Biru Baby – Ancient Call

„Die Antwoord auf samisch zu Prodigy heißt Biru Baby“

Artist: Biru Baby

Herkunft: Sápmi / Norwegen

Album: Ancient Call

Genre: Crossover, Electronic, Rock, Pop

Spiellänge: 29 Minuten

Release: 6. April 2018

Label: Frisk F Music (Broken Silence)

Link: https://birubaby.merch.no/

Bandmitglieder:

IKI, HÁNNÁ

erweiterter Kreis der Bandmitglieder:

KT, HELL-G

Tracklist:

1. The Gates Of Sápmi (feat. Mikkel Gaup)
2. Bitch Wolf
3. Baby, I Was Made To Fight
4. Inferno Awaits
5. Reality Cannot Be Broken
6. Insomnia
7. Emo Gonna Overload (feat. Hell-G)
8. Darkness Of Sunshine

Noch einmal in der großen Wühlkiste der Veröffentlichungen aus dem Jahr 2018 ein wenig nachgeschaut und schon treffe ich wieder auf etwas Neues und Unerwartetes. Kurz reingehört und ich denke, da muss ich mich mal etwas intensiver mit beschäftigen, weil es einfach etwas anderes ist, wie die große Masse an Bemusterungen, die wir sonst erhalten.

Bei der heutigen Rezension handelt es sich um den ersten Longplayer von Biru Baby, der mit neunundzwanzig Minuten zwar etwas kurz geraten ist, es aber trotzdem in sich hat. Ancient Call, so heißt das Album von Biru Baby. Es ist als CD Digipack und als Vinyl erschienen.

Wer, verdammt noch mal, sind Biru Baby? Wie es vielen hier so gehen wird, ist es auch mir vorher so gegangen. Biru Baby sagten mir bis zu dieser Rezension überhaupt nichts. Das mag auch nicht verwundern, da Biru Baby nicht dem Metal im eigentlichen Sinne zuzuordnen sind. Das, was sie auf dem Longplayer machen, ist eher eine Art von Crossover Electronic Rock Pop und ja irgendwann und irgendwo sind auch ein paar metalische Anklänge zu hören. Irgendwie etwas ganz Eigenes. Ich würde als Bandanleihen hier mal Die Antwoord, Prodigy und für die metalischen Elemente Korn nennen. Hier und da kommt es dann auch mal poppig daher.

Das mag sich nun zum Teil ja schrecklich anhören, wenn man das so liest, was ich hier schreibe. Das ist es nun gar nicht. Der Band ist es gelungen Musik zu produzieren, die jenseits eines Mainstreams ist, denn zu vielfältig sind die Einflüsse verschiedener Genres.

Kommen wir nun mal zur Band. Zu Biru Baby gibt es nicht allzu viele Informationen. Bekannt ist, dass es sich um eine samische (fast) Frauenband aus dem Norden Norwegens handelt. Die Samen sind eine Volksgruppe, die man früher in unseren Kulturkreisen auch Lappen nannte.

Der Überlieferung nach trieb IKI ihre Rentiere durch die Finmark und stieß dabei auf HÁNNÁ’s Lavvu. Lavvu, so nennt man das traditionelle Tippi der Samen. Dort kam sie für die Nacht unter. Seither sind sie Freunde, später trafen sie auf KT, die mit ihrem Bass die Band vollendete. Auf Liveauftritten werden sie von HELL-G begleitet.

Wie bereits weiter oben geschrieben, lassen sich die jungen Damen in kein Genre stecken. Das Album ist recht exzentrisch, ausdrucksstark und auch surreal bis bizarr ausgefallen.

Der Opener The Gates Of Sápmi ist praktisch das Intro der Scheibe und entführt uns eindrucksvoll mit einem schamanischen Ruf langsam nach Sápmi, dem Land der Samen. Der Song ist fast in einem Ritus vorgetragen und sehr betörend, wobei er ausschließlich auf einer mystischen Ebene bleibt. Durch ein Digderidoo und die Elektronik wird eine dunkle, mysteriöse Atmosphäre generiert.

Elektronischer Rhythmus und weiter geht es mit Bitch Wolf. Zunächst beginnend sehr Prodigy like, bevor es recht poppig wird und die Mädels etwas an Popsternchen wie Britney Spears erinnern. Prodigy Sound wechselt sich mit diesen poppigen Soundsequenzen ab.

Baby, I Was Made To Fight ist die Antwoord, äh Antwort des nächsten Songs. Damit dürfte doch bereits alles gesagt sein, oder nicht!? Ein recht treibender Song, der dabei zudem noch verspielt bleibt.

Im am the God of Love and Hate. Ja Love and Hate vertragen sich nicht unbedingt. Also kann uns dabei ein echtes Inferno erwarten. Und wirklich erwartet uns in Inferno Awaits ein Battle verschiedener Stilelemente, inkl. Stimmverzerrer. Melodisch und trotzdem manchmal wild, halt wie das Spiel zwischen Liebe und Hass.

Hip Hop und Rap – Reality Cannot Be Broken. Prodigy Samples treiben das Ding unbedingt nach vorne. Dieser Song könnte sich auch auf einer Prodigy Platte befinden – ein ziemlich imposantes Stück ist Reality Cannot Be Broken geworden.

All The Boys give me Insomnia. Also wenn die Jungs den Mädels so den Kopf verdrehen wie bei Insomnia, dann ist klar, dass sie schlaflos bleiben. Wie in Trance sind die Voices teilweise. Just wanna sleep now. Ganz langsam wie ein Schlaflied endet Insomnia.

Gegen Ende von Insomnia sind die Mädels dann wohl doch in ihren wohlverdienten Schlaf gefallen. Jetzt heißt es mit Emo Gonna Overload wieder aufwachen und die morgendlichen Sonnenstrahlen in sich einzusaugen, was ihnen im Song Emo Gonna Overload recht gut gelingt, ohne dass sie das zu überstürzt tun.

Die Sonnenstrahlen sind beim letzten Song Darkness Of Sunshine wieder da. Diese sind aber dunkel und wieder recht groovig. Es wird recht viel mit Voiceverzerrern gearbeitet.

Biru Baby sind übrigens Anfang März 2019 zusammen mit den Japanern Man With A Mission auf einer kleinen, feinen Deutschlandtour. Time For Metal wird für euch in Frankfurt dabei sein. Wir sind sehr auf die Liveumsetzung gespannt.

Hier die Tourdaten:

03.03. Das Bett, Frankfurt
04.03. Backstage, München
07.03. Helios 37, Köln
10.03. Hafenklang, Hamburg
11.03. Lido, Berlin

Fazit: Biru Baby kredenzen uns auf ihrem Album Ancient Call einen frischen Musikmix, der nicht unbedingt im Metal anzusiedeln ist, auch wenn die Kornkammer gelegentlich durch aggressive Rock- und Metal-Riffs geöffnet wird. Electronicparts und Hip Hop Elemente zwischen Prodigy und Die Antwoord beherrschen das musikalische Geschehen. Herausgekommen ist dabei ein leicht avantgardistisches Teil mit einem eigenen Anteil an poppigen Elementen. Beim mehrmaligen Hören erschließt sich einem das Album immer mehr. Festzuhalten bleibt: Die Antwoord auf samisch zu Prodigy heißt Biru Baby. Und die sind nicht zu verachten!

Anspieltipps: Bitch Wolf, Inferno Awaits, Reality Cannot Be Broken
Juergen S.
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