Ashrain – Requiem Reloaded

Nett, seicht, poppig. Melodic Metal as it's best?

Artist: Ashrain

Herkunft: gute Frage … international?

Album: Requiem Reloaded

Spiellänge: 49:04 Minuten

Genre: Melodic Metal

Release: 14.04.2023

Label: Metalville

Link: https://wardrecords.com/page/special/ashrain/

Bandmitglieder:

Gesang – Iuri Sanson
Gitarre – Nozomu Wakai
Bass – Peter Baltes
Drums – Andy C

Tracklist:

1. Are You Ready For Rock?
2. Requiem For Screamer
3. Put On The Trigger
4. I Still Burn
5. Break Through The Fire
6. Symphony Of Despair
7. Believe
8. No Surrenders
9. The End Of Sorrow
10: We Fight To Win

Ich gebe es ja zu, ich habe mich vom Cover etwas leiten lassen. Das mag ich nämlich, und irgendwie sorgte das zusammen mit dem Bandnamen und dem Logo dafür, dass ich an „US Power Metal mit Thrash-Einflüssen“ denken musste. Also, immer her damit und ab dafür.
Das Bandfoto hat mich dann etwas stutzen lassen … ne, dat sind keine Thrasher bzw. „harten Metaller“. Also … hm, nennt mich einfach gestrickt oder klischeegetrieben … aber die Bilder sehen dann doch eher nach Hardrock oder so aus. Vielleicht deutet auch schon der Titel des Openers dezent darauf hin, dass hier weniger geschädelt wird als vermutet.

Und jawoll, so ist es dann auch. Are You Ready For Rock ist sehr melodischer, äh, Melodic Metal mit Hardrock-Schlagseite. Ich musste sofort ein bisschen an Firewind denken.
Ashrain legen aber etwas glatter und poppiger los. Zweifelsohne perfekt eingespielt und sauber und druckvoll produziert. Wem Nestor zu glatt und Angel Dust zu hart sind, der sollte hier mal ein Ohr riskieren.

Titel zwei. Ich hoffe, die Schweden nehmen das Requiem For Screamer nicht persönlich. Ach ja, guck an, wieder ein Barock-Intro. Schön …nicht! Ich hasse dieses Gefiedel, warum wird das denn aktuell so oft eingebaut?
Danach wird es aber rockiger und etwas Midtempo-lastiger. Grooviger und dadurch ein bisschen kantiger. Zumindest bis die seichte Bridge in den hart cheesigen Achtziger-Jahre Refrain überleitet. Ich habe etwas überlegen müssen, aber ja, dann hatte ich es: Das klingt ein bisschen nach gedrosselten Helloween zu Keeper-Zeiten. Etwas Kinderlied-Trallala hier und dezente Keyboards im Hintergrund da.

Put On The Trigger gibt es auch als Video:

Der Song setzt das bisherige Konzept fort; hier sieht man auch die einzelnen Musiker.
Peter Baltes könnte dem einen oder der anderen noch als Ex-Basser von Accept ein Begriff sein, hier ist er nun also mit seinem neuen Baby.
Mit dem Teutonenmetal seiner ehemaligen Band hat Ashrain nicht wirklich viel am Hut, das sollte spätestens nach dem Video deutlich geworden sein.

I Still Burn drückt dann anfänglich zum ersten Mal etwas aufs Doublebass-Pedal, fährt dann aber zu einem gefälligen Rocker runter. Könnte auch so wieder von poppigen Helloween stammen.
Iuri Sanson möchte ich an dieser Stelle erwähnen. Der gute Mann singt richtig gut und muss sich absolut nicht vor irgendwelchen Kiskes oder Kotipeltos verstecken.

So, weiter im Takt. Break Through The Fire hat nämlich was von Stratovarius und rast links auf der Überholspur an den bisherigen Songs des Albums vorbei.
Power Metal? Das sagt zumindest die Bandinfo. Naja, ich habe bisher die hanseatischen Kürbisse und ein paar Finnen erwähnt; so ein bisschen geht es dann vielleicht schon in die Richtung.
Zumindest in die melodische EU-Version und mit viel Hang zum Pop.

Oh, toll, Orgeln. Klingt wie im Kölner Dom, kurz bevor das Esspapier unters Volk gebracht wird. Zum Glück geht es nur ein paar Sekunden so, dann startet Symphony Of Despair im mittleren Tempo durch. Ganz nett, aber im Grunde haben wir beim mittlerweile sechsten Song das Problem, dass es zwar irgendwie gefällt, allerdings nicht im Ohr hängen bleibt.
Hooks gibt es, allerdings keine zwingenden.
Auch Believe oder No Surrenders tappen in die gleiche Falle. Es fehlen Ecken, Kanten und „Oha“-Momente. Es ist alles irgendwie ZU nett und zu weichgespült.
We Fight To Win am Ende des Albums greift dann noch mal GANZ tief in die Europe meets „alles was wie Startovarius und Narnia klingt“-Kiste.
Puh, ist das seicht. Und damit ist auch meine persönliche Grenze erreicht bzw. überschritten.

Ashrain – Requiem Reloaded
Fazit
Halten wir fest: Das Plattencover ist cool, die Herren beherrschen ihre Instrumente bzw. Stimmbänder und an der Produktion wurde nicht gespart.
Wer auf die poppigen (ok, also alles, was nach der Walls Of Jericho kam) Helloween steht, skandinavischem Melodic Metal nicht abgeneigt ist und auch Hardrock mag, kann hier mal reinhören.
Mir persönlich ist das über weite Strecken zu seicht, zu austauschbar und zu sauber. Viel Hochglanz, wenig Dreck. Also eigentlich noch nicht mal Staub.

Anspieltipps: Are You Ready For Rock? und I Still Burn
Andreas B.
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