Bohren & Der Club Of Gore am 06.11.2023 im Schlachthof Wiesbaden

Überragender Abend beim bestuhlten Konzert in der Halle

Band : Bohren & Der Club Of Gore

Ort: Schlachthof Wiesbaden, Murnaustraße 1, 65189 Wiesbaden

Datum: 06.11.2023

Kosten: 29,30 € VVK, 30,00 € AK

Genre: Jazz, Ambient Doom Metal

Besucher: ca. 450 Besucher

Veranstalter: Schlachthof Wiesbaden

Link: https://schlachthof-wiesbaden.de/events

Bohren & Der Club Of Gore, Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Heute Abend geht es endlich mal wieder nach Weedbaden, denn Doom ist angesagt. Allerdings nicht der Doom, den der gewöhnliche Metaller so gerne mag, sondern Jazz, Ambient Doom. Dafür stehen in Deutschland ganz besonders Bohren & Der Club Of Gore. Das Trio aus Hagen performt heute in der großen Halle im Schlachthof in Wiesbaden.

Früh genug sind wir da und ich kläre ab, wann und von wo ich fotografieren kann. Von überall und zu jederzeit wird mir dann entgegnet. Sehr großzügig, sage ich noch. Die Halle ist bestuhlt (das hatte ich erwartet) und es dürften so ca. 450 Plätze sein, wobei ich nicht nachgezählt habe. Nur sehr wenige Plätze sind nicht belegt, sodass man von nahezu ausverkauft sprechen kann.

Pünktlich geht das Licht aus und es ist stockdunkel in der Halle. Schlagzeuger Morten Gass bringt seine Kollegen Robin Rodenberg und Christoph Clöser zu ihren Plätzen/Instrumenten. Es ist mucksmäuschenstill, dann beginnt das Trio mit dem ersten Song. In der Songpause gibt es eine Ansprache von Christoph Clöser, der während des gesamten Abends die Rolle eines Conférenciers innehat. Er erklärt uns, dass der Opener ein älterer Titel/Klassiker des Trios war. Nun folge ein Titel des letzten Albums Patchouli Blue, das allerdings auch schon von 2020 ist. Er macht Ausführungen zum Albumtitel, erklärt, dass „Patchouli eine Pflanzengattung in der Familie der Lippenblütengewächse ist und Blue halt Blau heißt … außerdem haben wir den Titel genommen, weil er uns beknackt genug erschien.“ Es folgt der Titeltrack des letzten Albums. Wie gesagt, immer wieder in den Pausen zwischen den Songs unterhält uns Christoph Clöser vorzüglich, und das gekonnt minimalistisch und absolut passend zur minimalistischen Musik des Trios. Ambient und Doom, wunderbar jazzig angereichert durch das meist wehmütige Saxofon von Christoph Clöser, der auch am Vibrafon glänzen kann.

Bohren & Der Club Of Gore, Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Immer wieder werden die Klangwelten des Trios erklärt, das jedoch nicht ohne Augenzwinkern oder Humor. So wird der Titel On Demon Wings als Titel aus den Anfängen der Band angekündigt, quasi Männer am Ende ihrer Kraft. Das Stück Verwirrung Am Strand vom aktuellen Album Patchouli Blue steht ebenfalls auf dem Programm heute Abend. Dieser Song wird als ein Song angekündigt, der der Band besonders am Herzen liegt. Christoph Clöser: „Der Song handelt von einem Kleidungsstück, welches wohl bald verschwunden sein wird – der Bikini.“ Welch eine Ironie und das Publikum muss herzhaft lachen.

Das Licht auf der großen Bühne besteht nur aus winzigen schummrigen Strahlern direkt bei den Musikern, sodass sie ihre Instrumente sehen können. Da ist es sehr schwierig für mich, überhaupt brauchbare Fotos zu machen. Irgendwie bekomme ich dann doch welche hin, da ich ja alle Freiheiten habe, ohne natürlich großartig Band oder Publikum zu stören. Die übergriffige Verwandte wird vor einem Song erwähnt, es ist natürlich Deine Kusine, ebenfalls vom neuen Album. Laut Christoph Clöser müssen sie es sich vorher immer wieder überlegen, ob sie es spielen oder nicht.

