Bring Me The Horizon – Post Human: Survival Horror (EP)

Bis zur Grenze aller Genres und noch viel weiter

Artist: Bring Me The Horizon

Herkunft: Sheffield, England

Album: Post Human: Survival Horror (EP)

Spiellänge: 32:10 Minuten

Genre: Alternative Metal, Alternative Rock, Metalcore, Electronic Rock, Electropop

Release: 30.10.2020

Label: RCA Records

Link: https://www.bmthofficial.com/

Bandmitglieder:

Gesang – Oliver Sykes
Gitarre – Lee Malia
Bassgitarre – Matt Kean
Keyboard – Jordan Fish
Schlagzeug – Matt Nicholls

Tracklist:

  1. Dear Diary,
  2. Parasite Eve
  3. Teardrops
  4. Obey (with Yungblud)
  5. Itch For The Cure (When Will We Be Free?)
  6. Kingslayer (feat. Babymetal)
  7. 1×1 (feat. Nova Twins)
  8. Ludens
  9. One Day The Only Butterflies Left Will Be In Your Chest As You March Towards Your Death (feat. Amy Lee)

Ladys und Gentlemen, das musikalische Chamäleon ist zurück, um wieder einmal sämtliche Genregrenzen zu sprengen. Während die fünf Dudes aus UK auf ihrem Debüt Count Your Blessings noch schonungslosen Deathcore durch den Äther ballerten, wurde die Metamorphose zur Electropop-Band auf dem 2019er Album Amo und der darauffolgenden EP Music To Listen To … (Anm. der Redaktion: Titel gekürzt) vorerst vollendet. Doch da Stillstand nicht so das Ding von BMTH ist und Bandleader Oli Sykes, bescheiden wie man ihn kennt, mal wieder die gesamte Rockszene revolutionieren möchte, vollzieht die Band mit Post Human: Survival Horror einen Schritt zurück nach vorn. Um neue Märkte zu erschließen, kooperierte die Band mit international erfolgreichen Künstlern wie Yungblud und Nova Twins (England), Babymetal (Japan) sowie Evanescence Sängerin Amy Lee (USA). Außerdem ist auf der vorliegenden EP der Videospielkomponist Mick Gordon (Australien) vertreten, der u. a. für den Soundtrack des Ego-Shooters Doom Eternal verantwortlich war.

Dieser Output stellt den ersten Teil der Post Human Reihe dar, welche insgesamt vier EPs umfassen soll – alle in einem anderen Soundgewand. Da meine favorisierten Alben der Band schon etwas zurückliegen, bin ich gespannt, was mich in den kommenden gut 30 Minuten erwartet. Der erste Song Dear Diary, (ja, das Komma gehört dazu) läuft. Yes! BMTH können noch richtig ausrasten, da werden Erinnerungen an das 2010er Album There Is A Hell … (Anm. der Redaktion: Titel gekürzt) wach. Mit schön viel Fuzz auf den Instrumenten zeigen die Jungs aus Sheffield, wo der Hammer hängt – fetter Einstieg! Mit einem spannenden Chor als Intro beginnt Parasite Eve düster und elektronisch, der Stil erinnert mich ein bisschen an Billie Eilish. Der Refrain kommt dann in klassischer Manier des Alternative Rock daher und der Text ist klar von der Pandemie beeinflusst. Elektronische Soundspielereien beenden den Song und erzeugen eine dichte Atmosphäre. Weiter geht es mit Teardrops, ich drücke auf Repeat. Ich glaube, Hybrid Theory und Infest haben ein Kind gezeugt, das ist ein krasser 2000er Nu Metal Flashback. Leider hat Chester Bennington diese Welt viel zu früh verlassen, er wäre der perfekte Gastsänger in diesem Song gewesen.

Für Obey steht der englische Musiker Yungblud als Vertreter der nächsten Generation des Rock in den Startlöchern. Obwohl der Song erst als unspektakulärer Alternativ Rocker durchgeht, fördern die elektronischen Passagen und das aggressive Ende doch noch einen ordentlichen Metalcore Song zutage. Elektronische Vocal- und Soundsamples namens Itch For The Cure (When Will We Be Free?) leiten als Intro den Song Kingslayer ein. Puh, Babymetal als Feature. Wenn ich diesen Namen lese, laufen mir die Schweißperlen über die Stirn. Den Hype um die japanische Kawaii Metal Band werde ich wohl nie verstehen. Umso erfreulicher, dass Kingslayer ein ganz schöner Brecher ist. Oli Sykes packt seine bösesten Vocals aus, während ich versuche, den Gesang der Damen von Babymetal zu ignorieren. Für meinen Geschmack besser umgesetzt, integriert sich der Gesang von Amy Love hervorragend in den Song 1×1, der zusammen mit dem englischen Duo Nova Twins entstanden ist. Der folgende Song Ludens ist schon 2019 für den Soundtrack zum Videospiel Death Stranding: Timefall veröffentlicht worden. Eher im Electropop angesiedelt, wird der Song immer wieder durch tiefer gestimmte Gitarrenriffs aufgelockert. Das letzte Lied der EP hört auf den eingängigen Namen One Day The Only Butterflies Left Will Be In Your Chest As You March Towards Your Death. Der cleane Gesang von Sykes ergänzt sich sehr gut mit der wundervollen Stimme von Amy Lee (Evanescence) und beendet auf atmosphärische Weise das erste Kapitel der Post Human Reihe.

Bring Me The Horizon – Post Human: Survival Horror (EP)
Fazit
Es ist ein Running Gag, dass die Fans der alten BMTH Schule wieder mehr Härte und weniger elektronische Spielereien fordern. Gitarrist Lee Malia war ja schon fast arbeitslos. Teilweise wird Post Human: Survival Horror dem auch gerecht. Noch besser finde ich die Mischung aus allen Trademarks der Band – brutale Riffs, Electropop, aggressiver Gesang, starke Lyrics und vor allem eine dichte Atmosphäre über die volle Spielzeit. Nach den letzten Outputs der Engländer habe ich etwas mit mir gerungen, überhaupt in die neue EP reinzuhören. Sie haben mich eines Besseren belehrt und Stillstand kann man der Band nun wirklich nicht vorwerfen.

Anspieltipps: Dear Diary, Parasite Eve und Teardrops
Florian W.
8.5
Leser Bewertung7 Bewertungen
9
8.5
Punkte