Walpurgisnacht am 29. und 30.04.2023 im ORWO Haus in Berlin

Schwarze Messe zur Nacht der Hexen

Event: Walpurgisnacht 2023

Bands: Misthyrming, Mork, Asagraum, Endstille, Nadra, Psychonaut4, Balmog, Nocte Obducta, Firtan, Rimruna, Aera, Silent Leges Inter Arma, Scitalis, Lichtblick, Nemesis Sopor, Tru’nembra

Ort: ORWO Haus Berlin, Frank-Zappa-Straße 19, 12681 Berlin

Datum: 29.-30.04.2023

Genre: Extreme Metal, Black Metal, Death Metal

Link: https://demortemetdiabolum.de/de/

Zweimal ist Tradition! So ein rheinisches Sprichwort. Auf dem besten Weg zur Tradition ist nun auch die Berliner Walpurgisnacht. Zum zweiten Mal findet hier neben dem Mutterfestival De Mortem Et Diabolum ein weiteres schwarzmetallisches Festival im ORWO Haus Berlin statt.

Entspannt nutzt das Festival dieses Jahr das lange Wochenende und startet den ersten von zwei Tagen am Samstag. Pünktlich um 14:30 Uhr eröffnen Nemesis Sopor die düstere Messe im Berliner Osten. Etwas früh für die meisten Besucher, denn die Anwesenden sind überschaubar. Das hält die Sachsen aber nicht davon ab, in die Bretter zu hauen und den Start gebührend zu zelebrieren.

Nächster im Line-Up sind Scitalis, die noch recht frisch im Black Metal Universum sind. Erst letztes Jahr veröffentlichten sie ihr erstes Album Vendetta und nun haben sie sich aus Schweden auf den Weg in die deutsche Hauptstadt gemacht. Die halbstündige Show macht Spaß. An typischen Black Metal Elementen wird nicht gespart und so verhüllen sich die Musiker und stellen kunstvolles Corpsepaint zur Schau. Musikalisch können die Skandinavier auch bei vielen Anwesenden Interesse wecken. Die Veranstalter haben mal wieder ihr Talent bei der Bandauswahl bewiesen.

Weiter geht es mit Äera, die mit viel Atmosphäre aufwarten. Seit 2019 musizieren die Nordrhein-Westfalen zusammen und lassen es eher ruhig und wie bereits erwähnt atmosphärisch angehen. Songs aus zwei Alben stehen auf dem heutigen Plan und können das Publikum für 30 Minuten unterhalten.
Rimruna ziehen dagegen etwas brutalere Saiten auf und das, obwohl die Band nur aus zwei Protagonisten besteht. Rimruna kommen aus Berlin und haben dadurch eine kleine Fanbase im Gepäck. Völlig zu Recht, denn soundtechnisch hauen die Zwei mächtig rein und überrollen die Besucher mit einer ordentlichen Walze.

Es wird langsam voll im ORWO Haus, da im Erdgeschoss eines alten Plattenbaus liegt. Das Line-Up kündigt als nächstes Balmog an und hier kommen wir zu unserem ersten Festival-Highlight. Die Spanier spielen nicht nur meisterhaft, sondern überzeugen auch mit mitreißender Bühnenpräsenz. Die Spielfreude ist deutlich zu erkennen. Ein toller Act, um den ersten Abend der Walpurgisnacht einzuläuten.

Nadra

Auch Island hat dieses Jahr einen Beitrag zum metallischen Hexentanz beigesteuert. Die Rede ist von Nadra, einer fünfköpfigen Black Metal Combo, die vom ersten Ton an voll dabei ist. Hier bleibt keine Zeit für eine Pause. Die Keule trifft das Publikum mit voller Wucht und lässt viele sprachlos zurück. Auch Nadra kann man durchaus als ein Highlight sehen.

Und plötzlich stehen nach der bekannten Umbaupause auch schon die vorletzten Künstler auf der ORWO Haus Bühne. Endstille tun das, für das sie bekannt sind. Sie fallen erbarmungslos über die Bühne her und lassen keinen Stein auf dem anderen. Mit einem brutalen Blumenstrauß ihres bisherigen Schaffens begeistern sie ihr Berliner Publikum und lassen dabei Gassenhauer wie Frühlingserwachen nicht aus. Die Festivalbesucher danken es ihnen und antworten mit lautem Jubel und Gegröle. Ein gelungener Auftritt.

Endstille

Kurz vor Mitternacht ist es dann auch schon so weit. Mein persönliches Highlight steht in den Startlöchern. Das erste Mal habe ich Mork live gesehen, bei ihrer Deutschlandpremiere zum Dark Easter Metal Meeting 2022 und heute feiern wir ebenfalls die Livepremiere in Berlin. Besser kann der erste Festivaltag nicht enden. Die Norweger spielen eine bunte Mischung aus allen bisher veröffentlichten Alben. Einziger Wermutstropfen: Typisch Black Metal spielen Mork in nahezu völliger Dunkelheit. Ein wenig Frontlicht wäre schöner gewesen. Dann hätte man wohl auch das durchaus kunstvolle Corpsepaint besser erkannt.

