Dust Bolt im KFZ Marburg am 1. März 2019

Thrash Gewitter in der hessischen Provinz

Headliner: Dust Bolt

Vorbands: Bloodspot, Centrate

Location: Kulturzentrum KFZ Marburg

Datum: 01.03.2019

Kosten: 16,70 € VK, 20,- € AK

Zuschauer: ca.  150

Setlisten:

Centrate:

1. In The Face Of Death
2. First Human Instinct
3. Old Man’s Table
4. Revenge
5. Ritual
6. New World Order
7. Infected
8. Tiger Force

Bloodspot:

1. The Act Of Fame
2.
Embrace The End
3.
Consumed By Hatred
4.
A Wonder Of Vows
5.
Viefraß
6.
To The Marrow
7.
Volcanos
8.
Public Porn
9.
Lower The Cut 

Dust Bolt:

1. The Fourth Strike
2. Dead Inside
3. Soul Erazor
4. Mind The Gap
5. Mass Confusion
6. Killing Time
7. Bloody Rain
8. Distant Scream (The Monotonous)
9. Toxic Attack
10. Sick X Brain
11.Rhythm To My Madness
12. Another Day in Hell
13. Agent Thrash

Die Landsberger Dust Bolt haben sich angesagt, gemeinsam mit Bloodspot auf Deutschlandtour zu gehen, um ihr neues Album Trapped in Chaos (Review gibt es hier) zu supporten. Der Tourplan sieht als zweites Konzert einen Abstecher ins mittelhessische KFZ Marburg vor. Als Local Support sind hier heute Centrate aus dem benachbarten Dillenburg am Start. Letztere sind es auch, die in erster Linie verantwortlich sind, dass bereits vor der Show backstage die Biervorräte neu aufgefüllt werden müssen. Insgesamt herrscht vor der Veranstaltung eine gelöste Stimmung voller Vorfreude auf die Show. Die Bands sind begeistert von den Licht- und Soundverhältnissen auf der Bühne und dem Catering und Räumlichkeiten (auch wenn nur für zwei Bands eigene Räume zur Verfügung stehen). Hier macht sich bezahlt, dass das Kultur- und Freizeitzentrum (KFZ) Marburg e.V. aus seiner früheren Heimat ausziehen musste und in neu errichteten Räumen der aufwendig ausgebauten Stadthalle untergekommen ist. Es wird herumgealbert und philosophiert und dem Verfasser scherzhaft ein Fuffi für eine entsprechende Rezension geboten. Letzteres ist aber einerseits gar nicht nötig, denn alle drei Bands können heute ausnahmslos überzeugen und begeistern. Andererseits scheitert es auch daran, dass sich die Bandmitglieder nicht darauf einigen können, wer zahlt und – natürlich – an meiner Unbestechlichkeit!

Centrate, die mit der EP Tiger Force (2015) und dem Longplayer Ritual (2016) zwei Veröffentlichungen in Eigenregie vorzuweisen haben, schaffen es problemlos, ihre Backstage schon versprühte Energie und gute Laune mit ihrem straighten Thrash auf die Bühne zu transportieren. Zwar ist das KFZ noch relativ leer, dies tut aber weder der Spielfreude der Band noch der Begeisterung der Anwesenden einen Abbruch und man lässt sich auch nicht durch die selbstdiagnostizierten 45° Fieber des Gitarristen Jonas bremsen. Natürlich haben viele Freunde und Bekannte den Weg nach Marburg gefunden, sodass der Auftritt entsprechend abgefeiert wird. Ein vielversprechender Gig von Centrate, der einiges für die zukünftigen Veröffentlichungen und Konzerte erwarten und erhoffen lässt.

Nach kurzer Umbauphase, so kurz, dass sich der Großteil der Metalheads nicht rechtzeitig aus dem Foyer in den Konzertsaal begeben kann, entern Bloodspot die Bühne. Das Quintett aus dem hessischen Limburg hat hier ebenfalls (fast) ein Heimspiel und bereits drei Langeisen auf seiner Veröffentlichungsliste. Das Ganze wirkt dann auch mindestens eine Stufe höher auf der Entwicklungsleiter und die Bühnenpräsenz homogener im Vergleich zu Centrate. Die „ruhigen und netten Jungs“ vom Plausch Backstage vor dem Konzert mutieren zur alles überrollenden Walze, die ihre Mischung aus Death und Thrash gnadenlos in die Menge prügelt. Treibendes Schlagzeug, pumpender Bass, sägende Gitarren und barfüßige Growls haben das ruckzuck aus seiner Pause zurückgekehrte Publikum im Griff und in ihren Bann gezogen. Hier passt einfach alles zusammen: Klasse!

Erwartungsgemäß kann dann der Hauptact Dust Bolt noch einen drauf setzen. Das junge Quartett kommt wie alte Hasen daher, ohne aber die jugendliche Agilität und Energie verloren zu haben. Hier kommt sicherlich die enorme Erfahrung aus den bereits absolvierten Touren mit u.a. Obituary, Exodus, Powertrip, die die Band auch in die USA und nach Japan geführt haben, zu Gute. Heute liegt das Hauptaugenmerk natürlich auf dem neuen Album Trapped In Chaos, dessen Eröffnungssongs The Fourth Strike und Dead Inside auch den Einstieg in das Konzert bilden. Eine gute Wahl, denn sofort ist das leider nicht so zahlreich anwesende Metalvolk auf Betriebstemperatur. Nur ca. 150 Leute haben heute den Weg ins KFZ gefunden. Zwar zeigte sich Frontmann Lenny vor dem Konzert mit dem Vorverkauf zufrieden, aber das Package hat definitiv einen besseren Zuspruch verdient, insbesondere, da Mittelhessen in Sachen Konzertdichte nicht wirklich verwöhnt ist. Den Anwesenden ist es egal, es wird abgerockt, was der Körper hergibt. Stagediving ist ausdrücklich erwünscht, hier werden nur seitens der Band die zwei Regeln verkündet, dass jede(r) auf die Bühne darf, aber auch gefälligst aufzufangen ist! Gedankt wird dies unter anderem mit dem Zwischenruf „Lenny, du geile Sau!“ und als vor Sick X Brain zum „größten Circle Pit, den Marburg je gesehen hat“ aufgefordert wird, lässt man sich nicht zweimal bitten.

Old School Bay Area Thrash im frischen deutschen Gewand funktioniert ganz offensichtlich bestens! Nach gefühlt viel zu kurzer Zeit beendet mein persönlicher Lieblingssong Rhythm To My Madness (die einleitende sägende Gitarre ist übrigens ein absolut unverwechselbarer Cellphone-Klingelton 😉 ) das reguläre Set. Aber klar, da folgt noch was. Dies sind heute die „Ballade“ Another Day In Hell (als insgesamt sechster Song von Trapped In Chaos) und der Kracher Agent Thrash, der dann auch den Fans die letzten Körner abverlangt.

Fazit: Drei Bands, die auf ganzer Linie überzeugt und begeistert haben. Wer sich das hat entgehen lassen, und das waren eindeutig zu viele, hat etwas verpasst und gehört mit einer „sbtn“-Dauerschleife bestraft (sbtn ist hier Platzhalter für eine Band eurer Wahl).