Event: Dirkschneider – Balls To The Wall 40th Anniversary Tour 2025
Bands: Dirkschneider, Crownshift, All For Metal
Ort: Große Freiheit 36, Große Freiheit 36, 22767 Hamburg
Datum: 28.03.2025
Kosten: VVK 49,75 €, sold out
Zuschauer: ca. 1.600
Genre: Heavy Metal, Power Metal, Comedy, Alternative Metal, Dark Metal, Melodic Death Metal, Modern Metal
Link: www.grossefreiheit36.com
Setlist Dirkschneider:
- Fast As A Shark
- Living For Tonite
- Midnight Mover
- Breaker
- Flash Rockin‘ Man
- Metal Heart
- Breaking Up Again
- Balls To The Wall
- London Leatherboys
- Fight It Back
- Head Over Heels
- Losing More Than You’ve Ever Had
- Love Child
- Turn Me On
- Losers And Winners
- Guardian Of The Night
- Winter Dreams
- Princess Of The Dawn
- Up To The Limit
- Burning
„Ich bin durch meine Eltern auf Accept und Udo Dirkschneider aufmerksam geworden. Mein Vater ist Udo–Fan und das hat sich auf mich übertragen. Ich finde die Musik cool, der Bass knallt und Udo hat eine super Stimme.“
„Ich habe mit elf oder zwölf Jahren mit Linkin Park angefangen. Dadurch kam mein Vater wieder mit in die Metalszene. Seine Lieblingsband war früher Accept. So sind wir zu U.D.O. gekommen und als Zwölfjährige bin ich erstmals zu einem Konzert. Das war U.D.O. in der Markthalle. Mich fasziniert Metalmusik generell. Es ist reale und emotionale Musik auf der Bühne. Metal- Konzerte sorgen für Stimmung und echte Emotionen. Es ist halt keine Computermusik, richtige Menschen spielen Instrumente und singen Texte.“
„Der Herr neben mir, mein Vater, ist der Hauptgrund. Aber generell mag ich Metalmusik sehr gerne. Ich bin nicht so super drin in der Musik, die hier heute Abend läuft. Ich habe Accept auf dem Wacken Open Air gesehen, aber halt nicht mit dem Sänger aus den 80ern. Das ist ein anderes Line-Up, aber die Songs sind durchaus vergleichbar. Daher komme ich gerne zu dem Konzert mit, wobei ich zu Konzerten allgemein nicht nein sage und wenn eine Gitarre dabei ist, dann ist das gut. Die Metalwelt ist mein Bezug zur Balls To The Wall.“
Das sind drei Stimmen aus dem Publikum von Menschen, die deutlich jünger sind als das gefeierte Album aus dem Jahr 1983. Verschiedene Generationen strömen am Freitagabend in die Große Freiheit 36, um U.D.O. als Dirkschneider zu sehen. Unter der Fahne Dirkschneider kümmert sich Udo um seine Hinterlassenschaften aus der Accept-Zeit. Eine große Hinterlassenschaft ist Balls To The Wall. Eigentlich sogar inklusive der Lyrics, die heute wieder sehr aktuell sind, wo Rechte von Minderheiten immer weiter eingeschränkt werden.
Große Freiheit 36 an einem Wochenende, erfahrene Metalheads aus Hamburg und Umgebung wissen, was das bedeutet. Die Kommunikation bezüglich der Anfangszeit geht von 19 Uhr bis zum Einlass 17:30 Uhr. Auch dieser Sachverhalt ist nicht neu.
Die Ankündigung im Programm von der Großen Freiheit 36 sagt eigentlich alles aus. Wer ist Dirk Schneider & U.D.O.? Zum Hauptact um ein paar Minuten nach 20 Uhr sind aber alle Fans in der Bude. Spätestens als „Heidi-Heido-Heida“ vom Band erklingt, wissen die Fans, was die Stunde geschlagen hat. Fast As A Shark, Living For Tonite und Midnight Mover: Best-Of-Accept zum Einstieg und so gut wie jeder Refrain wird inbrünstig vom Publikum mitgesungen. Die Band ist bestens aufgelegt und Udo mit weißen Handschuhen auf der Bühne. Zur Erinnerung: Der Herr wird kommende Woche 73 Jahre jung. Er war und ist nie ein Springbolzen gewesen und im gesetzten Alter überlässt er den Jungspunden wie den beiden Gitarristen Dee Dammers und Andrey Smirnov die Showeinlagen. Aber auch der zweite Altmeister, Peter Baltes am Bass, ist ständig in Bewegung und die Energie überträgt sich von der Bühne aufs Publikum.
