Artist: Bleed From Within
Herkunft: Glasgow, Schottland
Album: Shrine
Spiellänge: 47:45 Minuten
Genre: Metalcore, Deathcore, Melodic Death Metal
Release: 03.06.2022
Label: Nuclear Blast Records
Link: https://www.facebook.com/bleedfromwithinband/
Bandmitglieder:
Gesang – Scott Kennedy
Gitarre – Steven Jones
Gitarre – Craig „Goonzi“ Gowans
Bassgitarre – David Provan
Schlagzeug – Ali Richardson
Tracklist:
01. I Am Damnation
02. Sovereign [feat. Vogg]
03. Levitate
04. Flesh And Stone
05. Invisible Enemy
06. Skye
07. Stand Down
08. Death Defined
09. Shapeshifter
10. Temple Of Lunacy
11. Killing Time
12. Paradise
Das Warten hat ein Ende, in wenigen Tagen ist es so weit. Die Glasgower Metalcore-Formation Bleed From Within veröffentlicht am 3. Juni ihr siebtes Studioalbum Shrine über ihr neues Label Nuclear Blast. Die fünf Schotten haben in der allgemeinen Covid-Starre ihre Hände nicht in den Schoß gelegt, sondern sehr hart an neuem Material gearbeitet. Der Schreibprozess des 12 Tracks umfassenden Longplayers hat nach Angaben der Band so viel Arbeitsaufwand wie noch nie in Anspruch genommen. Das Ergebnis kann sich mehr als hören lassen! Wie schon bei dem Album Fracture (2020), für das ich bereits ein Review (hier) schreiben durfte, ist auch Shrine in Eigenarbeit entstanden. Der erste Meilenstein von Bleed From Within aus dem Jahr 2020 hatte mir derart gut gefallen, dass ich mir die neue Scheibe natürlich ebenfalls nicht entgehen lasse. Die Aufnahmen der Songs fanden in den Real World Studios und im HQ von Bleed From Within statt. Mit an Bord war wieder einmal Adam „Nolly“ Getgood, der gemeinsam mit Sebastian Sendon das Mastering übernahm. David Provan entwarf für Shrine das Coverartwork und Simon Atkinson gestaltete das Layout dazu.
Bleed From Withins musikalische Ausrichtung vereinte bereits 2020 Thrash-, Death- sowie Groove Metal Elemente. Der Sound war schon damals aggressiv und schwer, aber auch hymnisch und melodisch. Scott Kennedy experimentierte verstärkt mit seinem Gesang (mehr Dynamik, mehr Melodien in den Vocals). Die Glasgower sind nicht stehen geblieben, sie haben erneut eine Weiterentwicklung ihrer stilistischen Ausrichtung durchlaufen. Hinzugekommen sind Symphonic-Elemente sowie cineastische Dramatik mit Streicher- und Klaviereinlagen. Thematisch dreht es sich in den Songs von Shrine um die Zerstörung unseres Planeten, von Zweifeln und Konflikten, aber auch um ungezügelte Gier und Korruption. Keine Zweifel bestehen jedoch daran, dass sich Bleed From Within durch nichts aufhalten lassen.
Der Opener I Am Damnation beginnt leicht orientalisch angehaucht, liefert dazu fette Breakdowns und wuchtige Riffingpower. Dieser Song startet gleich volles Brett durch und entpuppt sich als erster Nackenbrecher. Anspieltipp Nummer eins steht sofort fest! Ohne Vorwarnung startet der Nachfolger Sovereign unerwartet mit einem knackigen Glissando, dass einem fast die Brille sprengt. Wer bis dahin noch nicht richtig wach war, ist es spätestens jetzt. Es folgt reichlich Blastbeatgeballer und Starkstromsound. Levitate schlägt danach zunächst sehr zarte Töne an und gönnt dem zuvor malträtierte Gehör eine softe Durchspülung, bevor es wieder rau zur Sache geht. Neben harschem Aggrogekeife entsteht dennoch eine hymnische Atmosphäre, bei der man sich zeitweise geistig in einem Stadion wähnt. Flesh And Bones Intro macht einen Kurzausflug in die Black Metal-Stratosphäre, bevor es wieder Blastbeats vom Feinsten gibt und sich Frontmann Scott Kennedy in Metalcore-Manier die Lunge aus dem Leib brüllt. Symphonic- und Sprecherparts sowie reichliche Tempowechsel runden den Sound erstaunlich gut ab. Dieser dramatische als auch aggressiv wirkende Track hat es gewaltig in sich und ist in Sachen Abwechslung kaum von den anderen Tracks zu überbieten. Invisible ist alles andere als unsichtbar, auch diese Nummer hat ordentlich Druck auf dem Kessel und lässt die Riffmaschine ordentlich rattern. Als Nächstes ist das wehmütige Instrumental Skye an der Reihe, welches zu einer 54-sekündigem Auszeit zum Träumen einlädt. Abrupt endet dieser Ausflug, sodass ich beim ersten Hördurchgang dachte, dass mein Player sich verabschiedet hat, dem war aber nicht so. Dieses Instrumental endet wirklich so abgehackt. Das hätte man durchaus eleganter ausklingen lassen können. Stand Down spiegelt das Ausmaß an Wut und Verwirrung wider, die die Band beim Songwriting empfand. Hier wird dem Frust freien Lauf gelassen. Rohes Gebrüll, pure Raserei und Geknüppel beherrschen diese Brachialnummer. Death Defined entpuppt sich danach als weiterer Nackenbrecher. Satte Riffpower sowie reichlich Stakkato-Rhythmik intus, verleitet zu intensivem Mitbangen. Auch Shapeshifter steht dem in nichts nach, allerdings mit gelöster Handbremse, denn das Tempo zieht hier ein gutes Stück an. Es wird reichlich Drumgeballer geboten (Ali Richardson müssen hinterher die Füße gequalmt haben), auch ein melodischer Part findet seinen Platz. Bei Temple Of Lunacy geht es nonstop so weiter. Nach anderthalb Minuten entwickelt sich der Song in Richtung Hymne mit Symphonic-Charakter. Der zeitweise harmonische Sound wird immer wieder mit aggressivem Gebrüll befeuert, was trotz allem nicht stört, sondern einen interessanten Kontrast bildet. Killing Time geht den eingeschlagenen Pfad weiter und legte noch eine ordentliche Schippe obendrauf. Diese druckvolle Nummer knallt volles Brett durch sämtliche Hirnwindungen. Auch hier wird sich so richtig der Frust von der Seele gerotzt. Schlusslicht Paradise gönnt sich als einziger Track ein Klavierintro. Eine düstere und bedrohliche Kulisse baut sich auf – das Paradies brennt jetzt lichterloh. Die Anspannung in dieser dramatischen Szenerie steigert sich mit jeder Sekunde. Der Rausschmeißer mit Bombastfaktor setzt nach gut 45 Spielminuten noch einmal ein fettes Ausrufezeichen.
Nach dem Meilenstein Fracture (2020) ist Bleed From Within mit Shrine ein durchaus ebenbürtiger Nachfolger gelungen!
Formate: Vinyl, CD, Digipak Album