Code Orange – Forever

“Krallen geschärft“

Artist: Code Orange

Herkunft: Pittsburgh (PA), USA

Album: Forever

Spiellänge: 35:07 Minuten

Genre: Hardcore, Alternative, Industrial

Release: 13.01.2017

Label: Roadrunner Records

Link: https://www.facebook.com/codeorangekids/

Produktion: GodCity, Salem (MA) von Kurt Ballou

Bandmitglieder:

Gitarre und Gesang – Reba Meyers Gitarre
Synthesizer und Gesang – Eric Balderose
Gitarre; Synthesizer und Gesang – Dominic Landolina
Bassgitarre – Joe Goldman
Schlagzeug und Gesang – Jami Morgan

Tracklist:

1. Forever
2. Kill The Creator
3. Real
4. Bleeding In The Blur
5. The Mud
6. The New Reality
7. Spy
8. Ugly
9. No One Is Untouchable
10. Hurt Goes On
11. Dream2

Wer befürchtet hat, dass mit dem Wechsel zu Roadrunner Records der Stil von Code Orange in Richtung klassischen Metals abdriften würde, kann entspannt aufatmen: Anstatt sich auf etablierte Strukturen und Themen zu beschränken, geben sich die Hardcore-Kids aus Pittsburgh, dem Paris der USA, auf Forever experimentierfreudiger, als je zuvor. Zwar bleiben sie ihrem knochenbrechenden Hardcore treu, doch wagen gleichzeitig geschmackvolle Anreicherungen mit melodischen Alternative-Einschlägen (Bleeding In The Blur) und unterkühlten Industrial-Sounds (Real). Dabei zerreißen sie insbesondere häufig das erwartete Song-Korsett. Für die soundliche Abrundung sorgt wieder einmal der vielseits gerühmte und – in der Szene – zu so einer Art Sound-Gott stilisierte Kurt Ballou von Converge. Die Energie, die Code Orange auf ihren Konzerten explosionsartig freisetzen, lässt sich so auf Forever geradezu physisch nachempfinden.

Kaum zu glauben, wie zornig das Geschrei der jungen Band klingen kann – andererseits ist es vielleicht in Anbetracht des Alters nicht überraschend. Effektvoll wechseln sich dabei Reba Meyers, Eric Balderose, Dominic Landolina und Jami Morgan ab, um sich in einen Dialog des Hasses zu begeben (und – vermutlich – sich gegenseitig Atempausen zu erlauben). Gelegentlich werden die Stimmen auch geschichtet, um neue Klangfarben zu ermöglichen. Besonders erwähnenswert sind die Songs Bleeding In The Blur und Dream2, in denen Reba Meyers plötzlich mit klarer und melodischer Stimme vor die Band tritt und das Energieniveau des Albums plötzlich in gänsehauttaugliche Intensität verwandelt. Zu behaupten, dass dies an das Band-Nebenprojekt Adventures erinnert, mag nahe liegen – verkürzt die Verwandschaft der Bands aber unangemessen.

„,The line between pain and art no longer exists“ heißt es in Bleeding In The Blur und fasst damit wunderschön zusammen, womit sich die Band textlich auf dem Album beschäftigt: Es geht um die Einflüsse der Musik auf die Musiker und umgekehrt. Diese Wechselwirkungen und ihre Vor- und Nachteile werden dargestellt und vorgelitten. „With my hand on your soul I can feel your lack of anything“ heißt es deswegen zum Beispiel im funkenstiebenden The New Reality oder „You’ve misused your influence/ You’ve confused your congruence for cluelessness“ in Kill The Creator. Vor allem heißt es im Titeltrack aber Code Orange Forever. Ihrer eigenen Überhöhung greifen die ehemaligen Kids aber vor, indem sie ihr Album – sicherlich nicht ganz unsymbolisch – kurz vor Schluss einfach abbrechen.

Fazit: Code Orange liefern mit Forever ein wahnsinnig starkes Album ab, auf dem sie ihren Stil mutig und geschmackvoll anreichern, gleichzeitig aber immer zeigen, was sie können und lieben. Der Sound ist fett, die Texte – wenn auch meistens völlig unverständlich im Lärm verschluckt – sind wütend und direkt, die Melodien und Arrangements sind raffiniert. Diese Platte lässt keine Wünsche offen und festigt den Status als Hardcore-Größe. Und – wenn sie es nicht tun: Code Orange Forever. Ja, Bitte!

Anspieltipps: Kill The Creator, Bleeding In The Blur, The New Reality
Sören R.
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