Udo lässt seine Stimme sprechen und die klingt wie in den 80ern. Das erste große Ausrufzeichen ist Flash Rockin‘ Man vom 1982er-Album Restless And Wild. Dann übernimmt Bassist Peter Baltes das Mikrofon und sorgt mit der Ballade Breaking Up Again (Breaker, 1981) für eine echte Überraschung.
Das Intro von der Balls To Wall ertönt und nun weiß jeder Mensch, was die Glocke geschlagen hat. Udo kommt mit dem Cap aus den 80ern auf der Bühne, dazu die Camouflage-Jacke. Es sieht aus wie vor circa 40 Jahren. Der große Chor ertönt, wenn es heißt „God bless ya” und das Publikum geht mächtig steil. Während London Leatherboys durchaus Standardprogramm ist, geht es spätestens mit Fight It Back und vor allem Head Over Heels richtig zu Sache. Das Publikum singt textsicher mit, besonders beim Refrain von Head Over Heels. Udo erzählt ein paar Sätze zur Jubiläumsplatte und dass die Band sich freut, die alten Schinken nochmals spielen zu dürfen. Dann erklingt mit Losing More Than You’ve Ever Had ein sehr spezieller Song. Wer mag, kann gerne in den Setlisten stöbern, ob Accept oder U.D.O. oder Dirkschneider das Ding schon mal gespielt haben. Es hat mehr als 40 Jahre gedauert, bevor die melancholischen Lyrics es auf die Bühne schaffen. Aber auch hier: das Publikum ist voll da und auch der eher komplexe Track geht ab, wie das heiße Messer durch die kalte Butter.
Während Love Child auch zum Standardmaterial gehört, sind Losers And Winners und vor allem Guardian Of The Night zwei weitere Highlights, die endlich mal wieder live gewürdigt werden. Udo ist nach circa 90 Minuten gesanglich noch genauso unterwegs wie zum Start des Konzerts. Auch die Ballade Winter Dreams liefert er standesgemäß ab. Bei der Neuauflage der Scheibe teilt sich Udo das Ding mit Doro – das wäre live bestimmt sehenswert. Es folgt eine kurze Pause, dann gibt es die Zugabe. Die Story von der Prinzessin auf der Erbse ist ein Must-Play-Track, Up To The Limit ein passendes Ding für den heutigen Abend. Burning, die Single aus dem Jahr 1981, setzt dem Abend die Krone auf. Einmal mehr unterstreicht Udo, dass er die Stimme von Accept aus den 80ern ist und bleibt. Die Band und das Publikum verneigen sich voreinander, dann gehen circa 110 Minuten Udo Dirkschneider in Hamburg zu Ende. Zur Erinnerung: der Herr ist 72 Jahre jung und rockt den Laden fast zwei Stunden. Dazu eine Band, die vor Spielfreude nahezu platzt. Wer auf die alten Accept-Sachen steht, der kommt an Udo Dirkschneider nicht vorbei.
Es gab auch zwei Vorband. Um 18:15 Uhr stehen All For Metal auf der Bühne vor circa 150 Leuten. Klar, auf den Tickets steht Beginn 19 Uhr. Hier hat die Große Freiheit 36 ganze Arbeit geleistet. Zur Erinnerung: vor vier Wochen spielten All For Metal in der Markthalle vor fast voller Hütte um 19 Uhr als erste Band des Abends. Musikalisch gibt es Partymusik mit einer Prise Comedy im Metalgewand, was erwartungsgemäß vor allem bei den alten Accept-Fans nicht auf Gegenliebe trifft. Aber auch eine kleine Anhängerschaft haben All For Metal mit dabei und den Nerv der jüngeren Generation scheint die Musik zu treffen.
Crownshift aus Finnland stehen um 19 Uhr auf der Bühne. Eventuell kennt noch jemand die Band Norther. Drei der fünf Herren waren in der letzten Bandbesetzung der Melodic-Death-Metal-Band, die sich 2012 auflöste. Crownshift mixen diverse Genres und ganz grob würde Modern-Melodic-Power-Death-Dark-Metal-Rock passen. Technisch sind die Herren in einer anderen Liga unterwegs als All For Metal. Kein Wunder, Bassist Jukka Koskinen ist der Nachfolger von Marko Hietala bei Nightwish, dazu ist der aktuelle Drummer von Finntroll zu erleben und mit Daniel Freyberg einer der Protagonisten von Children Of Bodom. Die musikalische Ausrichtung ist etwas problematisch und gipfelt im Alannah-Myles-Cover Black Velvet, sodass der technisch starke Gig nicht beim Publikum ankommt. Dafür benötigen Udo und seine Mitstreiter kaum mehr als ein „Heidi-Heido-Heida“.