Amorphis – Circle

“Ein epischer Triumphzug“

Artist: Amorphis

Herkunft: Finnland

Album: Circle

Spiellänge: 46:22 Minuten

Genre: Progressive Metal

Release: 19.04.2013

Label: Nuclear Blast

Link: http://www.amorphis.net/

Produktion: Abyss Studios, von Peter Tägtgren

Bandmitglieder:

Gesang – Tomi Joutsen
Gitarre – Esa Holopainen
Gitarre – Tomi Koivusaari
Bass – Niclas Etelävuori
Keyboard – Santeri Kallio
Schlagzeug – Jan Rechberger

Tracklist:

  1. Shades Of Gray
  2. Mission
  3. The Wanderer
  4. Narrow Path
  5. Hopeless Days
  6. Nightbird’s Song
  7. Into The Abyss
  8. Enchanted By The Moon
  9. A New Day
  10. Dead Man’s Dream (bonus track) (liegt der Redaktion nicht vor)

Amorphis - Circle
Die Quadratur des Kreises: Amorphis neues Album Circle schafft das für mich. Neben der exquisiten Produktion durch Soundguru Peter Tägtgren (der mal ebenso das Gehirn der Spitzenbands Hypocrisy und Pain ist) in seinem heimischen Abyss – Studios spielen sich Amorphis ein Bouquet des Metals aus der Hüfte, welches an Varianz, Können und Ideenreichtum an jeder Ecke für offene Ohren sorgt.

Endlich bricht diese Band für mich den in letzter Zeit oft viel zu einheitlichen Panzer der Metalmusik und kann alleine durch dieses Album zeigen, was denn alles möglich ist, wenn man nur bereit ist, sich den Arsch nach gestanden 23 Jahren immer noch abzuspielen und alles auf eine Karte zu setzen. Treibende Kraft dahinter dürfte der oft unterschätzte Esa Holopainen und sein nicht weniger genialer Wingman Tomi Koivusaari sein, die frei von Starallüren die Band von Beginn an geformt haben.

Vorbei sind die leicht kitschig, poppigen Elemente der beginnenden „Joutsen“ – Ära, von Beginn an wird mit Shades Of Gray in ganz tiefen Wassern gewildert, The Karelian Isthmus lässt grüßen, tief anbretzelnde Gitarren flutschen wie nichts in prachtvolle Melodiebögen über (Vergleiche zu Elegy dürfen gezogen werden), starke Kontraste wie man sie sonst nur von Opeth kennt, werden mit gerne mal richtig ätzenden Vocals perfekt ineinander gewoben und verlangen das Zuhören. Triumphal werden die heiß geliebten „Hypnose“ – Riffs, die so typisch für Amorphis sind (Kenner wissen, wovon ich spreche), bereits in den ersten paar Minuten des Albums aus der Trickkiste geholt und versprechen eine verlockende Dynamik, die das ganze Album anhält. Ein frecher Tanz, ein wirbelndes Licht, ein drehender Strudel, komplette Heere wuchten sich durch mein Hirn und stiefeln siegessicher Richtung Ziellinie, selten solch einen Auftakt erlebt.

Unfassbarerweise kann Mission diese Aufbruchsstimmung beibehalten, unterlegt selbiger eine unterschwellige Traurigkeit der finnischen Landschaft, die eben nur Amorphis hinkriegen, Sentenced waren immer dicht dran, jedoch niemals so glasklar. Wunderbar ausdrucksstark kann ebenfalls The Wanderer punkten, „Wohoo“ – Chöre hin oder her, mit Tomi Joutsen am Mikro haben die Finnen vor nunmehr 8 Jahren den stärksten Metalsänger an Bord gehievt, der mit einer sehr großen Bandbreite mittlerweile Aushängeschild der Band ist. Folkig und erneut stark am Elegy – Material angelehnt freut man sich bei Narrow Path Löcher in den Bauch, da die rhythmischen Elemente des Folk fix in schwere Riffattacken umgewandelt werden, zum Glücklichsein fehlen mir jetzt nur noch die gefühlvollen Saxofon – Klänge von Tuonela.

Der im Vergleich zum anderen Material schwächste Song ist Hopeless Days, der bereits als unterschriebene Single (400 Stück) vorab zu kaufen war, ist in Ordnung, hätte man sich aber auch sparen können. Nightbird´s Song kann mit Black Metal überraschen, wechselt aber gerne zwischen allen Nuancen der Band hin und her, um dann in einer Eruption einen mächtigen Refrain freizusetzen, der wunderbar in zarte Flöten verpackt wird. Könnte ich mir auch auf Wintersun´s Time I vorstellen. Rhythmisch akzentuiert mit namentlicher Hommage ans Aufnahmestudio rockt Into The Abyss, bevor mit Enchanted By The Moon im tiefblauen Wasser des mystischen Tales From The Thousand Lakes – Albumcover geschippert wird. Amorphis schlagen damit eine Brücke zu ihren Wurzeln und schweben in dieser leichten Schwere, einer gravitativen Schwerelosigkeit und öffnen zu meiner großen Freude mit der guten alten Hammondorgel das Portal zu diesem seltsamen Zwischenzustand des „Tales“ – Album, ein Übersong, genau zu rechten Zeit, der eigentlich das Album beenden hätte können, wäre da nicht das feine A New Day, welches recht unscheinbar wirkt, allerdings feine Folkklänge für den Hörer bietet, die endlich mit diesem besinnlichen Saxofonsound trumpfen können, der leise, ganz leise, die Emotionen des Albums bündelt und umgehend zum erneuten Hören auffordert!

Fazit: Ein W.A.H.N.S.I.N.N.S.A.L.B.U.M. Dieses Teil ist ein Meisterwerk und wird ein dickes Ausrufezeichen in die Diskografie der Band setzen. Wer das nicht erkennt, der möge sich eine Schaufel schnappen und ein Plätzchen auf dem Friedhof reservieren. Anspieltipps: alles
Dominik B.
10
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