Avatar – Avatar Country

“Wenn der Genre Bastard auf der Überholspur vorbeirast!“

Artist: Avatar

Herkunft: Göteborg, Schweden

Album: Avatar Country

Spiellänge: 43:23 Minuten

Genre: Rock, Heavy Metal, Melodic Death Metal

Release: 12.01.2018

Label: Century Media Records

Link: https://www.facebook.com/pg/avatarmetal/about/?ref=page_internal

Bandmitglieder:

Gesang – Johannes Michael
Gesang – Gustaf Eckerström
Gitarre – Kungen
Gitarre – Tim Öhrström
Bassgitarre – Henrik Sandelin
Schlagzeug – John Alfredsson

Tracklist:

  1. Glory To Our King
  2. Legend Of The King
  3. The King Welcomes You To Avatar Country
  4. King’s Harvest
  5. The King Wants You
  6. The King Speaks
  7. A Statue Of The King
  8. King After King
  9. Silent Songs Of The King Pt 1 Winter Comes When The King Dreams Of Snow
  10. Silent Songs Of The King Pt 2 The King’s Palace

Das siebte Studioalbum der Schweden Avatar steht früh in diesem noch frischen Kalenderjahr in den Startlöchern. Über Century Media feuern die sechs Männer aus Göteborg auf dem neuen Silberling Avatar Country zehn neue königliche Hymnen aus den mittelalterlichen Kanonen. Dabei bleiben die Künstler wahnsinnig authentisch und schaffen einen breiten Graben um ihre Burg, der aus Rock, Heavy Metal und Melodic Death Metal Elementen besteht. Wer Avatar bereits gekostet hat, wird wissen, wie delikat sie zum Rittermahl einladen. Technisch alles andere als ein Hofnarr, zeigen sie beeindruckend auf, wie man bereits genannte Genres liebevoll verstricken kann und wie ein stimmiges Konzeptalbum auszusehen hat.

Mit dem Intro Glory To Our King richten die Protagonisten stilgetreu Avatar Country an. Weiter dem Adel verfangen, dringen die Klänge von Legend Of The King in die milde Winternacht. Melodienverhangen wird der Vorhang nur langsam zurückgezogen, um das Theaterstück weiter zu führen. Die längste Nummer driftet einmal quer durch die Handschrift von Johannes Michael und Gustaf Eckerström, die für die Vocals zuständig, den Ton maßgeblich bestimmen. Liebvolle Old School Heavy Metal Gesänge werden von modernen Melodic Death Metal Growls unterwandert, ohne dabei befremdlich zu wirken. Die Harmonie innerhalb von Avatar steigt spürbar, von jedem Album zum nächsten, noch eine Stufe weiter an. Hat man den langen Ritt überstanden, geht´s in Rock ’n‘ Roll Gefilde. Avatar meets Western könnte man den Titel schnell auf den Punkt bringen. Eine sehr nette Einlage, die nicht nur als Filler arrangiert wurde, sondern mal eine coole Stafette aufblitzen lässt. Nach Charterfolgen in der Vergangenheit in ihrer Heimat und den USA muss mit Avatar Country dieses auch bei uns in der Republik gelingen! Nach der Verschnaufpause werden die Lanzen aufs Neue geschärft – deutlich härter als in den ersten Minuten zeigt der König die schwarze Seele seines morbiden Gedankengutes. Feiner Schweden Todesblei, umgarnt feine Heavy Ansätze – eine kraftvolle Nummer, die steil vorwärtsgeht. Mein Favorit The King Wants You gibt den direkten Nachschlag. Den Skandinaviern kann man fast alles nachsagen, aber nicht dass sie 08/15 Ware von der Stange servieren. Die Kreativität trotz des permanenten königlichen Einflusses führt Kungen und Tim Öhrström in keine Einbahnstraße, sondern auf die äußerste Überholspur. Immer wieder blitzen die Gitarren aus dem Klangbild heraus. Intelligent werden Soli platziert, ohne nur ansatzweise zu übertreiben. Die Refrains gehen unter die Haut und bleiben unweigerlich im Kopf. Im Mittelpart spricht der Lord zum Volk und macht den Weg für den letzten Akt frei. A Statue Of The King läutet diesen Thrashig ein und hat zudem einen guten Schlag ihrer Landsleute Ghost im Gepäck. Einen graden Weg gibt es einfach nicht und das macht Avatar spannend bis zum letzten Glockenschlag. King After King fungiert als Bindeglied zum zweiteiligen Silent Songs Of The King, das einem die Mundwinkel weit nach oben zieht. Hut ab für dieses starke Album gleich zu Beginn des neuen Kalenderjahres.

Fazit: Da bleibt einem doch fast die Spucke weg. Düster, nostalgisch, wahnsinnig, witzig und im Ganzen rund, setzen Avatar ein Ausrufezeichen in Richtung Abwechslungsreichtum und modernem Konzept-Songwriting. Ein mittelalterliches Korsett ist eben nichts für einen erhabenen König, der mit harter Hand und viel Freude regiert und neben Vernunft nur zu gerne eine verrückte Maske aufsetzt, wenn gerade keiner hinsieht. Selbst nach vielen Durchläufen mag man Avatar Country gar nicht aus den Händen legen.

Anspieltipps: Legende Of The King, The King Wants You und King After King
Rene W.
9.5
Leser Bewertung2 Bewertungen
8.9
9.5