Alteri – Miseria

„Kein Käfig für Alteri”

Artist: Alteri

Herkunft: Köln, Deutschland

Album: Miseria

Genre: Punk, Crust, Metal, D-Beat

Spiellänge: 39:54

Release: 01.06.2018

Label: Holy Goat Records / Sengaja Records

link: https://sengajarecords.bandcamp.com/album/sr-33-alteri-miseria

Bandmitglieder:

Gesang – Andy
Gitarre – Paze
Gitarre – Michi
Bassgitarre – Thomas
Schlagzeug – Jan

Tracklist:

1. Missing In The Lost
2. Alternativlose Alternative
3. Flucht
4. Nostalgia
5. Omen
6. Graben II
7. Fostpaktum
8. Fatal
9. Erwartungen
10. Germangency
11. Miseria

Da habe ich ja ein Ding zur Rezension vorliegen! Mir fliegt jetzt noch die Birne weg. Die Kölner Band Alteri hat mit Miseria ihr Debüt aufgelegt. Gleich vorweg: Miseria ist eine Walze aus Punk, Crust, Metal und D-Beat. Das Ding flasht absolut. Veröffentlicht wurde es von Holy Goat Records / Sengaja Records. Erhältlich ist es als Download und auf Vinyl. Geil Jungs, da habt ihr alles richtig gemacht! Ich denke mal, dass die Fans euch das Vinyl aus den Händen reißen werden.

Die fünf Musiker haben zunächst einmal unter einem anderen Bandnamen mit diesem Projekt begonnen. Insidern dürfte dieser Bandname bekannt sein. Dieser wurde aber aus mir unbekannten Gründen ad acta gelegt. Aus dem Graben erfolgte 2017 die unchristliche Taufe der Kölner Band Alteri, die sich dem Verschmelzen von crustigem Hardcore und schwedischem Death Metal widmet. Dies erfolgt durch die Harmonisierung trompetenartiger unmenschlicher Growls umgarnt von Kettensägengitarren und Vorschlaghammerdrums.

Einige der Bandmitglieder sind noch in anderen Projekten unterwegs. So spielt Paze bei Fake, Jan bei Groll und Michi bei Ravaged. Bei einem Konzert von Ravaged als Support von Siberian Meat Grinder bin ich Michi und Jan begegnet. Von ihnen wusste ich, dass Alteri im Sommer ihr Album heraus bringen. Jetzt habe ich es endlich auf meinem Plattenteller liegen. Aufbewahrt wird das Vinyl jetzt direkt neben den Vinyls von Grim Van Doom, mit denen sie bereits zusammen Gigs hatten.

Das Quintett gibt sich zur Veröffentlichung selbst recht bescheiden. Hier ihre Ausführungen zum Release:

„Seht Ihr die dunklen Wolken am Horizont? Der 1. Juni 2018 wird für immer in die Annalen der Geschichte eingehen als Release-Date für Alteris Debüt-Album Miseria! Und wir können mit Fug und Recht behaupten, dass das bis dato unsere beste Platte ist!!“
Hahaha Jungs, das sollte wohl ein Witz sein. Ist es aber nicht. Klar, als Debütalbum ist es die bis dato beste Platte von euch. Ich gehe aber noch ein Stück weiter: Da ist euch ein echtes Meisterwerk gelungen, an dem ihr euch bei weiteren Veröffentlichungen messen lassen müsst. Das wird schwer zu toppen sein.

Auf dem Album befinden sich 11 wilde und heftige Kracher, in der Regel zwischen 2 und 3 Minuten lang. Lediglich das letzte Stück, der Titelsong Miseria hat über fünf Minuten Länge. Die Texte sind in Deutsch. Eine Ausnahme bildet hier der erste Song Missing In The Lost, der direkt abgeht und treibt wie ein Zäpfchen. Hier wechseln die Texte zwischen Deutsch und Englisch. Nicht zu verachten ist das Goldkehlchen von Growler Andy.

