommenden Freitag (26. Februar) ihr brandneues Album The Time Will Come. Fans von klassischem Heavy Metal sind in den letzten Jahren bestimmt schon das eine oder andere Mal über die Lörracher gestolpert, entweder über das grandiose Debütalbum Metal Bound (2015) oder bei einem ihrer Auftritte z.B. beim Metalacker Tennenbronn, beim Saufest, bei den Metal Dayz oder einem der zahlreichen Club-Gigs.

Die Pure Fucking Heavy Metal/Power Metal-Band ging bereits 2004 im baden-württembergischen Lörrach nach einigen Besetzungswechseln aus der Combo Groggy Elks hervor. Bis dato hatte man ein Demo und die EP M.K.S. mit deutschsprachigen Songs unter das hartrockende Volk gebracht. Unter neuem Namen Aeonblack ging es dann in die einzig richtige Richtung, immer straight nach vorn und zu mehr Internationalität. 2006 erfolgte mit dem Demo-Album Aeonblack und erstmals englischsprachigen Nummern ein erstes Lebenszeichen, bevor man sich dann unzählige Jahre Zeit ließ und passend zum zehnjährigen Bandbestehen mit dem Debütalbum Metal Bound (2015) zum Rundumschlag ausholte. Das Album beinhaltete zehn erstklassige Metalgranaten ohne großen Schnickschnack, die man sich von V.O. Pulver (Gurd, Pänzer, Poltergeist, Pulver, ex-Carrion) veredeln ließ. In unzähligen Konzerten, u.a. mit Sabaton, Crematory, Wisdom, Freedom Call und Motorjesus konnte man die Feierwütigen auf seine Seite ziehen, sodass die Band um Frontmann Holger Berger heute keine ganz Unbekannte mehr ist.

Zwischenzeitlich hat sich das Bandkarussell im Hause Aeonblack erneut gedreht und die Band ist zum Quartett zusammengeschrumpft, hat jedoch über die Jahre nichts an Durchschlagskraft eingebüßt. Bereits seit Groggy Elks-Tagen halten Frontmann und Sänger Holger Berger und Gitarrist Maunze die Flagge des klassischen Metals im Dreiländereck Deutschland/Frankreich/Schweiz hoch und haben sich seit Metal Bound mit Gitarrist Ferdinand Panknin und Schlagwerker Piet Steinbach verstärkt. Eigentlich sahen die Planungen zunächst etwas anders aus, so sollte The Time Will Come ursprünglich bereits im ersten Quartal 2018 veröffentlicht werden, doch wie so oft kommt es manchmal anders. Nun ist es aber soweit und Aeonblack stehen mit ihrem zweiten Studioalbum The Time Will Come und elf brandneuen fucking Metalgranaten in den Startlöchern, welche am 26. Februar 2021 via MDD/Black Sunset (u.a. Sacred Steel, Pyogenesis, Night In Gales, Nocte Obducta, Exarsis, Odium, Thormesis, Suidakra …) veröffentlicht werden.

Um es vorwegzunehmen, auch auf dem zweiten Studioalbum The Time Will Come der Lörracher gilt: Wo Aeonblack draufsteht, ist auch Aeonblack (und eine gewaltige Portion Judas Priest) drin und die Band wirkt nach der schon ein Jahr anhaltenden Corona-Pandemie so ganz und gar nicht groggy!

The Time Will Come bietet elf knackig frische Eigenkompositionen, die man im Lörracher Cube Studio eingespielt und sich dann anschließend von Dennis Ward (Unisonic, Magnum, D.C. Cooper, ex-Pink Cream 69 …) im Karlsruher Humble Studio veredeln ließ. Nun ist Dennis Ward ja nicht unbedingt die schlechteste Adresse, wer jedoch im Netz versucht, die Referenzen des Lörracher Cube Studios nachzulesen, der wird schier verzweifeln (ich weiß, wovon ich rede), denn wie die Band im Interview mit Time For Metal (hier nachzulesen) kürzlich verriet, handelt es sich beim renommierten Cube Studio schlicht und einfach um das eigene Aeonblack-Proberaum-Studio und die Jungs verließen sich bei den Aufnahmen ausschließlich auf ihr eigenes geschicktes Händchen. Wer den Vorgänger Metal Bound mit seinem sehr schlichten Cover-Artwork, das definitiv noch in den Kinderschuhen steckte, sein eigen nennt, der wird gleich auf den ersten Blick feststellen, dass man sich bei den Äußerlichkeiten um mindestens 150 % gesteigert hat. Das schicke Gasmasken-Endzeitszenario von The Time Will Come stammt von Andreas Nagel (https://www.the-art-of-andreas-nagel.com), der den Titeltrack, in dem es um die Prophezeiung des Nostradamus geht, umgesetzt hat.

Neben den Äußerlichkeiten können aber auch die Innereien des frischgeborenen Babys auf ganzer Linie überzeugen, denn die Band bleibt sich in allen Belangen treu und kann soundtechnisch eine ordentliche Schippe drauflegen. Eigentlich sollte sich nun Enttäuschung breitmachen, denn die Band konnte die ursprünglich gesteckten Ziele nicht annähernd umsetzten. Vor langer Zeit, kurz nach Veröffentlichung von Metal Bound, hatte man via Facebook großspurig angekündigt: „Die Ausrichtung der nächsten CD könnte so in Richtung Ace Of Base meets Nirvana meets Andrea Berg, unterlegt mit gregorianischen Chören, Technobeats und Freejazzharmonien, gehen …“ Stattdessen gibt es auf The Time Will Come wieder nur Krach, Pure Fucking Heavy Metal. Gitarrist Maunze hatte dann im Interview gleich eine Ausrede parat, demnach hat er sich beim Freejazz die Finger verknotet und die Gregorianer haben letztendlich nicht ins Cube Studio/Proberaum gepasst …, welch ein Glück!

