Artist: Dead Quiet
Herkunft: Kanada
Album: Truth & Ruin
Spiellänge: 45:43 Minuten
Genre: Hardrock, Proto-Metal
Release: 11.09.2020
Label: Artoffact Records
Links: https://www.deadquiet.net/band
https://www.facebook.com/deadquietband/
Bandmitglieder:
Gesang, Gitarre – Kevin Keegan
Schlagzeug – Jason Dana
Gitarre – Brock Macinnes
Keyboard – Mike Rosen
Bassgitarre – Mike Grossnickle
Tracklist:
1. Atoned Deaf
2. Forever Unsung
3. Of Sound And Fury
4. Truth And Ruin
5. Partial Darkness
6. The Sign Of A Sealed Fate
7. Cold Grey Death
Im Hamburger Portugiesenviertel gab es vor vielen Jahren einmal einen Laden, der sich dem „Crossover Cooking“ verschrieben hatte. Auch wenn ich dreizehn Jahre dort gewohnt habe, war ich aus mir mittlerweile nicht mehr nachvollziehbaren Gründen nie dort essen gewesen.
Was zum Teufel hat das jetzt mit Truth & Ruin, dem neuen und dritten Werk der Kanadier Dead Quiet zu tun?
Eigentlich gar nichts, und doch alles.
Nachdem ich das Album nun ein paar Mal am Stück durchgehört habe, steht vor meinem inneren Auge ein großer, gusseiserner Pott auf dem Herd, in dem sich ein paar tolle Zutaten zu einer herrlichen Retrosuppe zusammengetan haben.
Damit das aber nicht allzu süß und sanft schmeckt, hat der Chef de Cuisine eine Menge Pfeffer, Knoblauch und Chili dazugeschüttet und alles mal kräftig durchgerührt.
Atoned Deaf, der grandiose Opener, startet mit Orgel, Breitwand-Sound und einem schmackhaften Deep Purple meets Ghost Riff und zeigt schon sehr genau, wohin die (Zeit-) Reise geht.
Kevin Keegans raues Organ verleiht dem Ganzen eine angenehme Härte und transportiert durch den leidenschaftlichen Einsatz jede Menge Emotionen.
Und ja hallo, liebe Freunde, was ist denn bei Forever Unsung los? Wunderschöne, großartige Hellacopters Vibes, die auf einen doomigen, kraftvollen Black Sabbath Refrain treffen.
Keegan hatte es ja schon angekündigt (siehe auch unseren Vorbericht): „Ich liebe gute Hooks. Ich mag Songs, die dir den Schädel weghauen, aber zugleich im Kopf bleiben wie ein guter Pop-Track“
Forever Unsung ist das Paradebeispiel für diese Aussage. Testet es aus, die Repeat-Taste wird euer Freund sein.
Of Sound And Fury hingegen ist seeehr schwer und tragend, atmet wieder diesen opulenten Deep Purple Spirit und lässt auch Led Zeppelin zu Worte kommen.
Übrigens kippt die Band zu all diesem 70er-Einfluss auch noch jede Menge Stonerrock-Zitate, sodass auch Liebhaber von Combos wie den Queens Of The Stone Age durchaus Gefallen an der Dreiviertelstunde finden sollten. Einfach mal Partial Darkness anhören.
Den größten „modernen“ Heavy Metal Bezug höre ich persönlich bei The Sign Of A Sealed Fate heraus. Tonnenweise Epik und unendliche Weite, mit etwas weniger 70er Riffing und stattdessen erhöhtem NWOBHM-Level – wenn auch hier wieder alles in Zeitlupentempo.
Der Song walzt sich unaufhörlich seinen Weg ins Gehirn und bleibt da auch erst mal hängen. Grandios! Nachhaltig! Genial!
Und dann kommt auch noch ein Klavier beim siebten und letzten Song, Cold Grey Death, zum Einsatz. Das Grande Finale lässt alles noch mal explodieren. Die totale Soundsättigung, sich überschlagender Gesang, bombastisches Drumming und dann wieder diese epischen Gitarren. Mal stark verzerrt, mal akustisch.
Puh.. Dieses Album ist auf einmal ein schwerer Brocken, der dich fordert und einiges abverlangt.
Es beginnt alles sehr, nun, „positiv“ und ändert im Laufe der Spielzeit aber seine Stimmung. Die letzten beiden Songs packen dein Gemüt und ziehen es mit einer unerwarteten Urkraft nach unten, halten es fest und lassen es erst mit dem Verklingen der letzten Töne wieder los.
Und schon ertappt man sich dabei, wie man automatisch den Finger wieder auf „play“ legt, um sich erneut der Magie von Truth & Ruin, gerade in den letzten Songs, hinzugeben.