Bohren & Der Club Of Gore, Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Es folgt ein weiterer Song vom neuen Album, der wie folgt angekündigt wird: „Das nächste Stück ist auch von der neuen Platte. Es fängt etwas flamencomäßig an, endet aber dann in dem üblichen Trübsinn.“ Auch hier erntet die Band wieder die (erhofften) Lacher. Die Unterhaltung zwischen den Songs lockert diesen Abend der schwermütigen Musik doch sehr auf und stellt für mich eine Art Symbiose dar.

Vom Klassiker-Album Piano Nights ist der Song Komm Zurück Zu Mir. Dieser handelt angeblich von der Frau, die immer mit der Autoantenne verprügelt wurde, aber trotzdem immer wieder zurückgekommen ist. Der darauffolgende Song widmet sich angeblich einer Frau, die sich mit Benzin übergießt, weil sie keinen Bock hat, ins Viertel zu ziehen und ein paar Pänz großzuziehen. Die Band würde immer wieder gefragt, ob sie den Song denn spiele? Christoph Clöser: „Doch den spielen wir: jetzt!“ Wir sind schon weit fortgeschritten im heutigen Programm mit glänzendem Jazz, Ambient Doom. Hier und da beim Publikum immer wieder Aufschrei der Verzückung.

Christopf Clöser hat nun die Möglichkeit, die Band vorzustellen. Morten Gass, der Pennäler am Schlagzeug (so jedenfalls Christoph Clöser) muss mal wieder aufs Klo und dafür wird die Show unterbrochen. Er und Robin Rodenberg am Bass warten natürlich auf ihren Kollegen. Es ist Zeit, um Danke zu sagen, denn nach Christoph Clösers Worten folgt nun das letzte Stück: „Oh, wer uns einmal gehört hat, weiß, dass wir uns von Reaktionen des Publikums nicht beeinflussen lassen … und immer Zugaben spielen. Jetzt gibt es das letzte Stück und dann 3 Zugaben, dann sind wir weg. Wollen aber nicht versäumen zu sagen, dass es uns sehr gefallen hat. Kommen gerne wieder.“ Als letzter Song folgt mit Midnight Black Earth ein „langer Tränentöter“, der direkt bei der Ansage bejubelt wird.

Bohren & Der Club Of Gore, Wiesbaden 2023
Pic by Big Simonski

Nach Midnight Black Earth verneigen sich die drei Musiker im Dunkeln vor dem Publikum und es gibt langanhaltenden Beifall. Dann machen sie weiter, wie angekündigt mit den drei Zugaben. Der erste Song ist Still Am Tresen, zu finden auf dem Album Dolores. Der Rauswerfer ist das umwerfende Konstant Fear vom Black Earth Album. Langanhaltender Applaus für das Trio, welches uns heute einen denkwürdigen Jazz, Ambient Doom Abend serviert hat.

Die Protagonisten erscheinen nach Abschluss noch am Merchstand. Ich hatte die nette Mercherin vorher noch gefragt, ob es möglich sei, die Platten signiert zu bekommen. Dafür werde sie schon sorgen, sie habe den drei Jungs schon mitgeteilt, dass da ein Begehren bei den Fans wäre. Die Jungs sind echt cool drauf, fast so wie ihre Mucke. Gegenüber Robin Rodenberg bemerke ich, dass es für mich echt schwierig gewesen sei, Fotos zu machen, da es ja sehr dunkel gewesen war. Der entgegnet mir: „Meinst du? Das war für unsere Verhältnisse schon ziemlich hell, sonst ist es bei uns noch dunkler.“ Ok, dann habe ich heute Abend ja echt Glück gehabt 😉 Glück hatten allerdings alle, die bei diesem großartigen Kunstabend dabei sein konnten. Dieser Abend mit Bohren & Der Club Of Gore zählt für mich persönlich jedenfalls zu den herausragenden Konzerterlebnissen in diesem Jahr!