Der Sonntag kommt schneller, als manchen lieb ist und die Nacht war kurz. Dennoch machen wir uns wieder auf dem Weg nach Berlin-Marzahn. Immerhin scheint die Sonne und die Laune ist bestens. Der Platz und die Wiese vor der Location laden dabei ein, zwischen den Pausen ein paar Sonnenstrahlen zu genießen, auch wenn das natürlich alles andere als true ist.

Tru’nembra eröffnen den zweiten Tag ebenfalls pünktlich um 14:30 Uhr. Etwas doomigere Töne schallen durch die Halle und die Berliner Band liefert gekonnt ab.
Lichtblick aus Österreich knüpfen an diese Schwere an und sorgen musikalisch für düstere Atmosphäre im ORWO Haus. Authentisch und wunderschön beklemmend prasselt die Stimmung auf das Publikum ein. Ein ungeahnt guter Auftritt für die ersten Slots.

Silent Leges Inter Arma, übersetzt heißt das soviel wie „Unter den Waffen schweigen die Gesetze“, kommen aus Rostock und haben sich wie viele der anderen Bands der Walpurgisnacht dem Black Metal verschrieben. Auf der Trackliste stehen Songs aus dem bisherigen Schaffen der ostdeutschen Schwarzmetaller. Darunter natürlich auch Titel aus dem aktuellen Album Ad Plures Ire, das 2021 veröffentlicht wurde.

Firtan

Mit der nächsten Band füllt sich die Konzerthalle zunehmend und daran tragen Firtan sicherlich ihren Teil bei. Die aus Lörrach in Baden-Württemberg stammende Post Black Metal Band kann das Publikum von Anfang an fesseln und überrascht mit dem Einsatz einer Geigenspielerin erfrischende Klänge. Zusehen und vor allem Zuhören macht unheimlichen Spaß. Den Auftritt kosten wir bis zur letzten Sekunde aus.

Als Nächste sind Nocte Obducta an der Reihe und rütteln das Publikum ordentlich wach. Brutal und erbarmungslos lassen sie ihren Sound auf die Berliner los und lassen von der vorher überwiegenden Melancholie wenig übrig. Die 30 Minuten vergehen wie im Flug und der nächste Programmpunkt steht schon in den Startlöchern.

Psychonaut4

Psychonaut4 wurden schon im Vorhinein als ein besonderes Highlight angekündigt. Die Band hat zur Walpurgisnacht eine deutschlandweit exklusive Show für 2023 angekündigt. Umso gespannter sind wir natürlich auf die georgischen 4. Seit 2010 treiben die Black Metaller ihr Unwesen und stehen nun auf der Bühne. Am Auftritt kann man auch absolut nicht meckern, ganz überzeugen können sie uns aber nicht. Vielleicht waren die Erwartungen etwas zu hoch. Sänger Graf gibt zwar alles, gibt sich dabei aber weniger sinnlich zerbrechlich als rockig cool. Das zeigt natürlich auch Abwechslung, für mich persönlich war aber gerade diese Zerbrechlichkeit immer das Besondere. Dennoch liefern Psychonaut4 ab und lassen das Publikum zufrieden zurück.

Asagraum

Vorletzter Act des letzten Walpurgisnacht-Abends ist bei dem bisher männerdominierenden Line-Up ein erfrischendes Highlight. Mit Asagraum haben wir eine rein weibliche Black Metal Band vor uns, die den Herren der Schöpfung mit ihrem Auftritt mal so richtig zeigt, wo der Hase lang läuft. Frontfrau Obscura und ihre Kolleginnen haben sich kunstvoll am Corpepaint ausgelassen und hauen dem Publikum dermaßen eines vor den Latz, dass kein düsteres Herz unberührt bleibt. Frauenpower von ihrer besten Seite und neben Mork mein persönliches Festivalhighlight.

Das letzte Mal wird im ORWO Haus auf der Bühne umgebaut und Kisten hin und hergeschoben. Der Headliner des Sonntags steht kurz vor zwölf Uhr auf der Bühne. Im wahrsten Sinne des Wortes blutüberströmt fallen Mispyrming über uns her. Beim Fotografieren kommt uns Sänger D.G. irgendwie bekannt vor und nach kurzem Überlegen erkennen wir ihn auch als Gitarristen der gestern aufgetretenen Nadra wieder. Aus jeden der bekannten Alben werden ein paar Lieder gespielt. Höhepunkt ist aber das aus dem ersten Album stammende Söngur Heiftar, das die Konzerthalle zum Überkochen bringt. Was für ein gelungener Abschluss der diesjährigen Walpurgisnacht.

Wir hoffen, dass das rheinische Sprichwort wahr wird und wir auch die nächsten Jahre wieder das familiäre und liebevoll organisierte Festival besuchen dürfen. Vorher freuen wir uns natürlich auch auf das etablierte De Mortem Et Diabolum, dass am 8. und 9. Dezember stattfindet.