De Mortem Et Diabolum Festival vom 08. bis 10.12.2022 im ORWO Haus Berlin

Schwarze Messe in der Hauptstadt

Eventname: De Mortem Et Diabolum 2022

Bands: Archgoat, Whoredom Rife, Seth, Schammasch, THe Ruins of Beverast, Dead Congregations, Fuath, Havukruunu, Verheerer, Theotoxin, Nornir, Beltez. Sumerian Tombs, Horresque, Selvans, Fvnerals, Burial, Attic, (Dolch)

Ort: ORWO HAus Berlin

Datum: 08.-10.12.2022

Kosten: 109,90 €

Genre: Black Metal, Death Metal, Doom Metal

Veranstalter: De Mortem Et Diabolum

Link: https://www.demortemetdiabolum.de/de/

Seth

Als eines der späteren Festivals bietet sich das De Mortem Et Diabolum in Berlin als ein wunderbarer Jahresabschluss der Festival- und Konzertsaison an. Anfang Dezember ist es oft der letzte Programmpunkt im Metalhead-Kalender. Nach der zweijährigen Pause ist es nun endlich wieder so weit und zahlreiche Schwarzmetaller haben sich im ORWO Haus in Berlin eingefunden. Einen kleinen Vorgeschmack lieferten die Veranstalter bereits im April mit der Walpurgisnacht. Nun steht endlich das Hauptfestival vor der Tür. Nach einem wahren Krimi 2021, bei dem das Festival kurzfristig einige Tage vor Beginn abgesagt werden musste, ist die Vorfreude groß. Bekannt für ein großartiges Line-Up sind das Festival und auch die Walpurgisnacht bereits. Dieses Jahr stehen Perlen wie Seth, Archgoat, Schammasch und Whoredom Rife auf dem Plakat.

Ein kleines Novum gibt es dieses Jahr. Bereits am Donnerstag startet das Festival mit eher kleinen Bands. Eine schöne Sache, um die Szene zu unterstützen und eine Bühne zu geben. Leider hat dieser Teil der Redaktion aufgrund einer Flugverspätung den ersten Abend im ORWO Haus verpasst. Berichten anderer Festivalbesucher zufolge war dieser aber spannend und mit einer gewohnt guten Auswahl an Bands gespickt. Auf der Running Order fanden sich Sumerian Tombs, Verheerer, Beltez, (Dolch) und Attic. Ein perfekter Einstieg in das kommende Festivalwochenende.

Richtig starten kann das diesjährige De Mortem Et Diabolum für mich dann am Freitagnachmittag. Den Auftakt des Tages machen Burial aus Italien. Sonnig freundliche Stimmung erwartet man hier vergebens. Die Doom/Death Musiker scheinen aus der dunkelsten Ecke ihrer Seele alles herauszuholen. Tiefe Gitarren und eine noch viel düsterere Stimme wallen durch die Halle. Ganz anders kommen anschließend Selvans daher. Nicht nur musikalisch können die Herren hier überzeugen. Auch die Bühnenpräsenz lässt die Blicke auf der Band haften. Trotz Black Metal erklingt hier und da auch mal etwas Klargesang, der dennoch wunderbar in die Stimmung passt. Offene Schwarzmetaller können hier sicher mal ein Auge drauf werfen.

Nornir zeigen dann wiederum klassischen skandinavischen Black Metal. Böse Gitarren, markerschütternder Gesang und eine wunderbar drückende Atmosphäre lassen jedes trve norwegian Black Metal Herz höher schlagen. Man könnte meinen, die Herren sind direkt aus dem tiefsten nordischen Wald nach Berlin gekommen. In der Tat war der Weg dann doch nicht so weit. Sachsen ist ja nun doch irgendwie um die Ecke.

Mit Fuath steht eine kleine Sensation auf der De Mortem Et Diabolum Bühne. Das Soloprojekt des SAOR Masterminds Andy Marshall betritt für einen exklusiven Auftritt die Bühne. Mystisch atmosphärische Klänge bahnen sich nun den Weg in die Hörgänge der Besucher. Ähnlich wie bei SAOR ist es auch hier die Musiklandschaft, die Marshall gekonnt erschafft und die Zuhörer gedanklich an ganz andere Orte führt. Eine ganz andere Art Black Metal im Vergleich zur Vorband, die aber  eine wunderbare Abwechslung bietet. Auch hier beweisen die Veranstalter wieder ein tolles Händchen.