Alternativlose Alternative kommt etwas gemächlicher daher, vollbringt einige Tempowechsel und nimmt immer mehr an Fahrt auf. Die anschließende Flucht gelingt zunächst im Downtempo nur schleppend, bevor diese nach knapp drei Minuten eigentlich rasant endet. Denkt man, denn das Downtempo kommt zurück. Nostalgia gleicht einem einzigen Aufschrei. Fantastisch hier die Kombination von Gitarrenarbeit und Voices.

Omen ist ein reines Instrumental. Und was für eins. Kirchenorgelklänge führen es ein. Nach den ersten Klängen erwarte ich eigentlich In A Gadda Da Vida. Doch der eiserne Schmetterling ist nicht zugegen. Es wird ein schwerer treibender Song, der nach herrlichem Gitarrenintermezzo mit Orgelklängen endet. Dieser schwere kräftige Sound bleibt und geht nahezu ohne Übergang in Graben II über. Die Gitarren erheben sich von den Drums getrieben. Irgendwie erinnert mich dieser Song an ein Hardcore / Doom / Sludge Gemisch. Meine Freunde von Grim Van Doom lassen grüßen. Echt ein geiler Song.

Alteri wären nicht Alteri, wenn sie so weiter machen würden. Der Song Fostpaktum nimmt auf jeden Fall an Tempo auf, die Drums dürfen sich endlich wieder mehr austoben und den Vorschlaghammer rausholen. Die Sau wird durchs Dorf getrieben. Der folgende Song Fatal hat einen treibenden Groove, verheddert sich aber nicht im Tempo. Tolle Gitarrenarbeit und Goldkehlchen Andy darf sich die Seele aus dem Leib schreien. Was kann man danach noch für Erwartungen haben? Erwartungen weist einige Tempowechsel auf, gerade dann wenn sie nicht erwartet werden.

Germangency greift die Deutschtümelei auf. Ziemlich metalisch gehalten, wobei sich die Gitarren fast ein wenig verspielt melodisch geben. Der Rauswerfer und Titelgeber Miseria zeigt noch einmal die komplette Bandbreite von Alteri. Zunächst ziemlich punkig rotzig daher geschleudert kommt es in der Mitte des Songs zu einem Break. Das Tempo ändert sich radikal, und der Song wird zu einem einzigartigen Aufschrei. „Warum siehst du den Käfig nicht als Unheil, sondern als Halt? Doch dessen Ausbruch liegt selbst an dir.“

Einen Käfig für ihr Soundgefüge gibt es bei Alteri auf dem Album Miseria wahrlich nicht. Sie richten sich nicht nach Konventionen und lassen sich in keinen Käfig einsperren. Die Ohren werden schön durch- und weichgespült. Die Songs haben alle einen sauberen Groove zwischen crustigem Hardcore Punk und schwerem Death Metal. Auf jeden Fall gehen die Songs in die Birne. Im wahrsten Sinne des Wortes geht da wirklich der Punk ab. Das könnte ich mir auf den Livekonzerten von Alteri auch gut vorstellen.

Die nächsten Liveevents mit Alteri stehen bereits fest:

23.06.2018 Kassel
07.07.2018 Kemperborn
13.07.2018 Köln (Album Releaseshow im Sonic Ballroom)

Hier könnt ihr euch einen Eindruck vom Album auf der Bandcampseite machen.

 

Fazit: Ein solches Album als Debütalbum hatte ich von Alteri nun wirklich nicht erwartet. Aber dieses Ding ist wirklich ein Meisterwerk. Das haben die Jungs auf ihrer Facebookseite auch mit einem ironischen Touch selbst preisgegeben. Aber hey Jungs, bei mir ist da überhaupt keine Ironie. Miseria ist ein Meisterwerk des gepflegten unbändigen Krachs, der in Musik kanalisiert wird. Die Spielfreude der Musiker merkt man regelrecht. Top Empfehlung für den Punk – Crust – Metal Bereich. Das Album schleudert dich vehement aus deiner Alltagslethargie.

Anspieltipps: Missing In The Lost, Graben II, Miseria
Juergen S.
9.5
Leser Bewertung5 Bewertungen
7.9
9.5