Æther Realm – Redneck Vikings From Hell

Vielseitige Scheibe gespickt mit einzelnen Glanzpunkten

Artist: Æther Realm

Herkunft: Greenville, North Carolina, USA

Album: Redneck Vikings From Hell

Spiellänge: 53:24 Minuten

Genre: Melodic Death Metal, Folk Metal

Release: 01.05.2020

Label: Napalm Records

Link: http://www.facebook.com/AetherRealm

Bandmitglieder:

Gesang, Bassgitarre – Vincent „Jake“ Jones
Gitarre – Heinrich Arnold
Gitarre – Donny Burbage
Schlagzeug – Tyler Gresham

Tracklist:

  1. Redneck Vikings From Hell
  2. Goodbye
  3. Lean Into The Wind
  4. Hunger
  5. Guardian
  6. One Hollow Word
  7. She´s Back
  8. Slave To The Riff
  9. Cycle
  10. TMHC
  11. Craft And The Creator

Æther Realm aus dem beschaulichen Greenville, North Carolina bereichern schon seit geraumer Zeit die Untergrund-Szene. Ihr Debütalbum One Chosen By The Gods aus dem Jahr 2013 hinterließ bei mir einen bleibenden positiven Eindruck. Ihr Mix aus meist rasant gespieltem Melodic Death Metal alter Schule und dezent eingesetzten Folk-Elementen, wusste schon damals zu gefallen. Stilistisch war die Herkunft der Band eher Richtung Finnland/ Schweden als den USA zuzuordnen. Das 2016er Album Tarot, welches vielerorts gute Kritiken bekam, war dann nicht mehr so leicht zugänglich. Viele sperrige Songs gestalteten dieses Werk wesentlich abwechslungsreicher als das Debüt. Ich für meinen Teil konnte mit Tarot nicht richtig warm werden und war nun gespannt, wohin die Reise auf ihrem neusten Album Redneck Vikings From Hell gehen wird, nachdem Napalm Records die Band unter Vertrag genommen hat.

Mit dem Titeltrack starten Æther Realm auch gleich beschwingt durch. Das Gehörte in den knapp vier Minuten lässt sich am besten wie folgt beschreiben: Man stelle sich das uneheliche Kind von Ensiferum und Alestorm vor, welches genetisch etwas mehr von der finnischen Mutter abbekommen hat, und gebe noch einen Schuss Erziehung eines Banjo spielenden amerikanischen Hinterwäldlers (Redneck) hinzu. Ein starker Beginn!

Das darauffolgende Goodbye schlägt eine komplett andere Richtung ein. Elektronische Klänge leiten den Song ein, den man am ehesten in die Schublade Modern Melodic Death Metal stecken kann, und der sich im weiteren Verlauf mit seinem eingängigen, charttauglichen Chorus zum echten Hit entwickelt. Beim rasanten Lean Into The Wind kommt dann erstmals die „Knüppel aus dem Sack“ Fraktion auf ihre Kosten.

Doch ihre stärksten Songs haben Æther Realm in die Mitte von Redneck Vikings From Hell gepackt. Zum rhythmischen Kopfschütteln einleitenden Einstieg in Hunger gesellt sich ein Refrain, der sich zum Mitträllern wahrlich aufdringt. Großartig! Mit Guardian haben sie im Anschluss eine Halbballade im Gepäck, die nach einer ruhigen, minimalistisch gehaltenen Strophe in einen Gänsehaut erzeugenden Refrain übergeht, der mir im Dauerlauf einen eiskalten Schauer den Rücken hoch und runter jagt. Nahe am Kitsch gebaut, aber genial! One Hollow Word schlägt anfangs in dieselbe Kerbe wie Hunger, heißt, MeloDeath im Uptempo mit grandiosen, im Folk Metal angesiedeltem, klar gesungenem Refrain. Nach dem epischen Mittelpart klingt der Song mit akustischen Gitarren gediegen aus.

Der kurze, verzichtbare Nackenbrecher She´s Back und das verspielte Slave To The Riff sind dann eher höhepunktarm und legen die Vermutung nahe, dass die vier Männer ihr Pulver bereits verschossen haben. Mit den beiden im Midtempo angesiedelten Cycle und TMHC bekommen sie dann doch noch mal die Kurve, allerdings ohne die in der ersten Hälfte des Albums häufig eingestreuten Folk-Elemente einzusetzen. Im abschließenden Instrumental Craft And The Creator packen Æther Realm noch mal alle unterschiedlichen Facetten ihres Sounds in einen Song. Von reinen Akustikklängen über Blastbeat-Attacken, leicht progressiven Soli bis hin zu cineastischem Bombast, bietet der mit elf Minuten vielleicht etwas zu lang geratene Song einen würdigen Abschluss.

Æther Realm – Redneck Vikings From Hell
Fazit
Mit Redneck Vikings From Hell geben Æther Realm ein vielseitiges drittes Werk ab. Gekonnt vermischen sie ihren ureigenen im Melodic Death Metal angesiedelten Sound mit Elementen aus Folk und Viking Metal. Auch gesanglich variieren sie zwischen genretypisch derbem Gesang und im Vergleich zu den Vorgängeralben vermehrt eingesetzten clean gesungenen Passagen. Unterm Strich bleibt ein starkes Album mit vielen Höhepunkten. Und wer solch einen genialen Song wie Guardian schreibt, hat sich sowieso ein Platz in meinem Herzen verdient…

Anspieltipps: Goodbye, Hunger und Guardian
Christian K.
8
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