Weiter geht es mit The Ruins Of Beverast, einer eher doomigen Black Metal Band, die gekonnt in wildere und härte Saiten greift. Gepaart mit einer fantastischen Bühnenpräsenz geben die Aachener eine perfekte Überleitung zu den letzten drei Bands des heutigen Abends ab. Der ehemalige Nagelfar Drummer und seine Bühnenkollegen geben, was sie können und das Publikum lässt sich anstecken.

Whoredom Rife

Theotoxin, Whoredom Rife und Archgoat sind aktuell gemeinsam auf Tour und machen in Berlin zum De Mortem Et Diabolum Halt. Dadurch ist ein schöner Höhepunkt des Freitagabends geschaffen und die Menge vor der Bühne wartet gespannt auf deren Auftritte. Theotoxin machen den Anfang dieses Black Metal Trios und zeigen Berlin heute, wie man einen Auftritt so richtig zerlegt. Die Österreicher walzen mit ordentlich dunkeldüsterem Black Metal die Halle nieder. Auch optisch lässt sich die Band sehen. Corpsepaint und allerhand böses Gestikulieren begeistern jedes Black Metal Herz im ORWO Haus. Theotoxin sind mein Highlight des Freitags.
Die Tourkollegen von Whoredom Rife lassen nicht lange auf sich warten und stehen nach einer Umbaupause auf der Bühne. An ihre Vorgänger kommen sie leider für mich nicht ran, auch wenn sie natürlich einen großartigen Auftritt ablegen. Dennoch hallt die vorherige Hammershow noch in den Gedanken nach. Auch Archgoat haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Berliner zum Kochen zu bringen. Das gelingt ihnen auch ganz gut. Die finnischen Kultmetaller zerlegen das ORWO Haus in Kleinteile und das Publikum feiert den Abschluss des ersten Tages der schwarzen Messe gebührend.

Nach einer viel zu kurzen Nacht mach ich mich wieder auf dem Weg ins ORWO Haus. Horresque haben heute den Job, den Tag einzuläuten. Es finden sich auch bereits einige Besucher vor der Bühne ein und so ist es doch schon ganz gut gefüllt für die frühe Uhrzeit. Das ist auch gut so, denn die durchaus sehens- und vor allem hörenswerte Show, die die Limburger hier an den Tag bringen, ist es wert, miterlebt zu werden.
Die angeheizte Stimmung ändert sich mit Fvnerals deutlich. Hier geht es langsamer und fast bedächtiger zu. Das passt irgendwie nicht nach einem so aufwühlenden und energetischen Auftritt der vorherigen Band. Dennoch liefern auch Fvnerals ab.

Havukruunu sind dann schon wieder eine ganz andere Nummer. Die Finnen sind eher zu Späßen und lustigen Ansagen aufgelegt. Einem der Musiker scheinen die Temperaturen in Berlin etwas zu frisch. Mit dickem Pullover und Socken steht er auf der Bühne. Schon ein sehr witziger Anblick. Musikalisch muss man allerdings den Hut ziehen.
Um die Stimmung wieder ins schwarzmetallische Licht zu rücken, kommen anschließend Streams Of Blood auf die Bühne. Die Herren haben an Bühnendeko und Kostümen alles dabei, was das Black Metal Klischee so hergibt. Schädel, Kunstblut und Nieten – dazu bitterbösen und düsteren Black Metal. Das verspricht, ein großartiger Auftritt zu werden und die Festivalbesucher werden auch nicht enttäuscht.

Sylvaine

Mit dem nächsten Act gibt es wieder einen krassen Stimmungswechsel. Diesmal ist der Bandwechsel auch optisch eine Umgewöhnung. Auf der Bühne stehen die Musiker mit und um Sylvaine. Die junge blonde Allrounderin ist eigentlich als Solokünstlerin unterwegs, hat sich aber natürlich für den Liveauftritt Unterstützung mitgebracht. Einige Besucher haben Sylvaine heute entgegengefiebert. Dass die hübsche Norwegerin aber auch musikalisch einiges auf dem Kasten hat, wird ziemlich schnell klar. Verletzlichkeit, Verzweiflung und Wut werden instrumental und mit beeindruckender Stimmkraft zum Ausdruck gebracht und sorgen für einige Gänsehautmomente.

Weiter geht es mit Dead Congregations aus Griechenland. Dass die Griechen Black Metal können, ist ja spätestens seit Rotting Christ kein Geheimnis mehr. Dead Congregations sind zwar eher dem Death Metal zuzuordnen, können aber trotzdem überzeugen und zerlegen das ORWO Haus im Sturm. Da bleibt selbst der trveste Black Metal Fan nicht unberührt.

