Atreyu – Baptize

Lassen unnötig viel Hitpotenzial liegen

Artist: Atreyu

Herkunft: Orange County, USA

Album: Baptize

Spiellänge: 41:16 Minuten

Genre: Metalcore, Modern Metal, Post-Hardcore, Alternative Metal

Release: 04.06.2021

Label: Spinefarm Records

Link: https://www.facebook.com/Atreyu

Bandmitglieder:

Gesang – Brandon Saller
Gitarre – Travis Miguel
Gitarre – Dan Jacobs
Bassgitarre – Porter McKnight
Schlagzeug – Kyle Rosa

Tracklist:

  1. Strange Powers Of Prophecy
  2. Baptize
  3. Save Us
  4. Underrated
  5. Broken Again
  6. Weed
  7. Dead Weight
  8. Catastrophe
  9. Fucked Up
  10. Sabotage Me
  11. Untouchable feat. Jacoby Shaddix (Papa Roach)
  12. No Matter What
  13. Oblivion feat. Matt Heafy (Trivium)
  14. Stay
  15. Warrior feat. Travis Barker

1998 gegründet, dreizehn Jahre später aufgelöst und seit sieben Jahren wieder voll am Start. Das kann man in einem Satz zur wilden Laufbahn von Atreyu sagen, die in diesem Monat ihr neues Studioalbum Baptize aus den Staaten zu uns nach Europa schicken. Mit ihrem Gewand aus Metalcore, Modern Metal, Post-Hardcore und Alternative Metal konnten sie bislang vor allem in ihrer Heimat und UK punkten. Die ganz dicken Tage hatten sie vor 2010 – danach ebbte das Interesse deutlich ab und die Jungs müssen ihrer Kunst neues Leben einhauchen, um noch einmal ganz oben angreifen zu können. Ganze 15 Songs umfasst das neunte Werk, welches aus der Klangschmiede des finnischen Labels Spinefarm Records stammt.

Kommen wir auf Baptize zurück, das Artwork haut jetzt wirklichen keinen vom Hocker und Atreyu hätten sich da ruhig mehr inspirieren lassen können. Wie dem auch sei, biegen wir einmal in die Stücke ab, davon haben wir einige vor der Brust. Nach dem kurzen Intro Strange Powers Of Prophecy darf und muss der Titelsong Baptize zeigen, was er kann. Griffige Beats werden modern untermalt; in diesem Soundfeuerwerk liefert Brandon Saller eine abwechslungsreiche Performance, die man jedoch mögen kann. Seine Gesangsfarben suchen nicht nur den Schulterschluss, sondern ecken an und lassen kaum eine Gesangsfarbe aus, die man mit den bereits genannten Genres in Verbindung bringt. Harmonie und Wahnsinn verkörpert Save Us – ihr werdet euch fragen, ob dort auch ein Genie verkörpert ist. Genial wurde eher der Nachfolger Underrated umgesetzt und legt nach den ersten überzeugenden Minuten nach. Bislang klingt alles sehr positiv, doch es gibt auch Schattenseiten des Langeisens und damit ist nicht nur das Cover gemeint. Dick aufgetragen, gibt es auch viele zu lockere Passagen, die den Hörer nicht an die Wand drücken können. Alternativ – gut und schön –  der Metalcore bzw. Post-Hardcore steht eigentlich im Vordergrund bzw. sollte das sein. Kommen sie mit dem Kopf nicht durch die Wand, muss es eben ein melodischer moderner Alternative Sound richten. Kurz vor Trallala-Niveau schwingen die fünf US-Boys im Takt ihre Hüften. Was wiederum gefällt, sind die beiden Gitarren, die für ein sattes Klangbild sorgen. Nicht nur Travis Miguel und Dan Jacobs machen einen guten Job, diesen kann man auch den drei weiteren Künstlern attestieren. Statt zum Landeanflug anzusetzen, ziehen sie, wenn es unbequem wird, lieber noch eine Warteschleife. Bissiger agiert im Durchschnitt der Start von Weed um in radiotaugliche Gefilde hinabzutauchen. Ohne Growls und Shouts würde man die Kalifornier auch in ganz andere Genres stecken können. Das ändern auch die phasenweise härteren Anschläge nicht.

Wo ist der Weg? Wo ist das Ziel? Auf diese Frage finden Atreyu nur schwer eine Antwort. Immer wenn man der Konkurrenz vorlegen könnte, verfällt man in alte Muster und bleibt lieber im sicheren Fahrwasser. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Kann man mit Baptize nicht in eine Gleichung setzen. Grundsätzlich versucht das Quartett was zu wagen, bekommt nur schnell kalte Füße, um das Konzept bis zum Ende durchzubringen. Dead Weight ist da als negativstes Beispiel zu nennen. Positiv kann man im Gegenzug den direkten Titel im Anschluss mit den Namen Catastrophe nennen.

Blicken wir noch weiter an das Ende der Trackliste. Hier warten unter anderem drei Kompositionen mit fremder Unterstützung. Untouchable feat. Jacoby Shaddix (Papa Roach) macht Spaß und das Songwriting macht einen deutlich erwachseneren Eindruck als bei den anderen bereits gehörten Nummern. Bei Oblivion setzt Matt Heafy von Trivium nicht unerhebliche Akzente. Beim Rauswerfer Warrior lässt Travis Barker, der als Mitglied der Punk-Band Blink-182 bekannte Schlagzeuger nichts anbrennen. Die Schützenhilfe einer anderen Liga lässt viele Fragen aufkommen. Warum reicht es im Grundkorsett für nur gute Songs und mit den Gästen kann man Höhepunkte setzen? Die Frage werden wir heute nicht mehr klären können und springen ins abschließende Fazit.

Atreyu – Baptize
Fazit
Klassenunterschiede innerhalb der Platte machen eine Gesamtbewertung nicht einfach. Das letzte Drittel serviert Hits, die durch die Gastbeiträge gestützt werden. Der Rest ist gut und hätte ähnlich drahtig wie die ersten Nummern gestaltet werden dürfen. Als Qualitätsabriss den Mittelteil zu zerreißen wäre ebenfalls frech, nur können dort die Titel nicht zünden und lassen den tanzwütigen wie vielseitigen Metalcore Fanatiker im warmen Sommerregen stehen. Reinhören sollten alle Fans und Genre-Interessierten und schließlich muss man nicht jeden Tag das Album durchhören, sondern kann einzelne Songs in die Favoritenliste schmeißen. 

Anspieltipps: Underrated und Oblivion feat. Matt Heafy (Trivium)
René W.
7.8
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7.8
7.8
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