Alestorm – Curse Of The Crystal Coconut

Überraschender Segen statt Fluch

Artist: Alestorm

Herkunft: Perth, Schottland

Album: Curse Of The Crystal Coconut

Spiellänge: 44:00 Minuten

Genre: Folk Metal, Power Metal, Pirate Metal

Release: 29.05.2020

Label: Napalm Records

Link: https://alestorm.net/

Besetzung:

Christopher Bowes – Gesang, Keytar
Gareth Murdock – Bass
Mate Bodor – Gitarre
Peter Alcorn – Schlagzeug
Elliot Vernon – Keyboard

Tracklist:

1. Treasure Chest Party Quest
2. Fannybaws
3. Chomp Chomp
4. Tortuga
5. Zombies Ate My Pirate Ship
6. Call of the Waves
7. Pirate’s Scorn
8. Shit Boat (No Fans)
9. Pirate Metal Drinking Crew
10. Wooden Leg Pt. 2 (The Woodening)
11. Henry Martin

Mit ihrem nunmehr sechsten Studioalbum erfreut uns die Partycrew von Alestorm in diesem Jahr. Nach unzähligen Liveshows und Touren durch die ganze Welt wundert man sich, wie es den fünf Jungs gelungen ist, nach nur drei Jahren wieder genug Material für einen neuen Langspieler gesammelt zu haben. Ihre Auftritte wurden in der Vergangenheit immer ulkiger und tendierten mehr zu Spaß als zu ernstzunehmendem Metal. Dies weckte in mir die Sorge The Curse Of The Crystal Coconut könnte sich diesem Abwärtstrend anschließen.

Der Opener Treasure Chest Party Quest hat die Party schon im Namen, doch kommt ungewöhnlich stark daher und erinnert mich sofort an Titel aus Black Sails At Midnight Zeiten. Es macht sofort gute Laune und beschert mir den ersten Ohrwurm. Eine gewisse Ironie den Fans gegenüber sehe ich im Refrain „[…] We’re only here to have fun, get drunk and make loads of money, cos nothing else matters to me. We’re only here to drink rum, shoot guns and live for the party […]“, wobei man der Band dadurch keine versteckten Intentionen unterstellen kann. Deutlich hymnischer kommt Fannybaws daher und wird wahrscheinlich in der Festivalsaison 2021 der Song, der gespielt werden muss. Auch hier findet man wieder die Alestormtypische Melodie, einen einfachen Text der zum mitsingen animiert und Partystimmung für mehr als ein Festival, wodurch der zweite Ohrwurm des Albums entsteht. Als zweiter Titel es Albums. Chomp Chomp ist stumpfer als seine Vorgänger, dadurch aber auch wesentlich kraftvoller. Es ist härter und lässt keine Zweifel offen, dass es sich hier noch immer um ein Metalalbum handelt – trotz Quietscheenten und bunten Kostümen bei Liveauftritten. Zudem profitiert es von niemand geringerem als Mathias „Vreth“ Lillmans als Gastsänger, welcher sonst Finntroll Stimme und Gesicht verleiht. Das vierte Stück des Albums ist meiner Meinung nach ein muskalischer Tiefpunkt, und zwar nicht nur dieses Langspielers, sondern der ganzen Bandgeschichte. Tortuga ist eine verrückte Mischung aus Rap, Hymne und Synthesizer, die in mir die Frage weckt, ob die Band einfach austesten wollte wie weit sie gehen kann, bevor die Fans rebellieren. Ein verrückterer Titel, musikalisch aber um Längen besser als sein Vorgänger ist Zombies Ate My Pirate Ship. Fast schon eine Ballade wurde hier geschaffen und Chris Bowes erhält hier erneut Unterstützung. Dieses mal von Patty Gurdy deren weiche Stimme den Hörer fast schon die bizarren Texte überhören lässt. Der sechste Titel Call Of The Waves knüpft an die erfolgreiche Bandhistorie sowohl thematisch als auch musikalisch an und holt auch die Fans wieder ab, welche durch den zu absurden Schabernack die Verbindung zur Band verloren haben. Pirate’s Scorn folgt dieser Machart, geht aber noch ein wenig weiter zurück zu den Ursprüngen der Band. Wer beim Hören dieses Stückes nicht automatisch Piraten über das Deck eines Schiffes tanzen sieht, dem mangelt es sowohl an Phantasie wie auch an Humor. Der achte Track schlägt wieder eine Brücke in die Gegenwart, denn mit Shit Boat (No Fans) verbinden die fünf Teilzeit-Piraten den alten Sound, mit der klamaukigen Idee ein Lied zu fluchen, wie bereits mit Fuck You With An Anchor auf No Grave But The Sea. Zunächst etwas gewöhnlich und eher nichts Neues liefernd beginnt Pirate Metal Drinking Crew, doch dieses Album scheint vollgestopft zu sein mit einem Ohrwurm nach dem Anderen. Es ist einer dieser typischen Songs bei denen man bereits im zweiten Refrain automatisch mitsingt und sich unweigerlich dazu bewegen muss. Für mich hat dieses Lied tatsächlich das Potenzial Dauerbrennern wie Keelhauled und Drink den Rang abzulaufen. Eine Überraschung war für mich die Fortsetzung des Sunset Of The Golden Age Titels Wooden Leg. Die Eröffnung von Wooden Leg Pt. 2 – The Woodening erinnert mich in ihrer Härte und ihrem Stil promt an Finntroll. Ob hier durch die Kooperation auch eine Inspiration geschehen ist, kann ich nicht bestätigen, doch ist dieser Titel ein Stilmix aus dem dominanten Schlagzeug der Finnen, welches von den eingängigen Melodien der Schotten ummantelt wird. Die fremdartige Erzählung wird hier von Kaelhakase und Tatsuguchi von Japanese Folk Metal gestellt und rundet diese Episode der Erzählung ab. Beendet wird dieses doch sehr überzeugende Album durch Henry Martin, ein Stück welches als schottisches Volkslied eine kurios emotionale Note hat, welche dieses stimmungsgeladene Album wunderbar abrundet.

 

Alestorm – Curse Of The Crystal Coconut
Fazit
Sofern ich Tortuga außen vor lasse, bin ich von Curse Of The Crystal Cocunut begeistert. Dieses Album ist in sich stimmig, korrigiert zudem Fehler aus der Vergangenheit und knüpft zeitgleich an die guten, alten Zeiten an. Alte Fans bekommen wieder mehr hymnische Piratenmusik zu hören und neue Fans behalten die Partystimmung. Meine Ängste vor zu experimetellen Eskapaden wurde definitiv nicht bestätigt. Als negativen Aspekt ist aber der Mangel an Kreativität zwischen den einzelnen Stücken zu nennen, denn das Album hat wenige Tiefpunkte, aber auch nicht viele Höhepunkte und fließt auf einer soliden Ebene daher. 

Anspieltipps: Pirate Metal Drinking Crew, Treasure Chest Party Quest und Call Of The Waves
Shoshannah G.
8.5
Leser Bewertung2 Bewertungen
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