Schammasch

Schon sind wir beim vorletzten und für mich spannendsten Teil des Line-Ups angekommen. Damit scheine ich nicht alleine zu sein, denn auch das Berliner Publikum freut sich auf den Auftritt von Schammasch. Die Schweizer stehen im Ranking der Bühnenoutfits definitiv ganz vorne. Hier ist es nur wieder äußerst schade, dass die Lichttechnik der Meinung ist, kein Frontlicht anmachen zu müssen. Beim zweiten Song ändert sich das dann und die Zuschauer sehen auch mal, von wem die Töne von der Bühne überhaupt kommen. Zum Lichtproblem aber später noch ein paar Sätze mehr.
Schammasch spielen einen drückenden und detailverliebten Ambient Black Metal, dem man sich einfach nicht entziehen kann. Ich hätte noch etwas länger zuhören können, freue mich aber auch schon auf den letzten Act des De Mortem Et Diabolums.

Seth

Der steht auch schon nach ein paar Umbauten und Dekorationsarbeiten auf der Bühne. Seth haben letztes Jahr mit dem Album La Morsure Du Christ überrascht. Nicht nur, weil es länger ruhig um die Franzosen gewesen ist, sondern auch, weil das Album, das sich mit dem Niedergang des Christentums durch den Brand von Notre Dame befasst und auch musikalisch konnte es überzeugen. Das Albumcover findet sich auch auf der Bühne und im Merch der Band immer wieder. Als Headliner des diesjährigen De Mortem Et Diabolums passen sie perfekt. Mit viel Stimmung und Energie fegen die Black Metaller über die Bühne. Auch hier dürfen ein paar Szeneklischees nicht fehlen. Totenschädel und große dramatische Gesten zu großartiger Musik – was will man mehr? Ein mehr als gelungener Abschluss!

Zum Schluss möchte ich noch ein paar allgemeine Worte loswerden. Das De Mortem Et Diabolum ist ein wunderbar familiäres und liebevoll organisiertes Festival. Jedem Teammitglied sieht und merkt man die Freude und den Spaß an. Durchweg alle (!) Mitarbeiter waren freundlich, gut gelaunt und mit viel Herzblut dabei. Das ist wirklich selten und macht auch als Besucher unheimlich Spaß. Organisatorisch und auch an der Auswahl der Bands gibt es nichts zu meckern. In meinem Festivalkalender wird das De Mortem Et Diabolum definitiv einen festen Platz bekommen. Die ersten Bands für 2023 stehen auch schon fest und ich freue mich schon sehr. Damit die Wartezeit nicht zu lange wird, steht im April auch die Walpurgisnacht an. Hierfür sind auch schon einige großartige Bands bestätigt. Mork ist eine davon, deren Auftritt ich schon jetzt entgegenfiebere.

Einen kleinen Kritikpunkt gibt es allerdings: Die Lichtverhältnisse auf der Bühne!
Klar – es ist manchmal Wunsch der Bands, vor allem im Black Metal Bereich, das Bühnenlicht atmosphärisch und düster zu halten. Dennoch scheint es mir eher unwahrscheinlich, dass 80 % der Bands nahezu gar keine Beleuchtung wünschen. Im Falle von Schammasch hat man ja sogar gemerkt, dass die Bands noch während des Auftritts um mehr Licht gebeten hat. Auch von anderen Bands ist mir das bekannt.
Nicht nur allein für die Fotografen ist diese Einstellung zum Licht schwierig, sondern vielmehr und hauptsächlich für die Konzert- und Festivalbesucher! Immer wieder verschwanden die Bands in nahezu völliger Dunkelheit. Kommt dann noch Nebel dazu, ist die Bühne wie eine Wand. Was ist ein Konzerterlebnis, ohne die Musiker auf der Bühne auch sehen zu können? Da hat auch Atmosphäre als Argument kein Gewicht mehr. Wo nichts zu sehen ist, ist auch keine Atmosphäre. Schade ist es vor allem dann, wenn Künstler viel Zeit in Bühnenoutfits stecken, sich kunstvoll Corpsepaint ins Gesicht malen, aber der Zuschauer diese kaum sehen kann.
Meine große und eindringliche Bitte für die nächsten Konzerte ist daher – nutzt die Scheinwerfer!