Gleich mit dem straighten Opener Spekter In Black werden keine Gefangenen gemacht und der geneigte Headbanger, der an den the morning after-Nackenschmerzen Gefallen findet, wird hier auf seine Kosten kommen. Laut Gitarrist Maunze (siehe hier unser Track by Track) ist die Nummer in zwei/drei Sessions quasi von alleine entstanden …, Zack, auf die Fresse und gut. Auch I Won’t Think About Tomorrow wird auf den diversen Sommerfestivals bei den Fans Gefallen finden, sofern diese irgendwann einmal wieder stattfinden dürfen. Die Nummer, die zu Beginn etwas bluesig angehaucht ist, verbindet verschiedene Stile zu einem wilden Crossover-Mix. Danach wird es dann in dem instrumentalen Intro 1999 Annihilation Overture deutlich ruhiger, aber nur um dann in Form des Titeltracks The Time Will Come wie ein unberechenbarer Hurricane über euch hinwegzufegen. Mit 7:50 Minuten ist der Titeltrack der längste Song des Albums und schrammte demnach nur knapp der Aufnahme in unsere längsten Songs der Rock- und Metal-Geschichte vorbei. Laut Maunze entstand 1999 Annihilation Overture bereits vor Jahren und war in abgespeckter Version bereits als Intro zu New Reality auf dem Vorgänger geplant, schaffte es dann jedoch nicht auf das Metal Bound-Album. Aktuell wurden ein paar Schippen draufgepackt und zack, nun passt es perfekt als Einleitung zum Monstersong The Time Will Come. Die Nummer setzt sich von Anfang an in den Gehirnwindungen fest und wird in später umarrangierter Form, dank fehlendem Keyboarder, so manchen Club zum Einsturz bringen. Laut Mauze stand übrigens Hall Of The Mountain King von Savatage Pate für die Nostradamus-Nummer.

Auch mit der ersten offiziellen Vorabsingle Warriors Call wird die Abrissbirne ausgepackt, kurz, knackig und mitten in die Fresse. Nackenschmerzen vorprogrammiert! Im Anschluss dann Kontrastprogramm, denn mit No Mans Land wird eine lupenreine Powerballade serviert. Nun mag ich eher die Zack in die Fresse-Midtempo-Nummern, aber an Akustikgitarre und Lagerfeuerromantik kommt ja kaum noch eine Metalband vorbei und laut Sänger Holger gehört die Ballade auch zu einem richtigen Heavy Metal Album unweigerlich dazu. Wie auch immer, Fans ruhigerer Töne kommen hier voll und ganz auf ihre Kosten und alle anderen bekommen bei den Livekonzerten eine kurze Pause und Zeit zum Luftholen oder auch eine gekühlte Gerstenkaltschale zwischendurch. Mit The Phantom Of Pain wird dann aber das Gaspedal wieder durchgetreten, sodass ihr euch mit der Gerstenkaltschale schon beeilen müsst. Laut Maunze hört man hier am deutlichsten, bei wem Judas Priest ihre Ideen klauen. Dass Holgers Stimmfarbe der eines gewissen Rob Halford sehr ähnlich ist, zeigte sich ja schon in der Vergangenheit des Öfteren, doch von einem Klon sind wir hier weit entfernt.

Wie Anfangs schon erwähnt, wer das Aeonblack-Album kauft, bekommt auch Aeonblack serviert, für allzu große Experimente sind die Lörracher nicht zu haben. Kleinere Überraschungen sind aber durchaus drin, so wagt man mit Nightwalker einen Ausflug in den Doom-Bereich und erweitert das musikalische Spektrum. Die schweren und walzenden Gitarrenriffs und die düstere Grundstimmung erinnern aber nur rein unzufällig an die Urväter des Doom Metal, Black Sabbath, so Gitarrist Maunze, auch wenn der Arbeitstitel des Songs Sack Blabbath war. Nun ja, wer es glaubt. Damit sind die Experimente aber auch schon ausgereizt, was aber keinesfalls negativ gemeint ist. Mit Fire Wheels wird wieder Gas gegeben und ein weiteres Mal lassen die Briten von Judas Priest grüßen. Auch Raw, Loud And Furious, von dem bereits im letzten Dezember ein Vorab-Rough Mix präsentiert wurde, fügt sich hier nahtlos ein, bevor When The Darkness Falls amtlich hinausgeleitet. Bleibt nur zu hoffen, dass wir bald wieder in den Genuss kommen, die neuen Songs auch live um die Ohren gehauen zu bekommen.

Aeonblack – The Time Will Come
Fazit
Auf The Time Will Come gibt es mit wenigen Ausnahmen klassischen Heavy Metal auf die Lauscher, wobei die Band ganz bewusst auf großspurige Experimente verzichtet. Wer auf Frickelsounds steht, ist hier definitiv fehl am Platz, denn hier werden weitestgehend Abgeh-Nummern präsentiert, die sich ziemlich schnell zwischen den Ohren festsetzen und Lust auf eine ordentliche Live-Sause machen. Hier wird ordentlich abgerockt. Zack und fertig! Sowohl songtechnisch als auch vom Sound her konnte man im Vergleich zum Vorgänger eine Schippe drauflegen, und auch Frontmann Holger, der seine Stimme variabler einsetzt, weiß auf ganzer Linie zu überzeugen. Fans von Judas Priest, Primal Fear, Iron Maiden und ähnlich gelagerten Combos sollten hier mal ein Ohr oder auch zwei riskieren.

Anspieltipps: Warriors Call, The Time Will Come und Nightwalker
Andreas F.
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